Sommerweizen knapp 17 dt/ha im Rückstand

Landessortenversuche Sommerweizen 2016

Ein Blick in die Statistik zeigt: In Rheinland-Pfalz zählt Sommerweizen zu den Kleinstkulturen. Wenn sich das Landwirtschaftliche Versuchswesen dennoch mit der Sommerform in allerdings äußerst bescheidenem Umfang beschäftigt, so ist das darin begründet, dass es immer wieder Jahre gibt, in denen der Sommerweizen an Bedeutung gewinnt und dann eine starke Nachfrage hervorruft. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die aktuellen Sortenleistungen in den Landessortenversuchen.

Vor allem 2016 hatte Sommerweizen einen dramatischen Flächenrückgangs zu verzeichen. Hier ging der Anbau um über 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück und es standen gerademal 1200 ha Sommerweizen auf den hiesigen Feldern, das sind etwa 1 Prozent vom großen Bruder Winterweizen. Ganz anders war dies im Auswinterungsjahr 2012 oder im Herbst 2013, als die Winterweizenaussaat häufig nicht mehr möglich war. Dann erfährt der „Ersatzmann“ Sommerweizen mit einem Male wieder eine starke Wertschätzung. Auch die Weizenzüchter haben sich offenbar noch nicht ganz von der Sommerform verabschiedet. Zumindest werden immer wieder Neuzüchtungen zur Zulassung beim Bundessortenamt angemeldet, die im Folgenden vorgestellt werden.

Die Rolle des Lückenbüßers bleibt

Der entscheidende Grund, weshalb der Sommerweizen nach wie vor im Schatten der großen Kulturen wie Winterweizen oder Winterraps bleibt, ist die schwächere ökonomische Konkurrenzfähigkeit. Dies können die arbeitswirtschaftlichen und ackerbaulichen Vorzüge, über die er ohne Zweifel verfügt, offenbar nicht aufwiegen, oder sie finden derzeit keine entsprechende Beachtung. Damit wird Sommerweizen weiter die Rolle des Lückenbüßers behalten, der in erster Linie von Auswinterungsschäden bei anderen Kulturen profitiert. Auch hat er in einigen wenigen Landesteilen als Wechselweizen eine gewisse Bedeutung. Dies gilt vor allem für extreme Spätsaaten nach spät geernteten Vorfrüchten (z. B. Körnermais), bei denen man dem Sommerweizen bessere Erträge zutraut als dem Winterweizen oder für Flächen, die eigentlich mit Winterweizen bestellt werden sollten, aber im Herbst witterungsbedingt nicht mehr befahrbar waren.

Kürzere Vegetationszeit begrenzt Ertragsleistung

Dass Sommerweizen bei normalen Saatterminen gegen den Winterweizen kaum Chancen hat, liegt in seinem schwächeren Ertragsvermögen. Dies ist durchaus verständlich. Denn der Sommerweizen muss mit einer viel kürzeren Vegetationszeit auskommen. Das heißt, er durchläuft die gesamte Entwicklung im Vergleich zum Winterweizen sehr viel schneller, weshalb die Ertragsbildung wie beispielsweise die Trieb- und Ährenanlage häufig nicht optimal erfolgen können. Die Folge sind niedrigere und vor allem je nach Jahr stärker schwankende Erträge. Fallen dagegen die Vegetationsbedingungen günstig aus, dann können auch beim Sommerweizen recht ansprechende Erträge erzielt werden, wie das Jahr 2013 gezeigt hat. Damals wurden im Rahmen der Besonderen Ernteermittlung durchschnittlich über 62 dt/ha im Mittel von Rheinland-Pfalz festgestellt. In der letztjährigen Ernte waren es allerdings etwa 8 dt/ha weniger. Die Statistik weist für die letzten zehn Jahre eine Ertragsüberlegenheit des Winterweizens von knapp 17 dt/ha auf, was seine relative Vorzüglichkeit belegt.

Viele Vermehrer sind ausgestiegen

Anders und auch sinnvoller ist der Vergleich mit den anderen Sommergetreidearten. Zieht man auch hier das 10-jährige Mittel aus der Besonderen Ernteermittlung zurate, so bringt beispielsweise die Sommergerste nur etwa 1,4 dt/ha oder der Hafer knapp 10 dt/ha weniger an Ertrag. Natürlich sagen die Daten allein noch wenig über die Wirtschaftlichkeit aus. Vielmehr müssen noch weitere Aspekte wie Erzeugerpreise, Produktionskosten oder auch bestehende Ertrags- und Qualitätsrisiken mit in die Betrachtung einfließen. Ungeachtet von allen wirtschaftlichen Aspekten ist das Hauptargument, Sommerweizen auszusäen, der Anbau nach strengen, kalten Wintern mit hohen Auswinterungsschäden. Hier, und das haben die Jahre 2003 und 2012 deutlich gezeigt, werden binnen kurzer Zeit große Saatgutmengen benötigt, die bei rückläufigen Vermehrungsflächen nicht immer bereitgestellt werden können. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass aufgrund der geschilderten starken Witterungsabhängigkeit und des damit unkalkulierbaren Saatgutabsatzes viele Vermehrer den Sommerweizen aus ihrem Anbauplan gestrichen haben. So betrug die hiesige Vermehrungsfläche im Jahr 2016 gerade mal 77 ha.

 – LW 2/2017