Düngerverordnung beschäftigt Landwirte und Winzer

Versammlung Südliche Weinstraße und Germersheim

Die Ausweisung der Roten Gebiete, die drohenden Verschärfungen durch die Düngeverordnung, aber auch das geplante neue Weingesetz – die Liste der Sorgen der Landwirte und Winzer ist lang. Auf der Kreisversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Kreisverbände Germersheim und Südliche Weinstraße vergangenen Donnerstag in Neupotz verbreitete Staatssekretär Andy Becht zumindest in dem Punkt der Binnendifferenzierung Hoffnung.

Staatssekretär Andy Becht vom Landwirtschaftsministerium in Mainz sprach zuversichtlich über die Binnendifferenzierung.

Foto: Brammert-Schröder

„Der Kernpunkt unserer Agrarpolitik in Rheinland-Pfalz ist die Erhaltung unserer bäuerlichen, oft generationenübergreifenden Familienbetriebe“, sagte Andy Becht. Dafür wolle er sich einsetzen und deshalb sei es „uns in Rheinland-Pfalz enorm wichtig, stets in gutem Austausch mit der Branche zu sein.“ Denn Bauern und ländlicher Raum bedingen einander. Der Staatssekretär kritisierte die Politik von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner deutlich: „Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat bei der erneuten Novellierung der Düngeverordnung, dem Pflanzenschutz, dem Insekten- und dem Klimaschutzprogramm die Landwirtschaft und die Länder vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte er und verwies auf den Agrargipfel und den darauf aufbauenden Agrarrat in Rheinland-Pfalz. „Die 20 Prozent-Regel steht im Raum, das ist ein Brocken. Wir nehmen diese Herausforderung an“, erklärte er und verwies auf die für Anfang April anberaumte Abstimmung über die Düngeverordnung im Bundesrat. Minister Wissing werde sich das verfassungsmäßige Recht nicht nehmen lassen, etwas zu der Düngeverordnung zu sagen. Es sei angedacht, dass es partei- und länderübergreifende Anträge zur Ãœberarbeitung der Düngeverordnung geben werde. Zudem wolle Wissing erreichen, dass die neue Bundes-Düngeverordnung erst eintritt, wenn die Landes-Düngeverordnungen fertig sind.

Binnendifferenzierung ist auf dem Weg

In Rheinland-Pfalz will das Landwirtschaftsministerium die Binnendifferenzierung so schnell wie möglich umsetzen – auf Grundlage einer Modellierung, die aufgrund von hydrogeologischen Daten und Nährstoffbilanzen für ganz Rheinland-Pfalz einen mehr verursacherbezogenen Ansatz bietet. „Damit ist es möglich, eine stark differenzierte Gebietsausweisung vorzunehmen“, sagte Becht. Das bisherige Messnetz mit 1 600 Messstellen nach der Wasserrahmenrichtlinie berücksichtige nur eine Risikobetrachtung und nicht das Verursacherprinzip.

Gisela Horix, Referatsleiterin im Landwirtschaftsministerium, konkretisierte: „Die Messstellenergebnisse lassen keine Aussage und keine Rückschlüsse auf die Düngung zu. Wir schauen in unserem neuen Ansatz, wie der Boden, das Klima und die Niederschläge aussehen. Zusammen mit den Kulturen können wir das Risikopotenzial errechnen, das sich für den Standort ergibt.“ Es werde noch überlegt, ob die Grenzen auf Gemeinde- oder Verbandsgemeindeebene festgelegt werden. „Die Regionen sollen kleiner werden, die Daten genauer und das Verursacherprinzip anwendbar“, so Horix. „Es wäre schon gut, wenn wir die Roten Gebiete halbieren könnten“, hoffte sie.

BWV-Kreisvorsitzender Roland Bellaire schaute auf ein durchwachsenes Jahr 2019 zurück: Die Getreideerträge waren enttäuschend, bei den Zuckerrüben die Preise.

Foto: Brammert-Schröder

Die Modellierung soll im Frühjahr fertig sein. BWV-Präsident Eberhard Hartelt sagte dazu: „Wir werden Rote Gebiete behalten. Wir brauchen Rahmenbedingungen, was wir dann auf diesen Flächen machen.“ Alle Ansätze, die Düngung einzuschränken oder weitere Fruchtfolgen umzusetzen, kosteten vor allem im Gemüsebau Geld. „Wir werden einen Riesen-Investitionsbedarf in den Betrieben für neue Technik haben“, sagte Hartelt, auch mit Blick auf die viehhaltenden Betriebe, die mehr Lagerraum für Gülle vorhalten müssen. Deshalb sei die Bauern-Milliarde nicht so negativ zu sehen, allenfalls der Name sei unglücklich.

