Leistungsstarke Sorten bringen in jedem Jahr ihren Ertrag

LSV: Wintergerste wurde gut mit widrigen Verhältnissen fertig

Die Sortenwahl für den Herbst 2015 steht an, und viele Praktiker orientieren sich an den Daten der amtlichen Versuche, um hieraus ihre Anbauentscheidung abzuleiten. Ziel der Offizialberatung ist es, den Zuchtfortschritt schnellstmöglich über die Beratung an die Praxis weiterzugeben, wenn die Leistungsfähigkeit der Neuzugänge im Hinblick auf Ertrag, Qualität und Pflanzengesundheit in wichtigen Eigenschaften eine Verbesserung darstellt. Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau des LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof, stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche 2014/15 Wintergerste vor.

Die Wintergerste brachte wider Erwarten sehr gute Erträge.

Foto: agrar-press

Oftmals recht feuchte Aussaatbedingungen, erheblicher Befall mit Gelbverzwergungsvirus schon im Herbst und die ausgeprägte Frühsommertrockenheit, das waren die wesentlichen Widrigkeiten mit denen die Wintergerste in diesem Anbaujahr zu kämpfen hatte. Welche Erträge sind unter solchen Bedingungen zu erwarten? Welche Sorten kamen am besten mit der Situation klar. Was lässt sich aus diesen Erfahrungen für die Zukunft ableiten? Der Blick auf die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) kann Antworten auf diese Fragen geben.

Landessortenversuche 2014/15 an fünf hessischen Standorten

An jeweils fünf hessischen Standorten werden die mehrzeiligen und die zweizeiligen Wintergerstensorten in getrennten Sortimenten geprüft. Dort werden die Züchtungen unter ansonsten gleichgehaltenen Bedingungen hinsichtlich ihrer Ertragsfähigkeit, ihrer Krankheitstoleranz und Robustheit verglichen. Die zugehörigen Qualitätseigenschaften werden ebenfalls ermittelt. So kann zu jeder Sorte aus mehrortigen und mehrjährigen Ergebnissen eine umfassende Beurteilung erstellt werden.

Die Landessortenversuche waren genau wie die Praxis von den besonderen Bedingungen im Herbst 2014 betroffen: Der Juli war mit der dreifachen Niederschlagsmenge in Mittel- und Nordhessen sehr nass. August, September und Oktober brachten ebenfalls überdurchschnittliche Niederschläge. Somit bestanden vielerorts suboptimale Bodenbedingungen, ausgelöst bereits durch die sehr feuchte Vorfruchternte. Die Aussaatbedingungen waren demzufolge für die Wintergerste nicht optimal, vielerorts konnte erst im Oktober bestellt werden. Dank des milden Winters war den Beständen jedoch eine lange Vegetationszeit beschert, die noch eine ausreichende bis gute Pflanzenentwicklung ermöglichte.

Nachteilig war allerdings, dass sich die bereits im Herbst vorhandene Blattlauspopulation, die mit Gelbverzwergungsvirus belastet war, weiter aufbauen und in vielen Regionen Virusinfektionen auslösen konnte. Teilweise wurden Insektizidmaßnahmen gesetzt, deren Wirkung jedoch naturgemäß nur kurzzeitig Bestand hatte.

Teilweise massive Virusinfektionen

Im Endergebnis gab es in Hessen mit Ausnahme der Höhenlagen in vielen Beständen zumindest latenten, teilweise aber sehr massiven Virusbefall. Einige Praxisflächen wurden im Frühjahr umgebrochen, als sich das Ausmaß des Befalls anhand von Pflanzenausfällen und nesterweise mangelhafter Pflanzenentwicklung zeigte. Am Versuchsstandort Bad Hersfeld trat massiver Virusbefall auf, was dazu führte, dass der Versuch mit mehrzeiligen Sorten nicht in die Auswertung einbezogen werden konnte. Aber auch in Niederweisel und Mardorf waren virusgeschädigte Pflanzen sichtbar. Dies zeigt sich auch an der teilweise höheren Streuung der Daten, wie in den Tabellen kenntlich gemacht.

