Drei Anwendungen sollen Spätverunkrautung vermeiden

Herbizideinsatz in Zuckerrüben

Welche neuen Möglichkeiten zur Bekämpfung von Unkräutern und Schadgräsern in dieser Saison bestehen, erläutert nachfolgend Martin Nanz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Oppenheim.

Unbehandelte Kontrolle aus dem Herbizid-Versuch, Datum 6. Mai 2012 mit Weißem Gänsefuß, Klettenlabkraut, Windenknöterich und Taubnessel.

Foto: Nanz

Die Zuckerrüben wurden im Oberrheingraben dieses Frühjahr bereits sehr früh gesät. Während der zweiten Märzdekade dürfte ein Großteil der Flächen bestellt worden sein. In den DLR-Herbizidversuchen der letzten Jahre liefen die Rüben durchschnittlich 15 Tage nach der Saat auf, mindestens neun Tage nach der Saat und höchstens 20 Tage. Bei dem frühen Saattermin wird der Auflauftermin dieses Jahr voraussichtlich eher an der oberen Grenze liegen.

Neues zu den Zuckerrüben-Herbiziden

Belvedere Extra (Fa. Feinchemie) mit den Wirkstoffen Phenmedipham, Ethofumesat und Desmedipham wurde in Zucker- und Futterrüben neu zugelassen, mit einem Aufwand von maximal 3 x 1,3 l/ha = 3,9 l/ha. Für eine eventuell notwendige vierte Behandlung wäre ein anderes Herbizid auszuwählen. Gegenüber den vergleichbaren Produkten ist der Ethofumesat-Anteil im Belvedere Extra erhöht. Das Wirkungsspektrum von Betasana Trio und Belvedere ist vergleichbar. Die beiden lösungsmittelfrei formulierten Herbizide sind recht rübenverträglich. Förderlich ist Bodenfeuchtigkeit.

Das bis 2011 vertriebene Standard-Herbizid Betanal Expert wird in 2014 von der Fa. Bayer wieder zusätzlich zum Betanal maxxPro vertrieben werden. Die neue Zulassung beträgt 3 x maximal 1,5 l/ha (früher 3x max. 1,75 l/ha). Bei Betanal Expert reagieren die Rüben bei extremer Witterung etwas weniger mit Unverträglichkeiten als bei Betanal MaxxPro, zum Beispiel bei Spritzung während Sonne nach bedeckter und regnerischer Witterung.

Drei vergleichbare „Trio-Herbizide“

Mit Betanal Expert, Betasana Trio und Belvedere Extra stehen drei vergleichbare „Trio-Herbizide“ mit denselben drei Wirkstoffen zur Auswahl. Das blattaktivste unter diesen ist das Betanal Expert. Noch griffiger als Betanal Expert ist Betanal maxxPro, wie die letzten beiden Jahre gezeigt haben. So sollte man die Aufwandmenge bei Betanal maxxPro je nach Witterung mehr variieren als bei Betanal Expert.

Am wenigsten Spielraum bezüglich der Aufwandmenge besteht bei Betasana Trio und bei Belvedere Extra. Geringe Aufwandmengen von Betanal maxxPro von 0,8 l/ha sind zum Beispiel sinnvoll bei Spritzungen morgens in die Sonne nach mehreren Tagen bedeckter Witterung, bei starken Temperaturanstiegen in Verbindung mit Niederschlägen zur Spritzung oder auch in Tankmischung mit Debut beziehungsweise in der Dreiermischung mit Goltix und Rebell Ultra.

Weisen die Rüben eine stabile Wachsschicht auf, wird die Standard-Aufwandmenge von 1,25 l/ha Betanal maxxPro eingesetzt. In Verbindung mit Bodenfeuchtigkeit kann die Aufwandmenge auf 1,0 l/ha gesenkt werden. Bei ständiger Trockenheit und Sonnenschein können bis zu 1,5 l/ha Betanal maxxPro eingesetzt werden, um beispielsweise hartnäckigen Gänsefuß / Melde zu bekämpfen.

