Gewässerschutz: Beratung, Kooperationen und Förderung

Die Weichen für einen noch besseren Wasserschutz sind gestellt

Der Schutz der Gewässer ist für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen unverzichtbar. Mit dem Programm Gewässerschonende Landwirtschaft sollen die Schad- und Nährstoffeinträge in Zusammenarbeit mit den Landwirten vermindert werden. Katja Lauer vom DLR Westerwald-Osteifel berichtet, wie dies umgesetzt werden soll.

Grundwasserschutz mit CULTAN-Düngung.

Foto: Lauer

Mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahr 2000 wurden die Anforderungen an Gewässer erheblich erweitert und erstmalig europaweit verbindlich geregelt. Die Richtlinie gibt den Mitgliedstaaten Handlungsanweisungen und verpflichtet sie bis 2015, spätestens 2027 den guten Zustand des Oberflächen- und des Grundwassers zu erreichen.

Die Bestandsaufnahme des Zustands rheinland-pfälzischer Gewässer und das sich anschließende Monitoring zeigen jedoch, dass aktuell ein Großteil der Gewässer diesen Anforderungen noch nicht gerecht wird. Im Bereich des Grundwassers stellt die diffuse Belastung mit Stickstoff aus der Landwirtschaft eines der Hauptprobleme dar.

Wasserrahmenrichtlinie und Gewässerbelastung

Betroffen sind vor allem Landesteile mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, geringer Austauschrate des Grundwassers und ungünstigen Untergrundverhältnissen (geringmächtige Deckschichten). Schwerpunkte der Nitratbelastung sind daher Rheinhessen, Teile der Vorderpfalz, das untere Nahe- und das Moseltal, Teile des Bitburger Landes, die Region Maifeld-Pellenz südwestlich von Koblenz und der Saargau.

Die Belastung des oberflächennahen Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln ist in Rheinland-Pfalz kein prioritäres Problem. Anders stellt sich die Situation bei den Oberflächengewässern dar. Hier weisen zahlreiche Fließgewässer erhöhte Konzentrationen an Pflanzenschutzmittelwirkstoffen auf. Die Haupteintragspfade sind Punkteinträge, insbesondere Flächen- und Hofabläufe von landwirtschaftlichen Betrieben und kommunalen/privaten Wegen, Einfahrten und Plätzen. Ursachen sind vor allem Fehler beim Befüllen der Pflanzenschutzgeräte, die Durchführung der Innen- und Außenreinigung der Pflanzenschutzgeräte auf befestigten Hofflächen sowie die Unkrautbekämpfung auf befestigten Flächen. Letzteres betrifft nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern ist auch im Haus- und Kleingartenbereich und bei den Kommunen verbreitet.

Weiterhin finden diffuse Pflanzenschutzmitteleinträge über Oberflächenabfluss und Bodenerosion statt. Daraus resultiert auch ein erheblicher Anteil der Phosphatbelastung in den Fließgewässern. Die Phosphorbelastung durch kommunale Kläranlagen konnte von 1991 bis 2012 von 970 auf 370 t/Jahr gesenkt werden.

Programm des Landes soll Verbesserungen bringen

Obwohl viele Landwirte bereits jahrelang grundwasserschonend wirtschaften und eine Vielzahl landwirtschaftlicher Fachgesetze (Düngeverordnung, Pflanzenschutzgesetz etc.) zu Maßnahmen zum Schutz der Gewässer verpflichten, besteht im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere hinsichtlich des Eintrages von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln, weiterhin Handlungsbedarf zur Erreichung der europäischen Zielsetzungen. Daher hat Rheinland-Pfalz 2014 das Programm „Gewässerschonende Landwirtschaft“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, eine leistungsfähige Landwirtschaft und Wasserschutz miteinander zu vereinbaren und eine einwandfreie Qualität des Trinkwassers nachhaltig zu sichern. Das Programm beinhaltet drei Bausteine, die im Folgenden dargestellt werden.

Baustein 1: kostenfreie Beratung

Das Kernstück des Programms ist die regional- und betriebsspezifische Beratung landwirtschaftlicher, wein- und gartenbaulicher Betriebe. Das Beratungsangebot ist kostenfrei und beruht auf freiwilliger und kooperativer Basis. Umfangreiche Wasserschutzmaßnahmen sind vor allem dort notwendig, wo hohe Belastungen auftreten. Zur Zielkulisse der Beratung gehören daher die Grund- und Oberflächenwasserkörper, die in schlechtem Zustand sind, sowie Kooperationen in Wasserschutzgebieten. Grundsätzlich können jedoch alle interessierten Landwirte das Beratungsangebot nutzen.