Die Frühsommertrockenheit tat ein Ãœbriges um die Bestände nicht zu üppig werden zu lassen, denn die N-Düngung kam nur teilweise zur Wirkung. Ãœberall waren deutliche Reduzierungen in den Ähren sichtbar. Dadurch schützt sich die Pflanze quasi vor „Ãœberlastung“ und ermöglicht eine bessere Kornausbildung in den verbleibenden Ährchen. Als positiver Effekt der trockenen Witterung war festzustellen, dass die Bestände bis zur Ernte überwiegend sehr gesund blieben. Die aus dem feuchten und milden Winter vorhandenen pilzlichen Erkrankungen konnten sich kaum ausbreiten, nur vereinzelt trat etwas Zwergrost auf. Hier konnten Pflanzenschutzaufwendungen eingespart werden.

Nur geringer Mehrertrag mit Fungizidbehandlung

Die Versuchsergebnisse zeigen im Vergleich der zwei Intensitätsstufen, dass an einigen Standorten kein beziehungsweise nur geringer Mehrertrag durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Wachstumsreglern erzielt wurde. Die unbehandelten Varianten (Stufe 1) dienen dazu, die natürliche Sortengesundheit zu beurteilen, denn hier werden keine Fungizide und nur reduzierte Aufwandmengen an Wachstumsreglern ausgebracht.

Stufe 2 (behandelt) erhält die volle ortsübliche Intensität, um das Ertragsvermögen der jeweiligen Sorten überprüfen zu können. Der Mehrertrag gegenüber den unbehandelten Varianten belief sich im Mittel aller Standorte bei den mehrzeiligen Sorten auf nur 4 dt/ha (Vorjahr 27,5 dt/ha), bei den zweizeiligen waren es 4,5 dt/ha (Vorjahr 18,7 dt/ha). Die Unterschiede zwischen den Standorten waren gering.

Die höchsten Mehrerträge durch Behandlung wurden am Standort Mardorf in beiden Prüfsortimenten erreicht. In Niederweisel wurde kein Mehrertrag erzielt, im Gegenteil: Bei einigen Sorten wurden in den behandelten Parzellen Mindererträge festgestellt. Unter Trockenstress und hoher Lichtintensität, wie sie in diesem Frühjahr gegeben war, können Wachstumsregler und bestimmte Fungizide den Stress auf die Pflanze erhöhen und sich dadurch ertraglich negativ auswirken.

Gute Erträge trotz Frühsommertrockenheit

Ab Mitte Juni kam etwas Niederschlag, der noch zur Ertragsbildung und N-Umlagerung genutzt werden konnte. Lager trat in den Versuchen nicht auf, sortenspezifisch war etwas Halm- und Ährenknicken zu bonitieren. Insgesamt lag das Ertragsniveau in Stufe 2 mit durchschnittlich 103,6 dt/ha bei den mehrzeiligen und 95,4 dt/ha bei den zweizeiligen Sorten auf sehr hohem Niveau, noch über den Ergebnissen des Vorjahres. An den Standorten Friedberg und Fritzlar erzielten die zweizeiligen Sorten im Sortimentsmittel eine deutlich bessere Ertragsleistung als die mehrzeiligen. Es bestätigt sich einmal mehr die Erfahrung, dass Wintergerste mit Frühsommertrockenheit relativ gut umgehen kann und hohe Erträge erzielt. Diese Kultur kann im Hinblick auf den Klimawandel einen wichtigen Beitrag zur pflanzenbaulichen Risikoabsicherung leisten.

