Trockenheit limitierte die Honigmenge

Rückblick auf die Bienensaison 2019

Der letzte Winterweizen ist im Boden und das Jahr neigt sich dem Ende zu. Alle, die eng mit der Natur zusammen arbeiten, ja auf sie angewiesen sind, können schon Rückschau halten. Landwirte, Gärtner, Winzer, Forstwirte und auch die Imker werden ganz unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen.

Die meisten Verluste von Bienenvölkern im Jahr 2019 sind auf die Varroamilbe zurückzuführen.

Foto: Skoetsch

Die Imker haben ein sehr durchwachsenes Jahr hinter sich, jedoch der Reihe nach: Auch bei der diesjährigen Auswinterung der Völker beklagten viele Imker herbe Verluste. Die Gründe sind oft unterschiedlich, jedoch verursacht meist die Varroamilbe die Schäden. Wenn in diesem Winter bundesweit fast 17 Prozent der Bienenvölker verloren gingen, dann ist eine genaue Analyse der möglichen Ursachen zwingend notwendig.

Bekämpfung der Varroamilben schon während des Sommers

„Drohnenbrut ausschneiden“ ist das Stichwort, denn in den Drohnenwaben machen es sich die Varroamilben ganz besonders bequem. Nach dem Abschleudern ist der natürliche Milbenfall zu kontrollieren, um dann konsequent zu handeln. Ein „ach, es wird schon nicht so schlimm werden“, ist die Ursache für das Eingehen von Völkern schon im Herbst. Eventueller Futtermangel führt ebenfalls zu Verlusten, auch sehr schwache Völker überstehen den Winter meist nicht. All das sind Binsenweisheiten und sollte für den Imker allgemeines Wissensgut sein.

Frühjahrstracht blieb nicht ohne Probleme

Das Frühjahr hat sich gut angelassen und in den Frühgebieten setzte zur Freude der Imker und Obstbauern eine üppige Blüte ein. Die Erwartungen auf eine gute Tracht wurden sehr enttäuscht, denn bei Regen und Kälte fliegen Bienen nicht aus und auch den robusten Hummeln war der Flug in die Blüten verleidet.

Im Süden gab es bei den Imkern lange Gesichter wegen fast leerer Honigwaben, in den Höhenlagen und in Nordhessen hingegen füllten sich beim Schleudern die Honigeimer besser. Je nach Lage hat der Raps wieder nicht „gehonigt“, es war zur Blütezeit zu trocken und die Nektardrüsen blieben leer.

In den Höhenlagen mit ausgedehnten Grünlandflächen konnten die Bienen heuer fast reinen Löwenzahnhonig sammeln. Blühende Hecken und dazu günstiges Wetter brachten guten Ertrag, ebenso Brom-und Himbeeren, die sich auf den geräumten Kahlschlagflächen der letzten Jahre üppig ausgebreitet haben. Bei der anhaltenden Trockenheit entwickelten sich Lachniden und Lecanien recht gut – dies sind Läusearten an Nadelbäumen – sodass es wieder Waldhonig gab. Wer als Imker Glück hat und seine Bienen in der Nähe von großen Lindenbäumen standen, konnte sich über Lindenhonig freuen.

Landesweite Blühflächen helfen allen Insekten

Bei dieser Beschreibung könnte der Eindruck entstehen, dass es 2019 eine Rekordernte gegeben hätte, aber die Bäume sind nicht in den Himmel gewachsen. Das Trachtangebot war zwar sehr vielseitig, aber die Trockenheit limitierte die Honigmenge. Das Bieneninstitut in Mayen führt alljährlich eine Umfrage zur Honigernte durch. Anhand dieser Zahlen zeigt sich, es waren durchschnittliche Erträge jedoch mit gravierenden regionalen Unterschieden. Hier sei auf die oben gemachte Bemerkung zur Arbeit mit der Natur hingewiesen.

Eine wirklich erfreuliche Situation soll hier besondere Erwähnung finden und sie ist es wert, in die nicht landwirtschaftliche Bevölkerung hineingetragen zu werden: Es sind die Blühflächen, die landesweit immer größere Bedeutung bekommen. Keine Gemarkung ohne Blühstreifen und mehrjährige Blühflächen, dafür sollten die Imker sehr dankbar sein.

Zum Beispiel hat der der Hessische Bauernverband 2019 rund 16 000 kg Blühpflanzensaatgut bestellt und verteilt, ausreichend für 1 600 ha Blühflächen. Ein kleiner Arbeitskreis „Blühpflanzen“ hat sich bei der Auswahl des Saatguts besonders darüber Gedanken gemacht, dass die ausgesäten Arten keine Probleme in der Fruchtfolge machen. Diese Mischung wird weiter optimiert. Die vielen hundert Hektar Blühflächen die darüber hinaus angesät wurden, helfen ebenfalls allen Insekten.

Wildbienen brauchen Schutzmaßnahmen

Alle Gruppen und Organisationen die sich als „Profis für Natur“ bezeichnen und die Honigbiene als Maskottchen benutzen, haben scheinbar nicht begriffen, dass nicht die Honigbiene, sondern die Wildbienen und Hummeln Unterstützung und Lobbyarbeit benötigen. Fast 100 000 Imker kümmern sich in Deutschland um die Bienen und die Anzahl der hier gehaltenen Völker beträgt über eine Million, eine Zahl, die vor zwanzig Jahren keiner vermutet hätte. Die Wildbienen und Hummeln hingegen sind auf die Blühflächen dringend angewiesen, denn in einem geschotterten Vorgarten und einem Rasen, den der Roboter ständig stutzt, hat kein Insekt eine Lebensgrundlage.

Feldbegehungen sollen Spritzfenster zeigen

Zum Schluss noch einen Vorschlag an alle Landwirte: Sie tun Gutes, bitte reden Sie darüber. Laden Sie im kommenden Jahr Lobbyisten und Presse zu Feldbegehungen ein, und zeigen was Sie machen und weshalb dies geschieht. Das Gros der Leute hat bestimmt noch nie mit einem Landwirt gesprochen und sicher noch nie nahen Kontakt mit einer Kulturpflanze gehabt. Um die leidige Diskussion zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu entkräften, sollten Sie unbedingt ein „Spritzfenster“ anlegen. Dieser Aufwand, eine „Null-Parzelle“ anzulegen, lohnt sich, besonders dann, wenn dazu ein erklärendes Schild aufgestellt wird. Jetzt aber jetzt ist erst einmal Winterpause für Imker und Bienen in der Hoffnung auf ein gutes neues Jahr.

Dieter Skoetsch, Landesverband Hessischer Imker – LW 45/2019