Erträge der Wintergerste besser als erwartet

Landessortenversuche in Rheinland-Pfalz 2015

Die diesjährige Wintergerstenernte ist größtenteils besser ausgefallen als erwartet. Offensichtlich hat die früh reifende Wintergerste am wenigsten unter der Trockenheit gelitten. Es sei denn, das Gelbverzwergungsvirus hatte zugeschlagen. Dann war die Enttäuschung allerdings groß. Zwar ist die Spannbreite in den Ergebnissen je nach Standort und Niederschlagsverteilung recht weit, doch insgesamt wurden gute Erträge und Qualitäten geerntet. In den Landessortenversuchen wurden sogar Spitzenleistungen erzielt, die bei intensiver Bestandesführung teilweise weit über 110 dt/ha lagen.

Mehrzeilige und zweizeilige Typen im Landessortenversuch. Die früh reifende Wintergerste hat am wenigsten unter der Trockenheit gelitten.

Foto: Marco Goetz, DLR

Die jüngsten Schätzungen des Statistischen Landesamtes gehen für 2015 von einer erneuten Anbauausweitung der Wintergerste aus. Bereits seit mehreren Jahren wächst die Anbaufläche in Rheinland-Pfalz stetig. So betrug die Flächenzunahme 2014 über 10 Prozent, in diesem Jahr immerhin noch 5 Prozent. Mittlerweile geht man von über 37 000 ha Wintergerste im Land aus.

Die Gründe hierfür sind recht vielgestaltig. Nach wie vor dürften die Erzeugerpreise und deren Relation zu den konkurrierenden Kulturen eine wichtige Rolle spielen. Aber auch fruchtfolgetechnische und arbeitswirtschaftliche Überlegungen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Auch hat das Jahr 2015 eindrucksvoll gezeigt, dass die im Vergleich zu den übrigen Winterungen frühe Reife der Wintergerste sich in Anbetracht des Klimawandels positiv auf die Ertragsbildung auswirkt. Nicht zuletzt tragen die guten Leistungen der neuen Sortengeneration und deren verbesserte Ertragssicherheit zur gestiegenen Wertschätzung der Winterfuttergerste bei.

Wieder ein außergewöhnliches Jahr

Nach der Aussaat Ende September machte der ungewöhnlich feuchte Herbst der Wintergerste nicht nur in den Landesversuchen zu schaffen. So waren stellenweise schon bald erste vergilbte Felder sichtbar. Aufgrund der vernässten Böden konnten Pflanzenschutzmaßnahmen, wie beispielsweise die Insektizidbehandlungen, nicht termingerecht durchgeführt werden. Die bis in den Januar andauernden, überdurchschnittlich hohen Temperaturen und das Ausbleiben von stärkeren Frösten ermöglichten dennoch eine ausreichende Bestandesentwicklung.

Trotz der anschließenden, viermonatigen Trockenphase wurden erstaunlich hohe Ährenzahlen entwickelt und letztendlich bis zur Ernte erhalten. In Verbindung mit den sehr hohen Kornzahlen je Ähre und den guten Tausendkorngewichten konnten so Spit­zen­erträge mit guten Qualitäten erzielt werden. Ein ganz anderes Bild ergab sich allerdings, wenn stärkerer Virusbefall auftrat.

Vier Landessortenversuche zeigen hohe Leistungsdichte

Seit der Schließung des Versuchs-feldes „Rosenhof“ werden in Rheinland-Pfalz nur noch vier Landessortenversuche zu Wintergerste angelegt. Infolge sehr starker durch das Gelbverzwergungsvirus verursachte Schäden musste der Versuch in Kümbdchen (Hunsrück) schon im Spätwinter abgebrochen werden, so dass nur noch die Ergebnisse der drei verbliebenen Standorte in die Verrechung einfließen konnten.

Geprüft wurden jeweils zehn mehrzeilige und sechs zweizeilige Sorten in einem gemeinsamen Sortiment. Aufgrund von Mängeln im Versuchssaatgut konnten die Ergebnisse der Empfehlungssorte Sandra nicht in die Auswertung aufgenommen werden, so dass für das Jahr 2015 für diese Sorte keine Daten vorliegen.

