Düngerverordnung beschäftigt Landwirte und Winzer
Versammlung Südliche Weinstraße und Germersheim
Die Ausweisung der Roten Gebiete, die drohenden Verschärfungen durch die Düngeverordnung, aber auch das geplante neue Weingesetz – die Liste der Sorgen der Landwirte und Winzer ist lang. Auf der Kreisversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Kreisverbände Germersheim und Südliche Weinstraße vergangenen Donnerstag in Neupotz verbreitete Staatssekretär Andy Becht zumindest in dem Punkt der Binnendifferenzierung Hoffnung.

Foto: Brammert-Schröder
Binnendifferenzierung ist auf dem Weg
In Rheinland-Pfalz will das Landwirtschaftsministerium die Binnendifferenzierung so schnell wie möglich umsetzen – auf Grundlage einer Modellierung, die aufgrund von hydrogeologischen Daten und Nährstoffbilanzen für ganz Rheinland-Pfalz einen mehr verursacherbezogenen Ansatz bietet. „Damit ist es möglich, eine stark differenzierte Gebietsausweisung vorzunehmen“, sagte Becht. Das bisherige Messnetz mit 1 600 Messstellen nach der Wasserrahmenrichtlinie berücksichtige nur eine Risikobetrachtung und nicht das Verursacherprinzip.
Gisela Horix, Referatsleiterin im Landwirtschaftsministerium, konkretisierte: „Die Messstellenergebnisse lassen keine Aussage und keine Rückschlüsse auf die Düngung zu. Wir schauen in unserem neuen Ansatz, wie der Boden, das Klima und die Niederschläge aussehen. Zusammen mit den Kulturen können wir das Risikopotenzial errechnen, das sich für den Standort ergibt.“ Es werde noch überlegt, ob die Grenzen auf Gemeinde- oder Verbandsgemeindeebene festgelegt werden. „Die Regionen sollen kleiner werden, die Daten genauer und das Verursacherprinzip anwendbar“, so Horix. „Es wäre schon gut, wenn wir die Roten Gebiete halbieren könnten“, hoffte sie.

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„Wenig vielversprechend“ sieht Staatssekretär Andy Becht die Überlegungen auf Bundesebene für ein neues Weingesetz. „Wir brauchen eine einfache, verständliche und damit bessere Kommunikation gegenüber dem Verbraucher, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Weine auf dem nationalen Markt wie auch international zu stärken.“ Die dreistufige Pyramide von Anbaugebiet über Gemeindeebene bis zur Einzellage sei ein für Erzeuger und Verbraucher leicht verständliches System. Dafür setze sich die Landesregierung beim Bundeslandwirtschaftsministerium ein. Der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner ergänzte, dass die Stimmung bei den Winzern besser sei als die wirtschaftliche Lage. Der Export habe zwar um sechs Prozent zugelegt, die Preise seien aber um vier Prozent gesunken.
Weingesetz sollte Klarheit bringen
Auch der Kreisvorsitzende Karl-Friedrich Junker aus dem Kreis Südliche Weinstraße ging in seinem Jahresbericht auf den Weinbau ein. Nach einem milden Winter mit einem frühen Austrieb folgte nach einem kühlen Mai, der die Entwicklung der Reben bremste, ein heißer Sommer. Er habe zu Sonnenbrandschäden und Ertragsverlusten geführt, so Junker. Insgesamt sei weniger geerntet worden, aber zu guten Qualitäten. Auch von größeren Hagelschäden sei die Region verschont geblieben. Die Hagelflieger sind im vergangenen Jahr zu 23 Einsätzen gestartet. Junker warb für die Unterstützung dieser in seinen Augen wichtigen Einrichtung. Der Markt habe die guten Qualitäten nicht honoriert. „Die Most- und Weinpreise wurden der Qualität und der Erntemenge nicht gerecht“, erklärte der Kreisvorsitzende. Zudem würden sich die US-Strafzölle im Export bemerkbar machen. Junker ging auf die neu gegründete Schutzgemeinschaft für die Pfalz ein. „Wir wollen das Herkunftsprinzip auch in der Pfalz etablieren.“ Der Kreisvorsitzende appellierte an die Winzer, in den Pheromon-Anwendergemeinschaften zu bleiben. In 2020 läuft ein neues 5-Jahres-Programm an.
Beregnung wichtiges Projekt

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„Die Erträge waren durchwachsen bis enttäuschend“, so Bellaire. Der Regen im Herbst habe bei den Zuckerrüben zwar noch zu Erträgen von durchschnittlich 80 t/ha geführt. Aber der Zuckergehalt war mit 16 bis 17 Prozent Polarisation sehr niedrig. „Das Virus SBR bereitet bei uns Probleme. Es zwingt einige Landwirte, den Zuckerrübenanbau aufzugeben.“ Auch die Preissituation bei Zuckerrüben sei unbefriedigend.
Erfreulicher sieht es nach den Worten Bellaires beim Tabak aus. Hier ist die Nachfrage hoch, und auch die Qualitäten sind gut bis sehr gut gewesen. „Aber ohne Beregnung und Saison-Arbeitskräfte ist der Tabakanbau nicht zu machen.“ Von daher sei er froh, dass die Erweiterung des Beregnungsnetzes der Vorderpfalz in Richtung Süden nun vorangetrieben werde. Zudem beschäftigte der Hochwasser- und Naturschutz die Landwirte im Kreis Germersheim auch im vergangenen Jahr. Teile des Landkreises Germersheim und Südliche Weinstraße liegen im Naturschutzgroßprojekt Bienwald. „Die Bewirtschaftungspläne im Natura 2000-Gebiet belasten die betroffenen Landwirte sehr“, so Bellaire. Hier wurden wichtige Gespräche geführt.
ibs – LW 11/2020