Zweizeilige Sorten können im Ertrag mithalten

In Tabelle 1 (mz) und Tabelle 3 (zz) sind die Ertragsergebnisse der hessischen Standorte als Relativzahlen dargestellt. Als Vergleichssorte im mehrzeiligen Sortiment wird die zweizeilige Sorte California und im Gegenzug die mehrzeiligen Lomerit und KWS Meridian im zweizeiligen Sortiment mit geprüft.

Erneut hat sich bestätigt, dass die ertragsstärksten zweizeiligen an allen Standorten mit den mehrzeiligen Standardsorten mithalten oder sogar besser abschneiden können. Aufgrund der hohen und sicheren Qualitäten sowie der besseren Standfestigkeit sind daher zweizeilige Sorten auch im Hinblick auf die Vermarktungssicherheit für den Anbau empfehlenswert.

Sehr hohe Hektolitergewichte

Die untersuchten Qualitätsparameter der Sorten in der Stufe 2 zeigen, dass selbst bei diesem sehr hohen Ertragsniveau die hl-Gewichte mit 70,3 kg/hl im Mittel aller mehrzeiligen Sorten außerordentlich hoch ausfallen, und damit die sehr hohen Werte von 2013 noch übertreffen. Alle Sorten überschreiten mühelos die Mindestanforderung von 62 kg/hl.

Im zweizeiligen Sortiment wurde ein durchschnittliches hl-Gewicht von 71,2 kg/hl erreicht und damit der hervorragende Wert von 2013 nur knapp unterschritten. Auch die Marktwareanteile liegen mit 97,9 Prozent (mz) und 98,3 Prozent (zz) auf außerordentlich hohem Niveau. Insgesamt wurde somit eine hervorragende Wintergerstenernte eingefahren, die alle Erwartungen deutlich übertreffen konnte.

Sortenbeschreibung der Neuzulassungen

Vom Bundessortenamt wurden im Zulassungsjahrgang 2014/15 fünf neue mehrzeilige (mz) Wintergerstensorten zugelassen, bei den zweizeiligen (zz) gab es eine Neuzulassung. Die erstmals in den Landessortenversuchen geprüften Neuzulassungen werden hier kurz vorgestellt. Die aktuellen Einstufungen des Bundessortenamtes (Noten 1 bis 9) aller geprüften Sorten sind in Tabelle 5 und 6 zusammengefasst. Dabei bedeutet die Note 1 jeweils eine niedrige Ausprägung des Merkmals (gering, kurz, früh), die Note 9 eine hohe Merkmalsausprägung (hoch, lang, spät). Die Note 5 wird bei durchschnittlicher Einstufung vergeben. Günstige Einstufungen sind in der Tabelle grün hinterlegt.

Mehrzeilige und zweizeilige Typen im Landessortenversuch. Die früh reifende Wintergerste hat am wenigsten unter der Trockenheit gelitten.

Foto: Marco Goetz, DLR

Bella, mz (Nordsaat) befindet sich im Vertrieb durch Hauptsaaten. Dies ist eine recht spät abreifende etwas langstrohigere Sorte mit guter Winterhärte und sehr guter Blattgesundheit. Die etwas höhere Anfälligkeit gegen Zwergrost ist jedoch zu beachten. Die Strohstabilität und Standfestigkeit sind ausreichend. Bella bildet ein mittleres TKG und Hektolitergewicht aus und erreicht damit hohe Marktwareanteile.

Daisy, mz (Breun) wird durch Limagrain vertrieben. Die Fridericus-Kreuzung ist winterhart und hat eine gute Strohstabilität. Diese etwas früher abreifende Sorte zeigt gute Toleranzen gegen alle wichtigen Krankheiten. Bei mittlerem TKG bringt sie hohe Marktwareanteile und gute hl-Gewichte, was sich im ersten Versuchsjahr bestätigt.