Üblicherweise werden die Prüfkandidaten in zwei Intensitätsstufen angebaut, wobei in Stufe 1 auf Wachstumsregler und Fungizide verzichtet wird, um die Lager- und Krankheitsanfälligkeit der Sorten zu prüfen. Gleichzeitig soll diese Stufe eine Einschätzung über das Ertragspotenzial unter extensiven Bedingungen ermöglichen. Stufe 2 zeigt das Leistungspotenzial der Sorten bei optimaler Bestandesführung. Weiterhin ist zu erwähnen, dass auf Antrag des Züchters die Saatstärke bei den Hybridsorten um 25 Prozent gegenüber der ortsüblichen Saatmenge bei den Liniensorten reduziert wurde.

Die Kornerträge der Verrechnungssorten (California, KWS Meridian, Lomerit) lagen im Mittel der Orte mit 91,9 beziehungsweise 103,9 dt/ha (Tabelle 1) rund 15 dt/ha über dem langjährigen Ertragsmittel. Wie bereits in den Vorjahren, lassen sich die Ertragsunterschiede vor allem in der Stufe 2 innerhalb der Zeiligkeiten statistisch fast nicht absichern. Dies bestätigt die hohe Leistungsdichte im Wintergerstensortiment. Sehr hohe Erträge wurden in beiden Stufen auf dem Standort Mehlingen (Westpfalz) geerntet. Hier übersprang in den behandelten Stufen die Mehrzahl der Sorten die 115-dt-Marke. Auf allen Prüforten wurden ordentliche, vermarktungsfähige Hektolitergewichte erzielt.

Behandlungsmaßnahmen meist wirtschaftlich

Durch den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern wurden in diesem Jahr im Versuchsdurchschnitt Mehrerträge von knapp 13 dt/ha erzielt. Dies ist insofern verwunderlich, als aufgrund der trockenen Witterung kein erhöhter Krankheits- und Lagerdruck herrschte. Lediglich auf dem Hochertragsstandort Mehlingen wurde mittleres Halmknicken und teilweise stärkerer Zwergrostbefall festgestellt. Dementsprechend brachten es hier anfällige Sorten auf 20 dt/ha höhere Erträge. Bei dem insgesamt sehr hohen Ertragsniveau waren in den diesjährigen Prüfungen Behandlungsmaßnahmen in der Regel wirtschaftlich.

Die Sorten im überregionalen Vergleich

Wie jedes Jahr soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass es nicht nur auf das Ertragsvermögen einer Sorte im betreffenden Versuchsjahr allein ankommt. Vielmehr treten bei Wintergerstensorten Eigenschaften wie Strohstabilität, Lageranfälligkeit und Krankheitsresistenzen je nach Jahr unterschiedlich stark in den Vordergrund. Auch die Winterhärte der Sorten muss trotz der beiden vorausge-gangenen milden Winter nach wie vor im Auge behalten werden. Dies vor allem deshalb, weil die Wintergerste in Rheinland-Pfalz häufig auf höheren, meist ohnehin schwierigeren Lagen steht.

Deshalb macht es wenig Sinn nur auf einjährige Ergebnisse zu schauen. Vielmehr ist die mehrjährige Leistungskonstanz, also die Ertragsstabilität, einer Sorte eines der wichtigsten Kriterien bei der Sortenwahl.

Die überregionale, mehrjährige Ertragsauswertung (Tabelle 2) für die südwestdeutschen Anbaugebiete (Baden-Württemberg, Hessen, Rhein-land-Pfalz) ist hierbei eine gute Entscheidungshilfe. Daraus geht hervor, dass bei den mehrjährig geprüften Mehrzeilern sowohl in den Mittel- als auch in den Höhenlagen die Hybridsorte Wootan und die Liniensorte KWS Meridian an der Spitze des Sortiments liegen, dicht gefolgt von weiteren Sorten. In dieser Auswertung bildet die bereits 2001 zugelassene Sorte Lomerit (Verrechnungssorte) nunmehr das Schlusslicht.