Die Wasserschutzberatung ist unabhängig von der produktionstechnischen Pflanzenbau- und Pflanzenschutzberatung der DLR. Dennoch ist die ökonomische Optimierung der landwirtschaftlichen Betriebe integraler Bestandteil des Beratungskonzeptes und der Schlüssel für die Akzeptanz bei den Landwirten und die langfristige Etablierung zukunftsfähiger gewässerschonender Produktions- und Bewirtschaftungsformen.

Fünf Spezialberater für die DLR im Einsatz

Ein Beratungsschwerpunkt ist unter anderem die Düngung. Stickstoff ist teuer, so dass insbesondere ein verbessertes Düngemanagement helfen kann, Kosten zu sparen und Wasser zu schützen. Insbesondere die Stickstoffbilanzen der Betriebe decken dabei Schwachstellen in der Düngepraxis auf und liefern der Beratung Ansatzpunkte zur Ableitung betrieblicher Strategien zur Düngungsoptimierung.

Mit dem Yara-N-Tester und dem SPAD-Meter (über die Messung des Chlorophyllgehaltes sind Aussagen zum Stickstoffernährungszustand des Pflanzenbestandes möglich) stehen der Wasserschutzberatung zusätzlich moderne Messinstrumente zur Verfügung, um vegetationsbegleitende Düngeberatungen anhand von Pflanzenanalysen durchzuführen. Speziell in Wasserschutzgebieten der viehhaltenden Regionen werden Empfehlungen zum optimierten Einsatz organischer Dünger erarbeitet und deren Nährstoffgehalte durch Laboranalysen ermittelt.

Außer zur Düngung erhalten die Landwirte Beratungen zum Zwischenfrucht- und Untersaatanbau, zu gewässerschonenden Bodenbearbeitungs- (Direkt- und Mulchsaat) und Nach-Ernte-Managementsystemen, zum reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz (Erweiterung der Fruchtfolge, mechanische Verfahren der Unkrautbekämpfung etc.), und zum Einsatz neuer Pflanzenschutz- und Düngertechnik (CULTAN-Verfahren, Gülle-Strip-Till). Die Beratung wird von Mitarbeitern der DLR durchgeführt, von denen fünf Spezialberater die Landwirte intensiv vor Ort betreuen.

Die Wasserschutzberater vor Ort sind (v. l.): Lothar Rebholz (DLR Rheinpfalz, Bereich Gartenbau), Tina Wey (DLR Westerwald-Osteifel, Bereich Landwirtschaft), Florian Honsel (DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bereich Landwirtschaft), Dunja Suhail (DLR Eifel, Bereich Landwirtschaft) und Martin Erhardt (DLR Rheinpfalz, Bereich Weinbau).

Versuchsanlagen und Feldtage

Da für die Betriebe eine praxisnahe Beratung wichtig ist, werden von der Wasserschutzberatung auch Feldversuche angelegt und begleitet. Thema dieser Versuche ist unter anderem der Zwischenfruchtanbau. In einem geplanten landesweiten Versuch sollen das N-Bindungsvermögen im oberirdischen Aufwuchs und die Minderung der Bodenstickstoffgehalte durch unterschiedliche, Greening-konforme Zwischenfruchtmischungen untersucht werden. Es ist zusätzlich vorgesehen, die Vorfruchtleistungen auf die Folgekultur sowie die Auswirkungen des Mulchens und des Walzens zu Vegetationsende auf die Stickstofffreisetzung und die Auswaschungsgefahr zu erfassen. Die Versuche werden voraussichtlich im Spätsommer/Herbst an sechs Standorten im Land durchgeführt und können dann im Rahmen von Feldtagen im Herbst besichtigt werden. Im Wein- und Gemüsebau laufen aktuell Versuche zur CULTAN- und Reihendüngung.