Joker, mz (KWS Getreide) ist aus einer Meridian-Kreuzung hervorgegangen und bringt Resistenz gegen Gelbmosaikvirus Typ 1 und 2 mit. Sie reift früh ab und zeigt mit Ausnahme von Zwergrost gute Toleranzen gegen die Gerstenkrankheiten. Standfestigkeit und Strohstabilität sind mittel eingestuft, sodass eine gewisse Unterstützung durch Wachstumsregler angeraten ist. Joker ist im Ertrag mit der Höchstnote 9 eingestuft, das TKG ist mittel, der Marktwareanteil ist hoch bei knapp unterdurchschnittlichem Hektolitergewicht. Im aktuell ersten Versuchsjahr liegt Joker ertraglich mit an der Spitze, das hl-Gewicht jedoch deutlich unter dem Durchschnitt.

KWS Kosmos, mz (KWS Getreide) ist ebenfalls eine Meridian-Kreuzung, die eine gute Winterhärte mit mittlerer Reifezeit kombiniert. Der hohen Anfälligkeit für Zwergrost steht die ansonsten leicht überdurchschnittliche Gesundheit gegenüber. Standfestigkeit und Strohstabilität sollten abgesichert werden. Kosmos bildet ein etwas höheres TKG und erreicht bei mittlerem Hektolitergewicht deutlich überdurchschnittliche Marktwareanteile. Die Sorte brachte einen soliden Ertrag am Versuchsdurchschnitt, in der unbe-handelten Stufe lag sie in der Spitzengruppe.

KWS Infinity, zz (KWS Getreide) ist die einzige zweizeilige Neuzulassung. Sie reift mittelfrüh ab und bringt als kurzstrohige Sorte ausreichende Strohstabilität mit. Die Winterhärte ist mittel und die Gesundheit mit Ausnahme von Mehltau leicht überdurchschnittlich bewertet. Die Kornqualität ist erwartungsgemäß hoch mit sehr hohem TKG und hohem Marktwareanteil, was sich aus dem ersten Versuchsjahr bestätigt.

Mehrjährige Ertragstreue gefragt

Zunehmend unberechenbare Witterungsverläufe machen ackerbauliche Anpassungsschritte notwendig um die Risiken zu reduzieren. Ein wichtiger Baustein sind dabei mehrjährig ertragstreue Sorten, denn bei der Aussaat lässt sich nicht absehen, mit welchen Herausforderungen das neue Anbaujahr aufwarten wird. Daher sollten einjährige Ergebnisse niemals die Basis für eine Sortenentscheidung sein.

Der Blick auf die drei- und mehrjährig in Hessen geprüften mehrzeiligen Sorten bestätigt auch in diesem Jahr, dass KWS Meridian ebenso wie die Hybride Galation erneut ihre Ertragssicherheit in beiden Intensitätsstufen beweisen konnten (Tabelle 2). Die altbekannte Lomerit liefert beständig solide Erträge am Versuchsdurchschnitt und wartet mit sicheren Qualitäten auf. KWS Keeper und Anja fielen ertraglich in diesem Jahr etwas zurück, erreichen aber insgesamt noch überdurchschnittliche Ergebnisse, wobei Keeper insbesondere in der unbehandelten Stufe positiv auffällt.

Bei den zweijährig geprüften Sorten zeigt Tamina in der Stufe 1 konstant überdurchschnittliche Ergebnisse, während sie in der behandelten Stufe etwas stärker streut. Auf gleichem Niveau liegt in dieser Stufe die Hybride Wootan, reicht aber in unbehandelt nicht an Tamina heran. Quadriga und die sehr früh abreifende SU Ellen konnten mit den diesjährigen Bedingungen nicht ganz so gut umgehen, während KWS Tonic offensichtlich davon profitierte. SU Ellen brachte von allen geprüften Sorten den höchsten Marktwareanteil, bei allerdings etwas geringerem hl-Gewicht von 69 kg.