Bei den Zweizeilern ergibt sich folgende Reihenfolge: KWS Infinity und KWS Glacier auf den vorderen Rängen in beiden Anbaugebieten. In den Mittellagen folgt Captain, in Höhenlagen California. Unterdurchschnittlich sind mittlerweile die Leistungen von Sandra. (Anmerkung: In der Tabelle 2 sind nur Sorten aufgeführt, für die mehr als vier Versuchsergebnisse je Anbaugebiet vorliegen.)

Das Problem 2015: Schäden durch Gelbverzwergungsviren

Normalerweise wird an dieser Stelle über die durch das Gelbmosaikvirus ausgehende Gefahr berichtet. Doch trat dieser auf unseren Hauptanbaugebieten latent vorhandene Erreger (insbesondere der Typ 1) im Jahr 2015 in den Hintergrund. Das regional alles beherrschende Thema waren die Gelbverzwergungsviren, die gebietsweise starke Schäden verursachten oder wie beim Landessortenversuch auf dem Hunsrück zum Totalausfall führten. Näheres zum Thema Verzwergungsviren auf Seite 30 dieser Ausgabe.

Beim von Bodenpilzen übertragenen Gelbmosaikvirus wurde aus der Praxis in den vergangenen Jahren zwar kaum von stärkerem Auftreten berichtet, dennoch ist es immer noch ratsam, virusresistente Sorten anzubauen. Dies ist auch der Grund, warum im LSV Sorten mit fehlender Gelbmosaikresistenz nicht weiter verfolgt werden. Der Typ 2, der an Bedeutung gewinnt, muss im Auge behalten werden. In Gebieten mit Typ 2-Befall sollten nur „Spezialsorten“ gewählt werden.

Mehrzeiler und Zweizeiler halten sich die Waage

Lagen die mehrzeiligen Wintergersten im Vorjahr mit 3 dt/ha in Stufe 2 knapp vorn, so sind bei der diesjährigen Ernte kaum noch Ertragsunterschiede zwischen den Zeiligkeiten in beiden Behandlungsstufen feststellbar. Dies bestätigt auch der mehrjährige, überregionale Vergleich (Tabelle 2) zumindest für die intensiven Stufen in den Höhenlagen. Die leichte Ertragsüberlegenheit der mehrzeiligen Sorten (1,3Prozent) in den Mittellagen dürfte ohne praktische Relevanz sein. Selbst bei Betrachtung der ertragsstärksten Sorten kann man hier kaum Leistungsunterschiede ausmachen. Insofern lässt sich die Frage „zwei- oder mehrzeilig“ allein nicht nur am Ertrag festmachen.

Im Süden Deutschlands, so auch in Rheinland-Pfalz, gibt man traditionell mehr den zweizeiligen Sorten den Vorzug, weil man deren Standfestigkeit, Strohstabilität und Kornausbildung vor allem in Hitzperioden besser als die der mehrzeiligen Sorten einschätzte. Unter den schwierigen Abreifebedingungen der beiden vergangenen Jahre bestätigte sich diese Einschätzung vor allem in den unbehandelten Varianten.

Bei sicherer Wasserversorgung können dagegen die Mehrzeiler ihr höheres Ertragsvermögen besser ausschöpfen. Im Mittel der Jahre betrachtet sind aber die genannten Unterschiede zwischen beiden Zeiligkeiten vor allem bei intensiverer Bestandesführung gering, so dass letztlich die regionalen und betriebsspezifischen Gegebenheiten für die Sortenwahl ausschlaggebend sein dürften.

Die statistischen Daten des letzten Jahres weisen einen deutlich höheren Anbauanteil der zweizeiligen Sorten aus. Rechnet man aber Winterbraugerste heraus, dann dürften sich mehr- und zweizeilige Futtergersten die Waage im hiesigen Wintergerstenanbau halten.

Die Wintergerste brachte wider Erwarten sehr gute Erträge.

Foto: agrar-press

Hybriden müssen ihrem Potenzial entsprechend geführt werden

Nachdem im Jahr 2008 die erste Wintergerstenhybride zugelassen wurde, befinden sich mittlerweile eine ganze Reihe von Gerstenhybriden im Angebot. So sind in der aktuellen Beschreibenden Sortenliste allein neun Hybridsorten eingetragen. Gute Ertragesergebnisse in Verbindung mit einem entsprechenden Marketing haben das Interesse an den Hybriden geweckt. Wintergerstehybriden sind robuste mehrzeilige Sorten, die über ein sehr hohes Ertragspotenzial verfügen und aufgrund ihrer guten Wüchsigkeit ein weites Saatzeitfenster ermöglichen.

