Etliche Flächen wurden noch im Herbst umgebrochen

Sortenempfehlungen zur Rapsaussaat 2019

Auf die im letzten Jahr in der Praxis oft enttäuschenden Rapserträge folgten Witterungsverhältnisse im Herbst 2018, welche die Rapsanbauer wieder vor große Herausforderungen stellten. Durch die anhaltende starke Trockenheit war es in den meisten Regionen Hessens nicht möglich, Raps termingerecht zu drillen.

Inwieweit sich die außergewöhnliche Witterung des Anbaujahres 2018/2019 auf die Erträge und Ölgehalte ausgewirkt hat, wird sich erst noch zeigen.

Foto: agrar-press

Niederschläge setzten im Herbst letzten Jahres meist erst Anfang/Mitte September ein, also zu einem Zeitpunkt, zu dem in normalen Jahren der Raps bereits in der Erde ist. Die hohen Bodentemperaturen ermöglichten zwar eine spätere Aussaat, Spätsaaten entwickeln sich dann aber unter den zunehmenden Kurztagsbedingungen mit einem weniger guten Massenwachstum. Viele Landwirte beschlossen daher, keinen Raps anzubauen. Wurde Raps gedrillt, präsentierten sich die Bestände im Herbst sehr unterschiedlich, je nachdem, ob und wieviel Niederschlag fiel.

Starkes Aufkommen von Unkräutern und Schädlingen

In der Praxis zeigte sich daher eine große Bandbreite von guten bis hin zu sehr unregelmäßig aufgelaufenen Beständen, so dass sich einige Anbauer noch im Herbst zum Umbruch entschlossen. Durch die Trockenheit gestaltete sich auch die Ausfallgetreidebekämpfung sehr schwierig. In der Folge zeigten viele Rapsbestände einen hohen Ausfallgetreide- und Unkrautdruck. Dies birgt die Gefahr eines stärkeren Blattlausbefalls, da Ausfallgetreide als „grüne Brücke“ für Blattläuse dienen kann.

Der trockene Herbst hielt den Phomabefall auf einem geringen Level, aber es kam in vielen Regionen zu einem stärkeren Zuflug mit Blattläusen. Regional war auch ein stärkeres Auftreten von Rapserdfloh und Schwarzem Kohltriebrüssler zu beobachten.

Schwierige Planung von Dünge- und Insektizidmaßnahmen

Den Winter überstanden viele Bestände recht gut, auch bedingt durch die höheren Temperaturen, die bis in den Januar anhielten, und die eine hohe N-Aufnahme ermöglichten. Hohe Nmin-Werte, die vielerorts im Frühjahr zu finden waren, stellten dann besondere Anforderungen an die Düngeplanung.

Insektizidbehandlungen zeigten im Frühjahr oft nicht die erwartete Wirkung, was zum einen auf einen hohen Schädlingsdruck bei stark reduzierter Rapsanbaufläche zurückzuführen war und zum anderen auf die schnelle Entwicklung der Bestände. Regional waren Rapsbestände zu beobachten, die vermutlich aufgrund von Schädlingsbefall nicht richtig in die Blüte kamen, sowie Bestände, die physiologische Knospenwelke zeigten. Die Ernte 2019 wird daher vermutlich auch keine Höchsterträge bringen.

Neutrale Empfehlungen aus den Landessortenversuchen

Welche Sorten in der Anbauplanung für die Vegetationsperiode 2019/2020 berücksichtigt werden sollten, kann den Ergebnissen der Landessortenversuche (LSV) entnommen werden; hier werden die aktuellen Züchtungen unter verschiedenen Umwelten neutral geprüft. Da die Ergebnisse der Versuche aus diesem Jahr noch nicht vorliegen, beruhen die Empfehlungen auf den Ergebnissen der letzten drei Jahre (Tabellen 1 und 4).

Belastbare Aussagen zur Leistung einer Sorte sollten immer erst nach mehrjähriger Prüfung getroffen werden. Erzielt eine Sorte im ersten beziehungsweise den beiden ersten Prüfjahren gute Ergebnisse, kann sie „zur Probe“ empfohlen werden. Eine endgültige Empfehlung erfolgt erst dann, wenn eine Sorte über drei Jahre eine konstant gute Leistung über alle Standorte erbracht hat.

Dr. Antje Herrmann, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen  – LW 30/2019