Von den erstjährig geprüften Sorten liegt die frühabreifende, doppelresistente Joker in Stufe 2 vorn, während KWS Kosmos in unbehandelt die Gruppe anführt – beide Sorten allerdings mit etwas streuenden Erträgen.

Bei den zweizeiligen Sorten (Tabelle 4) fällt die gegen beide Gelbmosaik-Virustypen resistente Caribic ebenso wie Albertine durch konstante Erträge am Versuchsmittel auf. Caribic beeindruckt durch ihre gute Standfestigkeit sowie sehr geringe Neigung zu Halm- und Ährenknicken. Die Anfälligkeit für Mehltau ist etwas höher. Sie bringt hervorragende hl-Gewichte und Marktwareanteile. Albertine zeigt eine ausgewogene Blattgesundheit bei mittlerer Mehltauanfälligkeit. Die Empfehlungssorte California enttäuscht diesjährig im Ertrag und auch in der Qualitätsausbildung. Sie reift mittel bis spät ab und zeigt eine überdurchschnittliche Strohstabilität, recht gute Blattgesundheit sowie ausreichende Winterhärte.

Nach zwei Prüfjahren liegen die spätreifende Captain und KWS Glacier in der behandelten Stufe gleichauf, unbehandelt erzielt die etwas winterhärtere Captain die höheren Erträge, und sie liefert diesjährig auch die höheren Marktwareanteile. Die im Anhang geprüfte, leider nicht Gelbmosaik-resistente und etwas später abreifende Sorte Matros brachte mehrjährig Spitzenerträge mit großer Konstanz über die Standorte, fiel jedoch in diesem Jahr etwas ab. Sie war 2012 auch durch vergleichsweise geringe Auswinterungsverluste sehr positiv aufgefallen. Die etwas geringere Strohstabilität muss beachtet werden.

Sorten- und Anbauempfehlung

Auch wenn extreme Witterung die Kultur teilweise erheblich unter Druck setzt, bringen leistungsstarke und robuste Sorten in jedem Jahr ihren Ertrag. Wie sich erneut bestätigt, sind mit den aktuell in den hessischen LSV geprüften Wintergersten-Sorten hohe Erträge und sichere Qualitäten zu erzeugen. Neben den bewährten Sorten können auch neue Sorten im Probeanbau auf die Leistungsfähigkeit am eigenen Standort getestet werden, um einen zukünftigen Sortenwechsel einzuleiten.

Nach vorläufiger Einschätzung aus zwei Prüfjahren empfiehlt sich die etwas später abreifende Tamina. Sie könnte in Veredlungsbetrieben ihren Platz finden, denn sie ist trotz etwas längerem Stroh eine sehr standfeste Sorte mit überdurchschnittlicher Blattgesundheit, insbesondere geringer Anfälligkeit für Zwergrost und ausreichender Winterhärte. Die Anfälligkeit für Netzflecken ist jedoch zu beachten. Sie bildet hohe bis sehr hohe Erträge bei mittlerem TKG und guten hl-Gewichten aus.

Ebenfalls eine vorläufige Empfehlung für bessere Standorte bekommt Quadriga. Sie zeigt eine etwas verhaltenere Frühjahrsentwicklung und reift bei guter Halmstabilität etwas später ab. Die Winterhärte sowie Blattgesundheit sind leicht überdurchschnittlich. Diese im Ertrag mit der Höchstnote eingestufte Sorte besticht durch sehr gute Einzelähren- und Kornausbildung mit überdurchschnittlichem hl-Gewicht.

SU Ellen ist die am frühesten abreifende Sorte im mehrzeiligen LSV-Sortiment. Sie macht einen sehr vitalen, wüchsigen Eindruck bei dunkelgrüner Blattfarbe. Im Ährenknicken ist sie bei ansonsten sehr guter Standfestigkeit etwas schwächer eingestuft. Den mit Höchstnote bewerteten Ertrag erreicht diese Sorte durch die sehr hohe Kornzahl pro Ähre, die hl-Gewichte sind jedoch leicht unterdurchschnittlich. Sie ist resistent gegen Gelbmosaikviren (GMV) Typ 1 und 2, kann aber von dem weniger aggressiven BaMM-Virus befallen werden. Die Anfälligkeit für Zwergrost ist zu beachten.