In den Landessortenversuchen liegen ihre mehrjährigen Leistungen in den behandelten Stufen auf oder knapp über dem Niveau der ertragsstärksten Liniensorten (Tabelle 2). Bei extensiver Bestandesführung fallen die Erträge dagegen vergleichsweise stärker ab. Das bedeutet, dass zur Ausschöpfung des hohen Ertragspotenzials in jedem Fall eine angepasste Anbautechnik (N-Düngung, Pflanzenschutz) erforderlich ist. Dadurch soll auch die etwas schwächere Strohstabilität verbessert werden.

Die neueren Züchtungen weisen nach den vorliegenden Untersuchungen gute, mit denen der Zweizeiler vergleichbare Hektolitergewichte auf. Mitunter recht knapp fallen dagegen die Tausendkorngewichte aus. Aufgrund der guten Wüchsigkeit und der stärkeren Bestockung empfiehlt der Züchter, die Aussaatstärke der Hybriden um 25 Prozent zu reduzieren. Nach den bisherigen Erfahrungen in den LSV reichen Mehrerträge von 1 bis 2 dt/ha nicht aus, die höheren Saatgutkosten der Hybriden zu decken.

Empfehlung mehrzeilige Sorten

Vorbehaltlich der Zustimmung durch die hiesige Sortenkommission wird vor allem auf Basis der mehrjährigen Ergebnisse (Tabelle 2) für den Konsumanbau zur Ernte 2016 KWS Meridian empfohlen (siehe auch die Sorteneigenschaften Tabelle 3). Sollte die am 21. August 2015 tagende Sortenkommission eine Erweiterung der Sortenempfehlung beschließen, wird dies an dieser Stelle entsprechend veröffentlicht.

KWS Meridian (Zulassung 2011) war im letzten Jahr die meist angebaute Wintergerstensorte in Rheinland-Pfalz. In den Landessortenversuchen zeichnet sie sich durch ein sehr hohes Ertragspotenzial sowie eine hohe Ertragssicherheit aus. Bei den langjährig geprüften Sorten zählt sie im mehrjährigen, überregionalen Vergleich zu den ertragsstärksten Züchtungen des Wintergerstensortiments. Die Hektolitergewichte lagen in den zurückliegenden Jahren im Bereich des Sortimentsmittels. Für eine mehrzeilige Wintergerste bringt sie recht ordentliche Tausendkorngewichte. Hinsichtlich der Strohstabilität traten in den Versuchen bisher keine größeren Probleme auf (BSA-Note bei Halm- und Ährenknicken jew. 5). Die Standfestigkeit liegt ebenfalls auf einem mittleren Niveau (5). Gegenüber den wichtigsten Blattkrankheiten liegen mittlere Resistenzen vor. Dennoch sind zur Absicherung des hohen Ertragspotenzials Bestandeskontrollen und gegebenenfalls Behandlungsmaßnahmen angeraten. Gegenüber dem Gelbmosaikvirus besteht eine Resistenz. Hinsichtlich der Winterfestigkeit wird die Sorte positiv beurteilt, was sich auch in der für dieses Merkmal guten BSA-Einstufung (4) niederschlägt.

Weitere mehrzeilige Sorten:

Bei den zweijährig geprüften Sorten zeichnet sich die Hybridsorte Wootan durch ein enormes Ertragsvermögen aus, dessen volle Ausschöpfung allerdings eine angepasste, intensive Bestandesführung voraussetzt. Bei frühem Ährenschieben und mittlere Reife sind das etwas stärkere Ährenknicken sowie die hohe Zwergrostanfälligkeit (BSA-Note 7) zu beachten. Ebenfalls zweijährig geprüft ist Quadriga, die bei den Kornerträgen in den Höhenlagen auf dem Niveau von KWS Meridian liegt. Die spät reifende Sorte ist trotz des etwas längeren Wuchses vergleichsweise gut standfest. Hinsichtlich der Winterfestigkeit ist sie mit Wootan vergleichbar (BSA-Note 5). SU Ellen ist eine sehr frühe Sorte mit ausgezeichneter Standfestigkeit und recht guter Gesundheit, sieht man von der höheren Anfälligkeit für Zwergrost ab. Sie brachte in den hiesigen zwei Prüfjahren durchschnittliche, in den südwestdeutschen Mittellagen fast an KWS Meridian heranreichende Erträge. Die 2015 geprüften Neuzulassungen Bella, Joker, Kaylin und KWS Kosmos schnitten recht gut ab. Hier müssen allerdings weitere Versuchsergebnisse abgewartet werden.

