Frost macht den Bienen nichts aus

Ein guter Start ins Bienenjahr 2021

Können die Bienenvölker solch niedrige Temperaturen wie in diesem Winter ertragen? Wenn ja, wie wärmen sich die Bienen? Fragen wie diese werden von Honigkunden und Bienenfreunden immer wieder gestellt. Dieter Skoetsch vom Landesverband Hessischer Imker weiß Antworten.

Die Obstblüte ist ein willkommener Pollenspender.

Foto: Skoetsch

Wie im Bericht vom November 2020 angedeutet, war die Varroalast der Bienenvölker im Spätherbst vergleichsweise gering. Dennoch fragten sich die Imker, hält dies an und kommt nicht noch die große Ãœberraschung? Ja, die Ãœberraschung war Ende März bei der ersten Kontrolle groß, die Völker waren gut beieinander und es gab kaum Verluste. So ist die besorgte Frage der „Nichtimker“ einfach zu beantworten, denn mit deutlichen Minusgraden, auch um -20 Grad kommen Bienenvölker dann gut zurecht, wenn sie eine ausreichend große Masse haben und genügend Futtervorrat vorhanden ist, so um 20 kg sollten es schon sein.

Bienentraube wärmt die Königin

Die Bienen haben eine gut funktionierende Heizstrategie entwickelt. Sie bilden eine Traube in deren Innerstem sich bei etwa +25 °C die Königin aufhält. Die Bienen bewegen ihre Flugmuskulatur, produzieren dabei Wärme und wechseln ganz langsam die Position von innen nach außen und umgekehrt. Futter wird dabei auch aufgenommen, sodass sich das Volk wie in Zeitlupe ganz langsam bewegt.

Die Imker freuen sich über einen Winter der zu einer tatsächlichen „Winterruhe“ im Bienenvolk führt, dazu sind über eine längere Zeit Minusgrade gewünscht. Die Königin sollte nicht schon Ende Dezember oder Anfang Januar mit der Eilage beginnen, denn ideal ist es, wenn stärkere Bruttätigkeit mit der Blüte der Frühjahrsblüher wie Krokus oder Weide zusammentreffen.

Der frische Pollen dient zur Aufzucht der Brut und je größer das Angebot, desto schneller wachsen die Brutnester sich großen Brutflächen aus. Es ist wichtig daran zu denken: vom Ei bis zu Sammelbiene dauert es etwas über 40 Tage. Die Schlehenblüte hat schon zu einem guten Pollen-und Nektarangebot beigetragen und die Bienen haben den ersten Honig in den Waben. Das Osterwochenende und die Woche danach bremsten die Vegetation durch Kälte und teilweise Schneefall kräftig ein, gleiches gilt auch für die Bienenvölker. Wo Imker die Völker jedoch zuvor gut vorbereitet haben, das heißt das alte Wabenwerk entnommen und gegen frisches ausgetauscht haben, ist für den guten Start schon gesorgt.

Es konnte während der wärmeren Tage gut beobachtet werden, mit welchem Baueifer sich die Völker über die noch auszubauenden Mittelwände hermachten. Die Königin hat sich von dieser „Begeisterung“ anstecken lassen und begonnen, die frisch ausgebauten Waben zu bestiftet, also Eier zu legen.

Was macht der Imker aktuell?

Die wichtigste Aufgabe des Imkers ist es bei den Völkern für genügend Raum zu sorgen. Sobald die Witterung einen mehr oder weniger kontinuierlichen Polleneintrag erlaubt, dehnen die Bienenvölker ihr Brutnest rasch aus. Vorausgesetzt, Sauerkirsche, Löwenzahn und Raps und Obst können bei guter Witterung beflogen werden, dann ist das Pollenangebot so groß, dass die Völker förmlich „explodieren“.

Ein gutes Bienenvolk kann im Juni 40 000 Individuen stark sein, vorausgesetzt, die Witterung passt und das Pollenangebot ist ausreichend. Fast alles dreht sich um den nun mehrfach genannten Pollen, also Blütenstaub. Er ist die Eiweißnahrung und unverzichtbar für die Aufzucht der Bienenbrut und ein Teil des „Bienenbrotes“ mit dem sich das Volk ernährt.

Deshalb braucht es Platz für Bienenbrut, Pollen und Nektar. Mangelt es an Platz, bekommen die Völker Schwarmgedanken, denn schwärmt ein Volk, dann gibt es wieder Raum für die Zurückgebliebenen und der Imker hat das Nachsehen, denn die Hälfte des Volks ist dann weg.

Blühflächen sind wichtig

Einmal in der Woche werden die Völker jetzt kontrolliert. Das Volk muss dabei nicht „auseinander“ genommen werden, oftmals genügen zwei, drei Handgriffe um einen Ãœberblick zu bekommen. Im Gegensatz zum alten Spruch in der Tierhaltung: des Herren Auge mästet das Vieh, wollen die Bienen den Imker, den Störenfried, nicht so oft sehen.

Zum Schluss auch diesmal wieder die Bitte an die Landwirte: lassen Sie nicht nach bei der Ansaat von Blühflächen! Durch das oben Gesagte wird die Bedeutung dieser Flächen deutlich.

 – LW 15/2021