Goltix Titan stärker gegen Klette und Hundspetersilie

Das im letzten Jahr eingeführte Goltix Titan unterscheidet sich vom Goltix Gold beziehungsweise Metafol dadurch, dass es den Bodenwirkstoff Quinmerac enthält und dafür einen etwas geringeren Metamitron-Anteil. Da die Aufwandmenge von Goltix Titan etwa das 1,3-fache von Goltix-Gold beträgt, wird pro Hektar die ursprüngliche Metamitron-Menge wieder fast erreicht. Quinmerac verstärkt die Wirkung insbesondere gegen Klettenlabkraut und Hundspetersilie, ist allerdings auf Bodenfeuchtigkeit angewiesen. Wer bisher mit Goltix Gold beziehungsweise Metafol auch gut zurecht kam, kann eine kleine Einsparung über die Summe aller drei Spritzungen hinweg erzielen.

Powertwin Plus wird auslaufen. Es ist noch erhältlich und auch noch langfristig zugelassen. Weiterhin wird der Goltix-Super-Pack, die Kombination aus Kontakt 320 und Goltix Super nicht mehr vertrieben. Der Einzelwirkstoff Phenmedipham steht aber weiterhin zur Verfügung, zum Beispiel als Kontakt 320 oder als Betasana SC.

Erfahrungen und Empfehlungen

In der Regel sind drei Herbizidanwendungen jeweils im Keimblattstadium der Unkräuter notwendig, um Spätverunkrautung zu vermeiden. Eine vierte Spritzung ist die Ausnahme. Bei lediglich zwei Spritzungen steigt die Gefahr der Spätverunkrautung.

Auch bei Bodentrockenheit sollte zum Betanal- oder Trio-Herbizid immer ein Bodenherbizid, in der Regel ein Metamitron-haltiges (Goltix, Metafol), eingesetzt werden. Erfahrungsgemäß sichert das die Gänsefuß-Wirkung ab, obwohl die Bodentrockenheit für Metamitron nicht günstig ist. Obwohl in Rheinland-Pfalz noch kein herbizidresistenter Weißer Gänsefuß vorkommt, besteht in Kartoffel-Zuckerrüben-Fruchtfolgen ein erhöhter Selektionsdruck, da Metribuzin (Sencor) und Metamitron (Goltix) derselben Wirkstoffgruppe angehören.

Zur Vorbeugung sollte daher stets der Ethofumesat-Wirkstoff in der Mischung enthalten sein, wie es ja in der Regel bei den genannten Trio- beziehungsweise Betanal-Herbiziden der Fall ist. Aus Gebieten mit Metamitron-resistentem Gänsefuß ist bekannt, dass dieser durch die Kombination von Metamitron, Ethofumesat und dem blattaktiven Phenmedipham gut erfasst wird.

Ölbeimengung erhöht die Blattwirkung

Ein Ölzusatz (zum Beispiel Oleo FC, Hasten) verbessert die Blattwirkung der genannten lösungsmittelfreien Herbizide und von Kontakt 320. Bei Betanal Expert ist der Ölzusatz in Trockenphasen mit stabiler Wachsschicht sinnvoll, bei dünner Wachsschicht nach Niederschlägen oder bei starkem Sonnenschein nach mehrtätiger bedeckter Witterung sollte man das Öl weglassen.

Zu Betanal MaxxPro sollte in der Regel kein Öl eingesetzt werden, nur im Ausnahmefall bei tagelangem Sonnenschein und Bodentrockenheit kann Öl zugesetzt werden. Zu Belvedere Extra und Betasana Trio sollte aber immer Öl zugesetzt werden, um die Blattwirkung abzusichern. Bei den beiden Letztgenannten kann der Ölzusatz auf 0,5 l/ha reduziert werden, wenn Debut oder Spectrum oder ein Gräsermittel in der Mischung ist.

