Erträge von über 95, aber auch unter 65 dt

LSV und Anbausituation Sommerweizen

In den letzten Jahren kamen beim Sommerweizen einige Neuzüchtungen auf den Markt. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) hat daher ein kleines Versuchsprogramm mit Sommerweizen aufgelegt und kann nun eine auf mehrjährigen Versuchsdaten beruhende Auswertung zu dieser Kultur anbieten. Die Ergebnisse stellt Gabriele Käufler vom LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof, vor.

Im LSV Sommerweizen werden Neuzulassungen geprüft.

Foto: Käufler

Sommerweizen ist eine Kultur mit geringer Anbaubedeutung, die nur in Ausnahmejahren verstärkt zur Aussaat kommt. Zum Beispiel bei anhaltender Nichtbefahrbarkeit der Flächen im Herbst oder, wenn die Winterungen durch extreme Kahlfröste oder andere Kalamitäten so stark in Mitleidenschaft gezogen werden, dass ein Umbruch unvermeidlich ist. Wie zuletzt in 2012 muss dann auf die Sommergetreidearten zurückgegriffen werden. Die Sommerweizenfläche schnellte in Hessen damals auf über 21.000 Hektar hoch. Saatgut von leistungsstarken Sorten war schnell ausverkauft, teilweise mussten unbekannte Sorten zur Aussaat gebracht werden. 2016 wurde Sommerweizen nur noch auf rund 2500 Hektar gebaut, ein Rückgang von knapp 3000 Hektar im Vergleich zum Vorjahr. Das geringe Interesse an Sommerweizen beruht in erster Linie auf der relativen Vorzüglichkeit anderer Kulturen. So ist im Vergleich zu Winterweizen mit meist deutlich geringerer Ertragsleistung und der größeren Unsicherheit, was den Einfluss von Vorsommertrockenheit angeht, zu rechnen.

Ein erfolgreicher Sommerweizenanbau basiert auf einer möglichst frühen Aussaat Ende Februar beziehungsweise Anfang März. Nicht immer ist die Befahrbarkeit der Flächen dann gegeben. Die Saatstärken müssen mit etwa 400 Körnern/m2, bei späteren Saatterminen auch höher, angesetzt werden, weil das Bestockungsvermögen vergleichsweise gering ist. Qualitativ sind die Sorten im E- und A-Bereich angesiedelt und daher durchaus interessant für die Vermarktung. Durch die LSV-Ergebnisse des LLH zu Sommerweizen stehen nun im Fall eines eventuellen auswinterungsbedingten Umbruchs belastbare Daten für die dann nötigen Sortenentscheidungen zur Verfügung. Alle geprüften Sorten sind auch als Wechselweizen geeignet. Sie können bei später Herbstaussaat zum Beispiel nach Zuckerrüben auch anstelle von Winterweizen genutzt werden.

Aussaat der LSV erfolgte Mitte März

Aktuell wurden an drei hessischen Standorten sechs Sommerweizensorten, davon eine E- und fünf A-Sorten, im Landessortenversuch (LSV) getestet. Die Prüfungen wurden zweifaktoriell, das heißt mit zwei Intensitätsstufen angelegt. Der Vergleich der unbehandelten mit der behandelten Stufe ermöglicht Aussagen zu Krankheitsresistenz, Standfestigkeit und Ertragssicherheit der einzelnen Sorten. Die Aussaat der LSV erfolgte an allen Versuchsstandorten Mitte März unter guten Bedingungen mit 400 beziehungsweise in Friedberg mit 450 Körnern/m2. Aufgrund der über einen langen Zeitraum feucht-kühlen Frühjahrswitterung entwickelten sich die Bestände eher zögerlich. Die Stickstoffmobilisierung aus dem Boden blieb ebenfalls verhalten, sodass insgesamt geringer bestockte Bestände heranwuchsen. Im April und bis Anfang Mai kam es immer wieder zu leichten Nachtfrösten bevor im Juni dann höhere Temperaturen einsetzten. Alle Versuche konnten in der ersten Augustdekade nach einer Niederschlagsperiode Ende Juli trocken beerntet werden.

Fungizid-Einsätze erwiesen sich als wirtschaftlich

Als wichtigste Krankheit trat, ähnlich wie im Winterweizen, der Gelbrost und zusätzlich auch Mehltau auf. In der Ähre waren Verfärbungen der Spelzen sichtbar, die auf einen Befall mit Fusarien hindeuteten. Durch die in der Stufe 2 eingesetzten Wachstumsregler und Fungizide wurde am Standort Bad Hersfeld ein Mehrertrag von durchschnittlich rund 15 dt/ha, in Fritzlar von 13 dt/ha erreicht. In Friedberg belief sich der Mehrertrag auf 8 dt/ha. Somit waren die durchgeführten Maßnahmen an allen Standorten wirtschaftlich. Die unterlassene Fungizidbehandlung wirkte sich vor allem negativ auf das TKG aus. Besonders lohnend waren die Pflanzenschutzmaßnahmen mit fast 17 dt/ha Mehrertrag in der Sorte KWS Scirocco. Quintus und Licamero reagierten im Vergleich zu den anderen Prüfsorten auf unterlassene Pflanzenschutzmaßnahmen mit geringeren Ertragseinbußen.

Die Ertragsauswertung zeigt die potenzielle Leistungsfähigkeit der Kultur, aber auch die Unsicherheiten bezüglich der Ertragshöhe. Der höchste Durchschnittsertrag in der Stufe 2 wurde am Standort Fritzlar mit eindrucksvollen 95,4 dt/ha erreicht, während die Erträge am Eichhof bei 64,9 dt/ha stehen blieben. Licamero war in Bad Hersfeld und in Fritzlar die ertragsstärkste Sorte, sie brachte in Fritzlar über 100dt/ha. KWS Mistral lag im ersten Prüfjahr ertraglich nur knapp hinter Licamero. Ohne Fungizideinsatz hatte insbesondere der Gelbrost früh schon seinen Tribut gefordert. Der sehr gelbrosttolerante und auch ansonsten recht blattgesunde Quintus erzielte in der Stufe 1 Erträge in der Spitzengruppe. Nur Licamero und KWS Mistral lagen vor ihm. Die hoch anfällige Sorte KWS Scirocco aber auch KWS Chamsin und Cornetto fielen hier deutlich zurück. Die Erträge der Prüfsorten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

 – LW 2/2017