Innovative Ideen auf der Biofach 2013

Bio-Aussteller mit Visionen für einen zukunftsfähigen Handel

Für die Biobranche ist das Messeduo Biofach (Weltleitmesse für Bioprodukte) und Vivaness (Leitmesse für Naturkosmetik und Wellness) in Nürnberg jedes Jahr ein Höhepunkt. Vergangene Woche wurden an den vier Messetagen 41 500 Fachbesucher aus 129 Ländern und 2 396 Aussteller gezählt. Das LW hat nach innovativen Ideen auf der Biofach Ausschau gehalten und stellt einige davon im Folgenden vor.

„Wer neue Produkte mit zu einer Messe bringt, macht sich für die Einkäufer immer interessant“, ließen Aussteller wissen, denn insbesondere mit Neuem komme man gut ins Gespräch. Dies bestätigte auch Tobias Abel aus Blankenburg-Derenburg, Sachsen-Anhalt. Er stellte zusammen mit seinem Bruder Andreas Bio-Goji-Pflanzen (sprich: Gotschi) und -Früchte vor.

Goji hierzulande anpflanzen

Die Familie, die einen Bauernhof vom Großvater erbte, bewirtschaftet eine Plantage mit 6 000 Goji-Pflanzen, betreibt einen Hofladen sowie Onlineshop – www.vitavitee.de. „Die Idee, sich mit der in China sehr beliebten Gojifrucht zu beschäftigen, hatte unsere Mutter“, erklärte Tobias Abel. „Als Pharmazieingenieurin wusste sie, dass die Gojifrucht einen hohen Nährstoffgehalt sowie viele lebensnotwendige Aminosäuren enthält. Durch Kontakte nach China konnten wir die ersten Pflanzen auf dem Hof anbauen“, so der Diplom-Verwaltungswirt. Mittlerweile könne der Familienbetrieb für den hiesigen Anbau drei Pflanzensorten im Pflanztopf anbieten. „Die Pflanzen haben keine besonderen Bodenansprüche. Die Ruten wachsen bis zu zwei Meter hoch und sollten gebunden werden, ähnlich wie im Weinbau. Geerntet wird von August bis in den Winter. Es ist ein fortlaufender Ernteprozess, der in Handarbeit erfolgt.“ Ein osteuropäischer Erntehelfer könne zwei bis drei Kilogramm in der Stunde ernten, so Abel. „Man kann Saft und Beeren selbst pressen und trocknen, aber unserer Erfahrung nach wird man Ihnen schon für die Frischfrucht die Bude einrennen“, mutmaßte Tobias Abel über das mögliche Geschäft. Siehe auch www.lw-heute.de/goji.

Tobias (links) und Andreas Abel präsentierten Goji-Beeren, -Saft und -Pflanzen. Das Fruchtgemüse schmeckt nach süßer Tomate und Paprika.

Foto: Lehmkühler

Die Firma Heil stellte neben ihrer Biolinie Fichtekranz und ihrem Bio Cidre lieblich und trocken (seit Herbst 2012 auf dem Markt) auch ein neues Produkt vor: einen Bio Cidre Rosé (vorne links).

Foto: Lehmkühler

Die Ausstellerinnen aus Rumänien, dem Land des Jahres auf der Biofach, waren mit der Resonanz an ihren Ständen zufrieden. In Rumänien gibt es 9 800 zertifizierte Bio-Betriebe.

Foto: Lehmkühler

Bio-Apfelwein über die hessischen Grenzen hinaus

Schon seit einigen Jahren füllt die Kelterei Heil aus Laubus­eschbach neben ihren klassischen Apfelweinen auch französischen Cidre und englischen Cider ab. „In diesem Jahr haben wir zur Bio­fach unseren neuen Bio Cidre Rosé in der 0,33-Liter-Flasche mitgebracht. Er schmeckt besonders fruchtig, da er mit Johannisbeere abgestimmt ist“, so Lydia Grummt. „Eine gute Alternative zum Bier, da er nur 4,5 vol. Prozent Alkohol enthält.“ Geschäftsführer Martin Heil ergänzte: „Der Bio Cidre Rosé ist nicht so herb wie unsere Apfelweine und trifft daher sicherlich auch den Verbrauchergeschmack über die hessischen Grenzen hinaus. Wir sehen gute Absatzmöglichkeiten sowohl in der Gastronomie als auch im to-go-Geschäft des Handels.“ Der Bio Cidre Rosé wird demnächst im Handel für 1 bis 1,50 Euro pro Flasche erhältlich sein, so Heil – www.kelterei-heil.de.

Geförderte junge innovative Unternehmen

Am vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Gemeinschafts­stand fielen vier innovative Unternehmen auf:

Ravellis: veredelte Bio-Kürbiskerne

Erst seit Mitte Januar biozertifiziert, präsentierte Ravellis-Geschäftsführer Christian Schmitt aus München seine Bio­kürbis­ker­ne in acht verschiedenen Geschmacksrichtungen. Der Markt für seine Kürbiskerne sei noch sehr überschaubar, sodass er darin viel Potenzial sehe. „Ich verarbeite Biokürbiskerne in A-Ware, die ich von einer Ölmühle aus der Steiermark beziehe“, informierte Schmitt. Das nationale sowie inter­nationale Interesse an seinen Kernen sei groß, freute sich der Visio­när. Die Sorten reichen von Joghurt Schoko Cranberry über Schoko Minze bis hin zu Ingwer Karamell und Chili – www.ravellis.de.