Mehrjährig geprüft und uneingeschränkt empfehlenswert bleibt KWS Meridian, die neben ihrer Ertragskonstanz durch die gute Winterhärte und hohe Marktwareanteile punktet. Die Mängel in der Strohstabilität und Blattgesundheit müssen beachtet werden.

Mit der recht winterharten und langstrohigen KWS Keeper können, wenn das Halmknicken abgesichert wird, solide Ergebnisse und gute Qualitäten erreicht werden.

Anja bringt eine gute Strohstabilität und ausgewogene Blattgesundheit mit und ist mit guter Winterhärte ausgestattet.

Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit, Ertragssicherheit und der guten Qualitätseigenschaften kann auch weiterhin die bereits 2001 zugelassene Lomerit empfohlen werden, denn diese Sorte reift zeitgerecht ab und ist, wenn man ihre Mängel in der Strohstabilität beachtet, unproblematisch zu führen.

Als Hybridsorte der neuen Generation bietet sich Galation für schwierigere Anbausituationen, wie zum Beispiel Spätsaaten, aufgrund ihrer Vitalität und Robustheit an. Galation stellt eine ertragliche Verbesserung gegenüber der Hybride SY Leoo dar, zeigt aber ebenfalls Schwächen in der Strohstabilität. Die notwendigen Mehrerträge zur Abdeckung der auch bei reduzierter Aussaatstärke höheren Saatgutkosten von rund 50 Euro je Hektar wurden im Vergleich zu anderen leistungsstarken Wintergersten in den Versuchen nicht erreicht.

Im zweizeiligen Sortiment werden neben der bekannten Sandra (sehr gute Kornausbildung, aber Neigung zu Ährenknicken) auch California empfohlen, wobei für California die etwas spätere Abreife zu beachten ist.

Für nicht mit Gelbmosaikvirosen belastete Standorte Mittelhessens kommt Matros für den Anbau in Frage, auch wenn die Marktwareanteile im Vergleich leicht unterdurchschnittlich sind.

Für den Probeanbau kann auch die gegen GMV-Typ 1 und 2 resistente Caribic in Erwägung gezogen werden. Die zweizeiligen Sorten benötigen eine deutlich erhöhte Bestandesdichte um zum Höchstertrag zu kommen. Daher sollte die Saatstärke im Vergleich zu Mehrzeiligen um zirka 50 Körner je Quadratmeter angehoben werden.

Die sehr winterharte aber leider nicht GMV-resistente Matros passt aufgrund ihrer tendenziell späteren Abreife nicht auf alle Standorte.

Auch die Produktionstechnik muss stimmen

Gute Sorten alleine machen noch nicht den Höchstertrag, auch die Produktionstechnik muss stimmen und die beginnt schon lange vor der Aussaat. Die nach wie vor vorhandenen Strukturschäden auf einigen Flächen können unter den derzeit sehr trockenen Bedingungen im Unterboden mechanisch angegangen werden. Gegebenenfalls sollte zur Vorbereitung der Aussaat eine Kalkung durchgeführt sowie auf eine ausreichende Kaliumversorgung geachtet werden.

Mit Gerste können gute Erträge mit im Vergleich zum Stoppelweizen deutlich geringerer Intensität erzielt werden. Nicht zuletzt wird mit der Entscheidung für Wintergerste und gegen Stoppelweizen auch ein Beitrag zur Vielgestaltigkeit unserer Fruchtfolgen geleistet, und es kann durch den früheren Drusch dem Winterraps eine optimale Vorfrucht bereit gestellt werden.

 – LW 33/2015