Direktvermarkter müssen Geschmack beweisen

Landessortenversuche Speisekartoffeln 2013, frühe Reifegruppe

Im frühen Segment wurden insgesamt zwölf Sorten auf zwei Standorten, mit und ohne Beregnung, geprüft. Alle Sorten wurden im Frühjahr geliefert und in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt. Die festkochenden Sorten Cosma, Solo und Vitabella und die vorwiegend festkochende Sorte Allora wurden erstmals geprüft. Im mehligkochenden Segment gibt es weiterhin nichts Neues beziehungsweise steht der unabhängigen Beratung kein Pflanzgut zur Verfügung.

Die Versuche liefen dank Keimstimulierung und Vorkeimung relativ gut auf.

Foto: Mohr

Nachdem der März deutlich zu kalt war, bewegte sich der April mit etlichen zu kühlen und einer in der letzten Dekade frühsommerlichen Periode nur geringfügig über dem langjährigen Mittel. Die Niederschlagsmenge im April lag 75 Prozent über dem langjährigen Wert. Dieser Wert wurde im Mai noch überschritten (85 Prozent). Zusätzlich war es zu kalt. So kam es in der Praxis bei nicht keimstimulierten, nicht vorgekeimten Knollen oder bei Keimabruch zu stark verzetteltem und verzögertem Auflauf.

Standort Böhl-Iggelheim mit Rohr-Beregnung

Verstärktes Auftreten der Fusarium-Trockenfäule ließ vereinzelt die Anzahl der aufgelaufenen Stauden um bis zu 30 Prozent sinken. Zusätzlich kam es durch die lang anhaltende Bodennässe in der Praxis und im Versuch zum Auftreten von Schwarzbeinigkeit.

Durch den witterungsmäßig durchschnittlichen Juni konnte die Entwicklung der Kartoffeln endlich voranschreiten. Infektionsdruck durch Phytophthora konnte nur an wenigen Tagen registriert werden und spielte in der gesamten Vegetation keine bedeutende Rolle. Der sehr warme und trockene Juli führte in der letzten Dekade bei einigen frühen Sorten zu einem relativ zügigen Absterben der Stauden und zu hohen Boden- beziehungsweise Knollentemperaturen. Dadurch entstand bei einigen Sorten das Problem des Durchwuchses.

Zwei Besonderheiten zum Standort Böhl-Iggelheim, Kreis Bad Dürkheim (Rohr-Beregnung) müssen hier erwähnt werden. Erstens: Der ursprünglich geplante Standort war zum Zeitpunkt der Auspflanzung am 25. April bereits mit Mais eingesät. Zweitens: In den vergangenen 20 Jahren wurde dort kein Kartoffelanbau durchgeführt. Eine Krautregulierung wurde nicht durchgeführt.

Hohe Roh- und Speisewarenerträge

Der durchschnittliche Rohertrag lag mit 638 dt/ha (2012: 533 dt/ha) auf hohem Niveau. Hier merkt man, dass die Versuchsfläche keiner typischen Kartoffelfruchtfolge unterlegen war. Das Augenmerk muss aber auf den Relativertrag gerichtet werden.

Statistisch abgesicherte Mehrerträge erzielten Wega (rel. 118), Marabel (rel. 113) und Sandrin (rel. 110). Hinweis: Die Sorte Marabel reagiert ertraglich sehr stark auf die Fruchtfolge. Zusätzlich hatte sie ein durchschnittliches Pflanzknollengewicht von 107g (UWG: 290g). Die Sorte Wega hatte gar ein durchschnittliches Pflanzknollengewicht von 113g (UWG: 240g).

Keine der neuen Sorten erzielte überdurchschnittliche Erträge. Im Gegenteil, die festkochenden Sorten Solo (rel.79) und Vitabella (rel. 89) erzielten statistisch abgesicherte Mindererträge.

Auch beim Speisewarenertrag liegt Wega (rel. 126) auf dem ersten Platz. Neu im überdurchschnittlichen Bereich sind aber Fidelia (rel. 112), Osiris (rel. 111) und Miranda (rel. 110). Positiv wirkt sich der Speisewareertrag auch bei Belana (rel. 103) aus. Wegen des hohen Anteils an Übergrößen verlieren die Sorten Sandrin, Cosma, Vitabella, Marabel und Marylou an relativen Ertrag. Alle Sorten liegen, teilweise deutlich, über 20 Prozent Übergrößen. Im Prinzip keine oder nur geringe Änderung in der Tendenz zeigten sich bei Allora und Solo, die bei beiden Erträgen unterdurchschnittlich bleibt.

Manfred Mohr, DLR, Neustadt/Weinstraße  – LW 5/2014