„Wenig vielversprechend“ sieht Staatssekretär Andy Becht die Ãœberlegungen auf Bundesebene für ein neues Weingesetz. „Wir brauchen eine einfache, verständliche und damit bessere Kommunikation gegenüber dem Verbraucher, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Weine auf dem nationalen Markt wie auch international zu stärken.“ Die dreistufige Pyramide von Anbaugebiet über Gemeindeebene bis zur Einzellage sei ein für Erzeuger und Verbraucher leicht verständliches System. Dafür setze sich die Landesregierung beim Bundeslandwirtschaftsministerium ein. Der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner ergänzte, dass die Stimmung bei den Winzern besser sei als die wirtschaftliche Lage. Der Export habe zwar um sechs Prozent zugelegt, die Preise seien aber um vier Prozent gesunken.

Weingesetz sollte Klarheit bringen

Auch der Kreisvorsitzende Karl-Friedrich Junker aus dem Kreis Südliche Weinstraße ging in seinem Jahresbericht auf den Weinbau ein. Nach einem milden Winter mit einem frühen Austrieb folgte nach einem kühlen Mai, der die Entwicklung der Reben bremste, ein heißer Sommer. Er habe zu Sonnenbrandschäden und Ertragsverlusten geführt, so Junker. Insgesamt sei weniger geerntet worden, aber zu guten Qualitäten. Auch von größeren Hagelschäden sei die Region verschont geblieben. Die Hagelflieger sind im vergangenen Jahr zu 23 Einsätzen gestartet. Junker warb für die Unterstützung dieser in seinen Augen wichtigen Einrichtung. Der Markt habe die guten Qualitäten nicht honoriert. „Die Most- und Weinpreise wurden der Qualität und der Erntemenge nicht gerecht“, erklärte der Kreisvorsitzende. Zudem würden sich die US-Strafzölle im Export bemerkbar machen. Junker ging auf die neu gegründete Schutzgemeinschaft für die Pfalz ein. „Wir wollen das Herkunftsprinzip auch in der Pfalz etablieren.“ Der Kreisvorsitzende appellierte an die Winzer, in den Pheromon-Anwendergemeinschaften zu bleiben. In 2020 läuft ein neues 5-Jahres-Programm an.

Beregnung wichtiges Projekt

BWV-Kreisvorsitzender Karl-Friedrich Junker bemerkte, dass auch im Weinbau der Markt die hohe Qualität des Jahrgangs 2019 bei geringen Mengen nicht honorierte.

Foto: Brammert-Schröder

Der Kreisvorsitzende aus dem Kreis Germersheim, Roland Bellaire, ging in seinem Jahresbericht auf den Unmut der Landwirte über die Agrarpolitik ein, der in zahlreichen Protestaktionen von Bauernverband und Land schafft Verbindung ihren Ausdruck findet. „Die Landwirtschaft steht von vielen Seiten unter Druck. Es werden immer höhere Standards gefordert, aber es wird nicht mehr für die Produkte gezahlt“, sagte er. Die extrem lange Trockenperiode und der heiße Sommer haben im Getreide und im Mais ihre Spuren hinterlassen.

„Die Erträge waren durchwachsen bis enttäuschend“, so Bellaire. Der Regen im Herbst habe bei den Zuckerrüben zwar noch zu Erträgen von durchschnittlich 80 t/ha geführt. Aber der Zuckergehalt war mit 16 bis 17 Prozent Polarisation sehr niedrig. „Das Virus SBR bereitet bei uns Probleme. Es zwingt einige Landwirte, den Zuckerrübenanbau aufzugeben.“ Auch die Preissituation bei Zuckerrüben sei unbefriedigend.

Erfreulicher sieht es nach den Worten Bellaires beim Tabak aus. Hier ist die Nachfrage hoch, und auch die Qualitäten sind gut bis sehr gut gewesen. „Aber ohne Beregnung und Saison-Arbeitskräfte ist der Tabakanbau nicht zu machen.“ Von daher sei er froh, dass die Erweiterung des Beregnungsnetzes der Vorderpfalz in Richtung Süden nun vorangetrieben werde. Zudem beschäftigte der Hochwasser- und Naturschutz die Landwirte im Kreis Germersheim auch im vergangenen Jahr. Teile des Landkreises Germersheim und Südliche Weinstraße liegen im Naturschutzgroßprojekt Bienwald. „Die Bewirtschaftungspläne im Natura 2000-Gebiet belasten die betroffenen Landwirte sehr“, so Bellaire. Hier wurden wichtige Gespräche geführt.

ibs – LW 11/2020