Sommerweizen hat aufgeholt

Ergebnisse der Landessortenversuche zu Sommerweizen

In der Vergangenheit wurde der Sommerweizen im Versuchswesen recht stiefmütterlich behandelt, obwohl es kontinuierlich Neuzulassungen gab und ein deutlicher Zuchtfortschritt zu verzeichnen ist. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hat daher vor vier Jahren wieder mit einem kleinen Versuchsprogramm für Sommerweizen begonnen und kann nun auf mehrjährige Versuchsdaten zurückgreifen. Die Ergebnisse stellt Rainer Cloos, Pflanzenbauberater der LLH-Beratungsstelle Friedberg, vor.

Die Sortenfrage spielt in Jahren mit starker Nachfrage nach Sommerweizensaatgut nur eine untergeordnete Rolle. Dann ist oftmals entscheidender, überhaupt noch Saatgut zu bekommen.

Foto: agrar-press

Wenn man die Sommergerste als flächenschwache Kultur bezeichnet, dann muss man beim Sommerweizen, mit einer Anbaufläche von 3000 ha 2017, eigentlich von einer Nischenkultur sprechen, obwohl zum Vorjahr ein Flächenzuwachs von rund 350 ha zu Buche steht. Im wesentlich bedient man sich des Sommerweizens, um durch äußere Umstände verursachte Anbauversäumnisse zu beheben. Beispielsweise bei Nichtbefahrbarkeit der Flächen im Herbst, oder wenn die Winterungskulturen durch extreme Frostereignisse ausgefallen sind.

Arbeitswirtschaftliche Vorteile einbeziehen

Das geringe Interesse an Sommerweizen beruhte in erster Linie auf der vermeintlich relativen Vorzüglichkeit vor allem anderer Winterungskulturen. Heute haben die Sommerweizensorten durch deutliche züchterische Fortschritte einiges von der Ertragsdifferenz aufgeholt; diese liegt heute oft nur noch bei 10 bis 15 dt/ha. Dabei muss man aber auch die geringeren Aufwendungen Betriebsmittel wie auch Arbeitswirtschaftlicher Art berücksichtigen. Wenn man dann noch unterstellt, dass der zusätzliche Anbau einer Sommerung ein Baustein im Resistenzmanagement gegenüber der Resistenzentwicklung von Gräsern darstellt, sieht das Ganze noch ein wenig Vorteilhafter aus. Ein erfolgreicher Sommerweizenanbau basiert auf einer möglichst frühen Aussaat bis spätestens Anfang März. Dabei ist nicht immer die Befahrbarkeit der Flächen gegeben. Viele Sorten sind allerdings „Wechselweizen-tauglich“, sie verfügen über eine gewisse Winterfestigkeit und können durchaus ab Mitte Dezember gesät werden. Qualitativ sind die Sorten im Bereich von E- und A-Qualitäten angesiedelt und daher durchaus interessant für die Vermarktung. Erste Ertragsstarke B-Sommerweizensorten sind von der Züchtung angekündigt.

Aussagen auch zur Eignung als Wechselweizen

An den drei Hessischen Standorten Friedberg, Fritzlar und Bad Hersfeld (Eichhof) wurden zehn Sommerweizensorten, davon jeweils fünf E- und A-Weizen, im Landessortenversuch (LSV) geprüft. Die Prüfungen wurden mit zwei Intensitätsstufen (Stufe 1=unbehandelt, Stufe 2=mit standortangepassten Behandlungen) über je drei Wiederholungen angelegt. Der Vergleich von „unbehandelt“ mit „behandelt“ ermöglicht aussagen über den Gesundheitszustand, die Standfestigkeit sowie Ertrags- und Anbausicherheit. Die Aussaat erfolgte auf allen Versuchsstandorten Mitte März unter günstigen Bedingungen. Auf allen Standorten lagen hohe Nmin-Werte vor. Im Gegensatz zur Braugerste sind das für Sommerweizen günstige Startbedingungen, da der bereits im Boden Pflanzenverfügbare Stickstoff zu einer zügigeren Entwicklung wie auch höherer Bestockungsleistung beitragen kann. Um dabei jedoch den Lagerdruck nicht unkalkulierbar zu erhöhen, muss bei den jeweiligen N-Gaben eine entsprechende Berücksichtigung in Anrechnung gebracht werden.

Mit Andauer der trockenen und heißen Witterung0 kam es trockenstressbedingt zu einer schwächeren Wachstumsentwicklung. Mit dem zum 16. April beginnenden knapp vierzehntägigen Temperatureinbruch mit Temperaturen um die -5 °C verschlechterte sich die Bestandesentwicklung weiter. Vor allem zu diesem Zeitpunkt wichtige Wachstumsreglermaßnahmen konnten nicht Bedarfsgerecht vollzogen werden, was letztendlich in einigen Fällen zu Lagerproblemen führte.

Es folgten zunächst trocken-heißen Bedingungen, ab der zweiten Maidekade kam es dann in regelmäßig zu Wetterstörungen mit Starkniederschlägen. Durch die nun erhöhte Stickstoffmobilisierung baute sich ein starker Lagerdruck auf, der die Standfestigkeit der Sorten auf den Prüfstand stellen sollte. Während der Vegetationsperiode kam es zu vergleichsweise geringem Krankheitsaufkommen. Vor allem kam es erst spät zum Auftreten von Krankheiten, so dass in der Regel mit eine einfache Ährenbehandlungsmaßnahme ausreichte. Im Gegensatz zu den Vorjahren war kein Gelbrostbefall zu verzeichnen.

 – LW 2/2018