Debut stellt eine Ergänzung gegen Binglekraut dar

Der Sulfonylharnstoff Debut stellt eine wichtige Ergänzung dar. Allerdings müssen die Rüben ihn abbauen können, wie das bei wüchsiger Witterung der Fall ist. Deutliche Wuchshemmungen können auftreten in Zusammenhang mit starken Niederschlägen wie im Mai 2013. In den meisten Jahren traten jedoch entweder keine oder nur geringe Wuchshemmungen auf.

Für die erste NAK-Spritzung wird zumindest die volle Debut-Aufwandmenge nicht empfohlen. Spätverunkrautung durch Bingelkraut kann ein Hinweis auf Nematodenbefall sein, sofern keine tolerante Sorte verwendet wurde. Mit einer vierten Spritzung mit Debut 25 g/ha + FHS lässt sich diese Bingelkraut-Spätverunkrautung erfassen, sofern die Pflanzen dann noch nicht durch die Rübenblätter abgeschirmt werden.

Beim Quinmerac muss man mitrechnen

Bezüglich des Wirkstoffes Quinmerac gilt die Begrenzung, dass maximal 250 g Wirkstoff /ha und Jahr auf derselben Fläche eingesetzt werden dürfen. Im Rebell Ultra sind 100 g/l und im Goltix Titan sind 40 g/l Quinmerac enthalten. Werden beispielsweise 3 x 1,25 l/ha Goltix Titan als Standard eingesetzt (= 150 g/ha Quinmerac), sind maximal noch 100 g/ha Quinmerac möglich, was etwa einer NAK-Behandlung mit Rebell Ultra entspricht. Vom Rebell Ultra dürfen maximal 0,83 l/ha pro Spritzung eingesetzt werden. Der Landwirt muss also beim Quinmerac „mitrechnen“.

Rebell Ultra bietet sich als dritter Mischpartner zu einem „Trio“ + Metamitron an, wenn die Verunkrautung besonders stark ist. Rebell Ultra enthält den Wirkstoff „Chloridazon“ der im Zusammenhang mit dem Grundwasser in der Diskussion ist. Daher sollte Rebell Ultra nicht im Wasserschutzgebiet, nicht im Vorauflauf, sondern nur im Nachauflauf und nicht auf Beregnungsflächen eingesetzt werden. Rebell Ultra darf nicht auf den Bodenarten reiner Sand, schwach schluffiger Sand und schwach toniger Sand eingesetzt werden.

Frühe erste NAK-Spritzung gegen Vogelknöterich

Vogelknöterich tritt regelmäßig auf den Lössböden auf. Durch das Abschieben der Feldwege wird Platz geschaffen. Er kann sich verstärkt dort ansiedeln und sich von dort durch seine Samen verbreiten. Daher ist der Besatz an den Feldrändern meist erhöht. Eine vollständige Bekämpfung ist in Rüben kaum möglich, vor allem in trockenen Jahren. Häufig bleiben einige zunächst kleine Pflanzen übrig, die dann von den Rüben überwachsen werden.

Entscheidend ist ein früher Zeitpunkt der ersten NAK-Spritzung, da der Vogelknöterich schnell kräftige Wurzeln ausbildet und über den anfangs gering ausgebildeten Blattapparat nur geringe Wirkstoffmengen aufnimmt. Bewährt hat sich, die Goltix-Gold-Aufwandmenge bei der ersten NAK-Behandlung auf 1,5 ( bis 2,0) l/ha beziehungsweise die Goltix-Titan-Menge auf 2,0 l/ha zu erhöhen oder das Vorgewende in einer schnelleren Überfahrt doppelt zu behandeln.

Gute Erfahrungen wurden in trockenen Jahren mit dem Debut-Zusatz zur zweiten und dritten NAK gemacht. Der Einsatz von Doppelflachstrahl-Injektordüsen lässt einen Fortschritt aufgrund der steilen, kleinen Keimblätter des Vogelknöterich erwarten.

 – LW 13/2014