Um den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, begleiten die Wasserschutzberater auch Demonstrationsversuche auf Praxisbetrieben. Die Ergebnisse sind zwar nicht mit statistisch auswertbaren Ergebnissen aus Exaktversuchen gleichzusetzen, erfahren jedoch große Akzeptanz seitens der Berufskollegen. Laufende Demonstrationsversuche beinhalten zum Beispiel die Gülledüngung zu Mais mit Nitrifikationshemmstoffen sowie Mais-Engsaaten zur besseren Nährstoff- und Wasserausnutzung.

Baustein 2: Landwirtschaft und Wasserwirtschaft kooperieren

In Rheinland-Pfalz macht die landwirtschaftliche Nutzfläche neben der Waldfläche den größten Anteil an der Grundwasserneubildungsfläche aus, so dass die Bedeutung einer grundwasserschonenden Landbewirtschaftung, insbesondere in den Trinkwassergewinnungsgebieten, offensichtlich ist. Dabei möchte man die Landwirte nicht als Verursacher hoher Nitratwerte an den Pranger stellen, sondern gemeinsam mit ihnen die Grundwasserqualität verbessern. Dies soll durch freiwillige Kooperationen zwischen Wasserversorgern und den in Wasserschutzgebieten wirtschaftenden Landwirten erfolgen.

In entsprechenden verbindlichen Kooperationsvereinbarungen verpflichten sich die teilnehmenden Landwirte zu grundwasserschonenden Bewirtschaftungsmaßnahmen, die über die geltenden Anforderungen des Fachrechts hinausgehen (Schutzgebietsverordnung, Gute fachliche Praxis). Die Mehraufwendungen werden von den Wasserversorgern erstattet, wobei diese 50 Prozent der zu leistenden Ausgleichszahlungen, im Bereich belasteter Grund­wasserkörper sogar 80 Prozent, über das seit 2013 zu zahlende Wasserentnahmeentgelt verrechnen können. Da pauschale Regelungen, wie Beschränkungen der Düngerhöhe, den vielfältigen Standort- und Anbauverhältnissen in Rheinland-Pfalz nicht gerecht werden, werden von den Fachberatern der DLR im Dialog mit den beteiligten Landwirten standortangepasste und kooperationsspezifische Maßnahmenkataloge ausgearbeitet.

Aktuell gibt es in Rheinland-Pfalz rund 15 bereits laufende oder in Vorbereitung befindliche Wasserschutzkooperationen. Dies zeigt, dass viele Landwirte großes Interesse an einem aktiven Schutz des Allgemeinguts Wasser haben. Die Landwirtschaftskammer als Partner des Programms ist unterstützend tätig bei der Bildung von Kooperationsprojekten.

Baustein 3: Neue Förderangebote zum Gewässerschutz

Vor dem Hintergrund der Umsetzung der WRRL werden im Rahmen der Neustrukturierung der EU-Agrarpolitik Agrarumweltmaßnahmen angeboten, die besonders dem Wasserschutz dienen. Dazu gehören unter anderem der Anbau von Zwischenfrüchten, die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise sowie die Anlage von Gewässerrandstreifen. Durch die Fördermaßnahmen sollen sowohl diffuse Nährstoffeinträge in das Grundwasser, als auch Sedimenteinträge in die Fließgewässer vermindert werden. Die Teilnahme an diesen Programmteilen ist landesweit möglich, sie ist nicht auf die belasteten Grundwasserkörper begrenzt. Die Wasserschutzberatung berät gezielt zur Integration verschiedener Förderbausteine in die Bewirtschaftungskonzepte der Betriebe und unterstützt die Landwirte bei der Umsetzung der Maßnahmen.

Genauere Informationen zu den verschiedenen Programmteilen sind im Internet unter www.dlr.rlp.de – Pflanze – Pflanzenbau – Agrarumweltprogramme zu finden.

Fazit: Um diffuse Stoffeinträge von landwirtschaftlich genutzten Flächen in Grund- und Oberflächengewässer zu reduzieren, werden im Rahmen des Programms Gewässerschonende Landwirtschaft Betriebe gezielt zu gewässerschonenden Dünge- und Anbausystemen beraten. Das Beratungsangebot wird von den landwirtschaftlichen Betriebsleitern gut angenommen. Messbare Erfolge, besonders im Grundwasser, werden sich voraussichtlich erst in einigen Jahren einstellen, denn die Aufenthaltsdauer des Nitrats in der ungesättigten Bodenzone kann in Rheinland-Pfalz (v. a. Rheinhessen) bis zu 60 Jahre betragen.

 – LW 22/2015