Getreideherbizide: Im Frühjahr nur unter neuen Namen

Innovationen auf dem Pflanzenschutzmittelmarkt – Fehlanzeige

Die Pflanzenschutzfirmen treten zurzeit etwas auf der Stelle. Neue Wirkstoffe, die alle Hürden bei einer Zulassung nehmen könnten, sind seitens der Forschung kaum noch auffindbar. Insofern wird Altbekanntes neu zusammengefügt oder neu formuliert und bereits aufgegebene Mittel erscheinen unter neuen Namen bei kleineren Anbietern. Ulrich Nöth vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach gibt einen aktuellen Lagebericht.

Neue Produkte zur Unkraut- und Ungrasbekämpfung im Frühjahr gibt es reichlich, aber an neuen Wirkstoffen mangelt es seit langem.

Foto: landpixel

Nach dem Widerruf des Kontaktwirkstoffes Ioxynil (Tristar, Aniten Super) stützt sich die Bekämpfung breitblättriger Unkräuter im Getreide nur noch auf wenige Wirkstoffgruppen, vor allem Sulfonylharnstoffe. Dies birgt die Gefahr von Resistenzen, wie sie bereits bei Kamille, Klatschmohn und Vogelmiere vereinzelt auftreten.

Fehlende Innovationen befeuern Resistenzentwicklungen

Du Pont hat kürzlich die Zulassung für die Sulfonyl-Kombination Pointer Plus erhalten, einer Fertigmischung aus 30 g/ha Dirigent SX (Gropper + Pointer) und 105 ml/ha Primus. In nahezu allen Getreidearten lassen sich mit 50 g/ha die wichtigsten breitblättrigen Unkräuter einschließlich Klettenlabkraut, gut bekämpfen. Die typischen Ausnahmen im Wirkungsspektrum bilden Ehrenpreis, Kornblume und Weißer Gänsefuß/Melde. Durch den Zusatz eines Wuchsstoffpräparates (zum Beispiel 4,5 l/ha Duplosan KV) lässt sich dies bei Bedarf leicht beheben. Hervorzuheben ist die hohe Flexibilität hinsichtlich des Anwendungsfensters, das vom 2-Blattstadium bis Ende Schossen reicht. Besonders bei Sommerungen ist dies eine Seltenheit. Vorteilhaft ist ein früher Einsatzzeitpunkt bei noch kleinen Unkrautstadien. Neben Saumstrukturen sind die Auflagen zu beachten.

Adama erwartet im Laufe der Saison Tomigan XL (Fluroxypyr 100 g/l + Florasulam 2,5 g/l). Es entspricht in der Wirkstoffzusammensetzung dem bekannten Starane XL, das mittlerweile auch als Pyrat XL vertrieben wird. Vermutlich wird es keine Unterschiede bei den Indikationen und Anwendungsbestimmungen geben. Mit 1,0 bis 1,8 l/ha (je nach Unkrautgröße und Termin) werden die K-Unkräuter (Klette, Kamille, Kornblume und Knöterich) gut bekämpft. Behandlungen sind möglich in Winterungen ab zeitigem Frühjahr bis kurz vor dem Ährenschieben und in Sommergetreide während der Bestockungsphase. Pelican Delta (Metsulfuron-M 60 g/kg + Diflufenican 600 g/ha) von Cheminova, jetzt FMC, entspricht hinsichtlich Wirkstoffzusammensetzung und Wirkungsspektrum dem mittlerweile bekannten Alliance. Unterschiede bestehen bei den Indikationen und Auflagen. Zum Beispiel kann es neben den Hauptgetreidearten auch in Sommerhafer eingesetzt werden. Mit 70 bis 100 g/ha verfügt die Kombination aus blattaktivem Sulfonylharnstoff und überwiegend bodenwirksamen Diflufenican (DFF) über ein recht breites Wirkungsspektrum. Gegen Klette ist ein Mischpartner erforderlich. Mitunter entstehen unter wüchsigen Voraussetzungen durch den DFF-Anteil weißliche Sprenkelungen auf den Blättern. Dies wird durch sehr gut formulierte Mischpartner unter Umständen noch gesteigert. Daher das Produkt bevorzugt früh während der Bestockung einsetzen. Vorerst erfolgt die Vermarktung nur im dem nachfolgend genannten Pack.