Empfehlung zweizeilige Sorten

Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Sortenkommission werden für den Konsumanbau zur Ernte 2015 die Sorten California und Sandra empfohlen (siehe Sorteneigenschaften Tabelle 4). Auch hier gilt: Sollte die Sortenkommission eine Erweiterung der Sortenempfehlung beschließen, wird dies an dieser Stelle entsprechend veröffentlicht.

California (Zulassung 2012) schnitt in den diesjährigen Landessortenversuchen nur knapp durchschnittlich ab. Im überregionalen Vergleich, in den die mehrjährigen Ergebnisse aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz einfließen, belegt sie aber insbesondere in den südwestdeutschen Höhenlagen die vorderen Ränge des zweizeiligen Sortiments. Die Hektolitergewichte lagen bisher in einem akzeptablen Bereich, was auch durch die BSA-Note 6 bestätigt wird. Die kurze, später abreifende Sorte verfügt über eine gute Standfestigkeit (BSA-Note 4). Hervorzuheben ist die geringe Neigung zu Halm- und Ährenknicken (BSA-Note jeweils 3). Recht ordentlich sind die Resistenzen gegenüber Mehltau, Netzflecken und Rhynchosporium. California ist resistent gegenüber Gelbmosaikvirus. Die Winterfestigkeit liegt im mittleren Bereich (BSA-Note 5).

Sandra (Zulassung 2010) ist die in Rheinland-Pfalz am stärksten vermehrte Futtergerstensorte. Leider liegen aus der diesjährigen Ernte aufgrund von Mängeln beim Versuchssaatgut keine Ergebnisse vor. Deshalb kann hier nur auf die Daten der Vorjahre zurückgegriffen werden. Danach lag Sandra im mehrjährigen, überregionalen Sortenvergleich unter dem Sortimentsmittel. Es wurden recht ansprechende Kornqualitäten mit vergleichsweise hohen Hektoliter- und sehr hohen Tausendkorngewichten erzielt. Frühes Ährenschieben, kurzer Wuchs und eine gute Standfestigkeit sind kennzeichnend für die Sorte. Beim Halmknicken wurden mittlere Werte ermittelt. Die Neigung zu Ährenknicken wird mit der BSA-Note 6 angegeben. Gegenüber Mehltau und Netzflecken bestehen gute, gegen Rhynchosporium nur mittlere Resistenzen. Höher ist dagegen die Anfälligkeit für Zwergrost (BSA-Note 6). Wie alle anderen Empfehlungssorten ist auch Sandra resistent gegenüber dem Gelbmosaikvirus. Die Winterfestigkeit ist vergleichsweise gering (BSA-Note 6), was auf auswinterungsgefährdeten Standorten zu beachten ist.

Weitere zweizeilige Sorten:

In den bisherigen zwei Prüfjahren zeigte KWS Glacier in den südwestdeutschen Anbaugebieten überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Bei mittlerer Reife, kurzem Wuchs und mittlerer Standfestigkeit neigt die Sorte etwas stärker zur Auswinterung. Ebenfalls zweijährig geprüft ist Captain, die insbesondere in den Mittellagen recht ansprechende Erträge brachte. Die in der Reife mit California vergleichbare kürzere Sorte ist sehr strohstabil und blattgesund. Einen überzeugenden Einstand in ihrem ersten Prüfjahr hatte KWS Infinity. Sie muss allerdings ihre Leistungsfähigkeit in weiteren Versuchsjahren unter Beweis stellen.

Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl, Marko Goetz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach – LW 33/2015