Banalade: Bio-Bananen-Fruchtaufstrich

Natascha Wirth (links) und Melanie Dinkel stellten ihre „Bisschen“-Fruchtchips zum zweiten Mal auf der Biofach vor. Die Essenz von 200 g Frischfrucht steckt in einer Dose „Bisschen“, die 20 g Fruchtchips enthält und 2,59 Euro kos­tet.

Foto: Lehmkühler

Die Firma Bionade aus Ostheim vor der Rhön stellte ihre neue Bionade Cola vor. Dazu Geschäftsführer Chris­tian Schütz: „Wir haben ganz bewusst eine neue Sorte entwickelt, mit der man bei Bionade nicht gerechnet hat. Unsere Bionade Cola ist feinherb-fruchtig, enthält bis zu 50 Prozent weniger Zucker als herkömmliche Cola-Getränke und besteht ausschließlich aus natürlichen Zutaten.“

Foto: Lehmkühler

Während seines Medizinstudiums lieferte Benjamin Keller bei Banafair in Gelnhausen Bananen aus. „Manchmal blieben Bananen übrig, die ich dann im Studentenwohnheim zu Bananenmarmelade verarbeitet habe“, so der Mediziner. Zehn Jahre später griff er die Idee wieder auf und ließ sich im Februar 2012 bei der Firma Maintal Konfitüren (Haßfurt) seine Banalade als Bio-Fruchtaufstrich produzieren. „Ich biete die Banalade pur, mit Kirsch und mit Zimt zum Beispiel über meinen Onlineshop an“, informierte Keller – www.banala.de.

Mind sweets GmbH: Bio-Fruchtgummi

Ein achtsamer Konsum ist Arne Schaefer, Geschäftsführer von Mind sweets, Berlin, ganz wichtig. Der Psychologe und Zen-Meis­ter, der auch einen Mas­ter in Ernährungswissenschaft gemacht hat, erklärte: „Unsere veganen, gelatinefreien Bio-Fruchtgummis wie die Buddha- oder die Glücks-Bär­chen sollen zum Naschdenken an­regen. Sie werden in einer Berliner Behindertenwerkstatt konfektioniert.“ Für Hofläden oder als kleine Werbegeschenke seien seine Fruchtgummis insofern interessant, weil man sie ab einer gewissen Stückzahl auch mit einem eigenen Logo bestellen könne – www.mindsweets.de.

Frips GmbH – Bio-Fruchtchips

Zum zweiten Mal stellten Natascha Wirth und Melanie Dinkel aus Bobenheim-Roxheim ihre natürlichen Fruchtchips „Bisschen“ in drei Sorten auf der Biofach vor. Grund einmal nachzufragen, was sich seit dem letzten Jahr in ihrer Frips GmbH getan hat. „Ãœberwiegend aufgrund unserer Präsenz auf der Biofach sind wir beispielsweise nun bei Alnatura und bei Basic gelis­tet. Großhändler aus Dänemark, Polen, Österreich und der Schweiz kamen hinzu. Ein tolles Ergebnis für uns und unsere gesunden Bio­snacks“, berichtete Melanie Dinkel begeistert – www.meine-bisschen.com.

Gewinner des „Best New Product Awards 2013“

Übersichtlich angeordnet konnten sich die Messebesucher gleich im Eingangsbereich der Messe Nürnberg über neue Bioprodukte informieren und über die besten abstimmen.

Foto: Lehmkühler

Zum dritten Mal wurden während der Messetage die überzeugendsten Neuheiten unter den ökologisch erzeugten Produkten der Biofach und Vivaness gesucht. 571 Produkte wurden am Neuheitenstand vorgestellt. Aussteller und Besucher stimmten in sieben Kategorien ab, welche ihnen am besten gefielen. Hier die Gewinner in den Kategorien:

  • Frische: Frischer Bio-Spätzleteig in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Frizle AG; www.frizle.de
  • Tiefkühl: Tim“s Frozen Yogurt, Molkerei Schrozberg; www.molkerei-schrozberg.de
  • Kochen & Backen: Bio-Nudeln, Everprosper Food Industries Sdn Bhd (Malaysia); www.organicnoodle.com.my
  • Snacks & Süßigkeiten: Foodloose Nuss-Trockenfrucht-Riegel, Foodloose GmbH & Co KG; www.foodloose.net
  • weitere Trockenprodukte: Streich“s drauf Bruschesto, Zwergenwiese Naturkost GmbH; www.zwergenwiese.de
  • Getränke: Positive Energie Cranberry Hibiskus, Yogi Tea GmbH Golden Temple; www.yogitea.eu
  • Non Food: Ajaa! 0,9 Liter Aufbewahrungsbox, 4E Solutions; www.ajaa.de.

 

„Es ist ein ausgewogenes und gesundes Produkt, das es so noch nicht in Bioqualität gab“, informierte Chris­tian Schmitt, Ravellis, der erst vor Kurzem die Vision hatte, Bio­kürbiskerne zu vermarkten. Preis­empfehlung: 3,29 bis 3,49 Euro/80 g.

Foto: Lehmkühler

„Ich möchte, dass man beim Verzehr meiner Banalade gute Laune bekommt“, sagte Dr. Benjamin Keller aus Fürth. Seine Fruchtaufstriche (270 g/Glas) empfiehlt er, für 3,99 Euro an Endkunden zu verkaufen.

Foto: Lehmkühler

Die neu auf der Biofach vorgestellten Buddha- und Glücks-Bärchen von Tobias Große (links) und Arne Schaefer, Mind sweets, trafen den Ge­schmack vieler Händler aus dem In- und Ausland. 75 g kosten zwischen 2,59 und 2,79 Euro.

Foto: Lehmkühler

SL – LW 8/2013