Traxos Clean Pack heißt eine neue Komplettlösung von Syngenta, mit der nahezu eine vollständige Ungräser- und Unkrautbekämpfung in Winterweizen, -roggen und -triticale möglich ist. Im Karton ist das gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Flughafer wirksame Traxos enthalten sowie Axclean (Florasulam 50 g/l), eine Vertriebserweiterung von Saracen (ähnlich Primus) und dem oben beschriebenen Pelican Delta. Die Aufwandmengen sind im Pack wie folgt eingestellt: 1,2 l/ha + 75 ml/ha + 75 g/ha. Eventuell entstehende Blattschäden sind nicht nachhaltig, denn die nach der Behandlung zuwachsenden Blätter sind frei von Herbizid-Symptomen. Erwähnenswert ist die Zulassungserweiterung von Duanti (Clopyralid 20 g/l + Fluroxypyr 40 g/l + MCPA 200 g/l), denn nun darf das Herbizid in Winterungen und Sommerungen mit 3,75 l/ha bis zum voll entwickelten Fahnenblatt (EC 39) eingesetzt werden. Eine Spätbehandlung ist besonders gegen Klette und Distel von Interesse. Achtung in Gemengelagen mit Sonderkulturen (zum Beispiel Reben).

Getreide-Komplettlösungen für den Herbst

Der Cadou Forte Set (Bayer) wird im Herbst 2016 letztmalig angeboten. Darauf folgt das fertig formulierte Cadou Forte (Flufenacet 240 g/l + Diflufenican 90 g/l + Flurtamone 120 g/l). Die Aufwandmenge gegen Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Dicotyle beträgt 1,0 l/ha. Gegen Ackerfuchsschwanz sollte das überwiegend bodenwirksame Mittel zum Spitzen bis 1-Blattstadium appliziert werden, bei Windhalm ist ein längeres Anwendungsfenster (bis 3-Blattstadium) akzeptabel. Neben Winterweizen, -roggen und -triticale wird die Zulassung auch die Wintergerste umfassen. Cadou Forte erfasst auch resistente (IPU, FOP, ALS) Biotypen von Windhalm und Ackerfuchsschwanz. Für eine gute Wirkung ist selbstverständlich eine günstige Bodenstruktur und -feuchte notwendig. DOW hat die Vermarktung des Getreideherbizides Falkon beendet und zur nächsten Herbstsaison steht das bereits im vergangenen Jahr angekündigte Viper Compact (Penoxsulam 15 g/l + Diflufenican 100 g/l + Florasulam 3,75 g/l) zur Verfügung. Zur Komplettierung der Wirkungsbreite (Kornblume und Klatschmohn) hat man 1,0 l Falkon mit 75 ml Primus vereint. Der Einsatz ist in den Winterformen von Weichweizen, Gerste, Roggen und Triticale möglich. Bei den Schadgräsern gehört Viper Compact als ALS-Hemmer zu den Windhalmspezialisten. Allerdings darf keine Resistenz oder Minderwirkung gegenüber Sulfonylharnstoffen vorliegen.

Die Firma FMC (zuvor Cheminova) beabsichtigt die rechtzeitige Zulassung von Battle (Flufenacet 500 g/l), einem Getreideherbizid zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Jähriger Rispe. Der Wirkstoff ist Bestandteil in Herbiziden wie Herold SC, Bacara Forte oder Malibu. Als bodenwirksames Produkt hängt die jeweilige Aufwandmenge von der Bodenart und dem Schadgras ab. Niederschläge nach der Anwendung oder Bodenfeuchte sind zwingend erforderlich. Auf leichten Böden mit Windhalm genügen 0,25 l/ha, bei Ackerfuchsschwanz beträgt der maximal mögliche Aufwand 0,5 l/ha. Gegen breitblättrige Unkräuter sind Mischpartner erforderlich, oder diese Maßnahme erfolgt separat im Frühjahr.

Im Mais dominieren die Pack-Lösungen

Im April letzten Jahres endete die Zulassung aller Clio-Produkte mit dem Wirkstoff Topramezone. Restbestände in den Betrieben sind dieses Jahr aufzubrauchen. Als Reaktion hierauf bietet die BASF nun verschiedene neue, in der Wirkung breit angelegte Packs an. In Rheinland-Pfalz liegt der Schwerpunkt auf Spectrum Gold, der Kombination aus Dimethenamid-P (280 g/l) und Terbuthylazin (250 g/l), womit die Dauerwirkung hinsichtlich Spätkeimer abgesichert wird. So enthält der Spectrum Gold Triple-Pack (2,0 l/ha + 0,8 l/ha + 0,8 l/ha) zusätzlich die blattaktiven Partner Maran (=Callisto, Mesotrione 100 g/l) und Kelvin OD (Nicosulfuron 40 g/l), womit es die gräserbetonte Variante ist.

Alternativ mit etwas größeren Vorteilen bei den dikotylen Unkräutern (Knöterich-Arten) bietet sich der Pack Spectrum Gold & Arrat & Kelvin OD (2,0 l/ha + 200 g/ha + Dash E.C. 1,0 l/ha + 0,8 l/ha) an. Arrat (Dicamba 500 g/kg + Tritosulfuron 250 g/kg) muss zur optimalen Wirkungsentfaltung stets mit dem Netzmittel Dash E.C. ausgebracht werden, das gilt auch für diesen Pack. Beide Packs können im Nachauflauf vom 2- bis 8-Blattstadium des Maises ausgebracht werden, wobei Spectrum Gold im frühen Termin vorteilhafter ist. Auch eine Spritzfolge erscheint erwägenswert, denn unter günstigen Voraussetzungen (Bodenfeuchte, angekündigte Niederschläge) kann Spectrum Gold auch schon im Vorauflauf oder frühen Nachauflauf vorgelegt werden, um dann später mit den blattaktiven Partnern nachzuarbeiten. Dies gilt besonders für Arrat + Dash E.C., denn die Vorzüge bei Winden-Arten sind erst später gefragt.

Als neues Herbizid wird Bayer MaisTer Power als Breitbandherbizid im Mais einführen. MaisTer flüssig wird hiermit abgelöst. Die Kombination dreier sulfonyler Wirkstoffe (Foramsulfuron + Iodosulfuron + Thiencarbazone 31,5 g/l + 1 g/l + 10 g/l), ermöglicht in Abhängigkeit der Aufwandmenge (1,0 bis 1,5 l/ha) eine gute bis fast umfängliche Breitenwirkung gegen ein- als auch zweikeimblättrige Unkräuter. Fingerhirsen, Storchschnabel und Wurzelunkräuter gehören nicht zum Wirkungsspektrum. Das Mittel ist überwiegend blattaktiv, wobei Thiencarbazone auch Bodenwirkung aufweist. MaisTer power sollte bevorzugt früh (2- bis 6-Blattstadium) appliziert werden. Soll Quecke mit erfasst werden ist der spätere Anwendungstermin zu wählen. Zur Absicherung vor Spätverunkrautung bietet Bayer den MaisTer power Aspect Pack an. Aspect (Terbuthylazin + Flufenacet) ist ausschließlich bodenwirksam und benötigt zur Wirkstoffentfaltung selbstverständlich ausreichend Feuchte. Die Aufwandmenge des Packs ist variabel. Je größer die Unkräuter oder je höher der Gräserdruck auf dem Standort ist, desto höher der Aufwand (1,0 bis 1,5 l/ha + 1,0-1,5 l/ha).

Neues bei den Blattfrüchten

Bei den Rübenherbiziden kommt es zu zwei Ergänzungen. Zum einen wird der altbewährte Wirkstoff Ethofumesat mit seinen speziellen Stärken gegen Klettenlabkraut und Bingelkraut jetzt auch von United Phosphorus (UPL) als Oblix 500 angeboten. Der Wirkstoff ist bekanntermaßen in vielen Fertigprodukten enthalten. UPL empfiehlt den zweimaligen Einsatz von Oblix 500 in Tankmischung mit dem blattaktiven Betasana SC (0,6 l/ha + 3,0 l/ha). Letztlich sind die einzelnen Bausteine der Unkrautbekämpfung in Rüben variabel je nach den aktuellen Bedürfnissen einsetzbar. Zum anderen kann die Firma DOW den Wirkstoff Clopyralid mittels einer speziellen Technologie nun in hoher Wirkstoffaufladung flüssig formulieren. Lontrel 600 (600 g/l) ist mit 0,2 l/ha in Rüben, Raps und Körnermais gegen Kamille-Arten und Distel zugelassen. Die wesentlichen Vorteile ergeben sich auf der Logistik-Seite, durch kleinere Packungen und Vorteile bei Transport und Lagerung.

Ein neues interessantes Mittel von FMC namens Novitron DamTec (Aclonifen 500 g/kg + Clomazone 30 g/kg) steht ab der neuen Saison den Kartoffelerzeugern und den Leguminosenanbauern zur Verfügung. Im Produkt begegnen sich die Herbizide Bandur (2,0 l/ha) und Centium (0,2 l/ha). Mit 2,4 kg/ha im Vorauflauf wird von der staubfreien Granulatformulierung eine solide Basisleistung gegen breitblättrige Unkräuter erwartet (Lücke: Schwarzer Nachtschatten). Als Bodenherbizid bedarf es jedoch günstiger Bodenstruktur und Bodenfeuchte. Wegen des Clomazone-Anteils und seiner Kulturverträglichkeit muss die Behandlung rechtzeitig erfolgen – in Kartoffeln maximal sieben Tage vor dem Durchstoßen, in Futtererbsen und Ackerbohnen maximal fünf Tage nach der Saat. Vorsicht ist bei hohen Tagestemperaturen (>20 °C) geboten (Auflagen beachten).

Wachstumsregulator: Alte Kombination wieder am Markt

Plantan wird zur neuen Saison den Halmfestiger Bogota (Chlormequat-Cl 305 g/l + Ethephon 155 g/l) für Winterweichweizen, Wintergerste (max. 2,0 l/ha) und Sommergerste (max. 1,5 l/ha) anbieten. Die Kombination der Wirkstoffe war in früheren Jahren als Terpal C bekannt, allerdings waren die Anteile etwas anders. Ab dem zweiten Knoten ist der Einsatz bei günstiger Wasser- und Nährstoffversorgung sinnvoll. In einem ersten Versuch konnte der Wachstumsregulator überzeugen. Die Firma empfiehlt in Winterweizen und Wintergerste die halbe Aufwandmenge von Bogota (1,0 l/ha) in Tankmischung mit dem Trinexapac-haltigen Moxa 250 (0,2-0,3 l/ha). Hierzu passend wird der Moxa 250 Bogota Ge-Pack im Vertrieb sein. Die Mischbarkeit mit Fungiziden ist gegeben, doch ist besonders bei lösungsmittelhaltigen Formulierungen (zum Beispiel EC) der Wachstumsregleraufwand um etwa 25 Prozent zu reduzieren. Moxa 250 oder Flexa (Trinexapac 250 g/l) weisen den gleichen Wirkstoffgehalt wie Moddus auf, jedoch bestehen Unterschiede bei Aufwand und Einsatzzeitpunkt. Nufarm wird Flexa solo und im Pack mit CCC als Stabilan Comfort Pack (Inhalt: 7,5 l Stabilan 720 + 2,5 l Flexa) vertreiben. Die Zulassungen der Partner sind zu beachten.

 – LW 7/2016