Interessante Betriebe im Münsterland besichtigt

Exkursion von Fachschülern für Agrarwirtschaft Fritzlar

Das erste und das dritte Semester der Fachschule für Agrarwirtschaft aus Fritzlar hat unter der Leitung von Dr. Lothar Koch eine Informationsfahrt ins Münsterland unternommen. Fachlehrer Dieter Braun hatte ein vielfältiges Programm für die Studierenden vorbereitet.

Felix Töns-Feuerborn aus Verl stellte seinen Betrieb vor.

Foto: Jürgen Luft

Erste Station war der Besuch des Schlachtunternehmens Tönnies in Rheda-Wiederbrück. Am Stammsitz des Familienunternehmens der Gebrüder Tönnies werden täglich bis zu 24 000 Schweine geschlachtet. Die Studierenden der Fachschule konnten bei einer Führung durch den Schlachthof einen Einblick in die einzelnen Abläufe des Schlachtprozesses nehmen. Vor Ort sind auch Verarbeitungsfirmen wie Tilmanns.

Abläufe im Schlachtbetrieb Tönnies besichtigt

Vom Abladen der Schweine bis zum zerlegten Fleisch sowie die vollständige Verwertung der Schlachtabfälle in der betriebsei­genen Biogasanlage sahen die Studierenden alle Unternehmensbereiche. Der Blick ins betriebseigene Fußballstadion, die Tönnies-Arena, gehörte dazu.

Im Anschluss stand die Besichtigung von Thiemann's Rasenhof auf dem Programm. Seinen Rasen verkauft Jochen Thiemann ausnahmslos an Landschaftsgärtner und Hausbesitzer, die den Garten möglichst schnell und nachhaltig grün bekommen wollen. Die Erlöse liegen zwischen 2,50 und 5 Euro pro Quadratmeter. Der Rasenhof bewirtschaftet 25 ha Rasen, diese Fläche benötigt er, um im Vollerwerb davon zu leben. Die Rollrasenproduktion ein sehr arbeitsintensiver Betriebszweig. Bis zu 70 Mal muss der Rollrasen gemäht und mit bis zu sieben Pflanzenschutzbehandlungen versehen werden, bis er verkaufsfertig ist. Dafür hat der Gartenbautechniker Thiemann zahlreiche Spezialmaschinen im Einsatz, wie die Schälmaschine, die für die Ernte des Rollrasens eingesetzt wird. Jede Rasenfläche kann nur einmal pro Jahr geschält werden.

Dann geht der Kreislauf von vorne los: Boden bearbeiten, lockern und anschließend wieder verdichten. Beim Saatgut macht sich Thiemann weltweit auf die Suche nach den am besten geeigneten Gräsern, die er in Saatstärken von 200 kg pro ha auf die vorbereiteten Flächen ausbringt. Auch regelmäßiges Bewässern sichert die Dichte der Grasnarbe. Nur mit der konsequenten Strategie lässt sich Qualitätsrollrasen produzieren, der dann auch noch entsprechend vermarktet werden muss.

Blick in den Kuhstall von Leonhard Große-Kintrup in Münster-Handorf.

Foto: Jürgen Luft

Auch Leonhard Große-Kintrup geht bei der Produktion und Verarbeitung der Milch eigene Wege. Vor der 250 000 Einwohner großen Stadt Münster gelegen, nutzt Große-Kintrup seine Stadtnähe als Vermarktungsvorteil. Viermal pro Woche fährt die Kühlflotte mit der „Milch vom Hof“ in die Stadt Münster und deren Umland, um die in der hof­eigenen Molkerei hergestellten Produkte zu verkaufen. Neben Trinkmilchprodukten sind Joghurt und Quark feste Bestandteile des Sortiments.

Besucher können von einer Plattform in den Stall sehen

Mit den 200 Milchkühen produziert Große-Kintrup gut 2,1 Mio. Liter Milch. Um den Großteil in der Hofmolkerei zu verarbeiten hat er mittlerweile eine dreiviertel Million in diesen Betriebszweig investiert. Daneben hat er auch einen neuen Milchviehstall gebaut, um den Kühen optimale Bedingungen in der Haltung zu bieten.

Für die Kunden ist der Stall mit seiner Besucherplattform einladend gestaltet. Zahlreiche Münsteraner nehmen Melkroboter und automatische Fütterung staunend zur Kenntnis und nutzen die Gelegenheit, die perfekt aufgestallten Kälber zu streicheln. Auch die Tatsache, dass die Futtergrundlage für die Milchkühe in naher Umgebung des Betriebes wächst, hat zur hohen Wertschätzung der Milchprodukte seines Betriebes geführt. Die Studierenden konnten auf dem Betrieb in Münster-Handorf eine schlüssige Strategie für einen zukunftsfähigen Milchviehbetrieb in Augenschein nehmen, der zugleich nicht bedingungslos auf das betriebliche Wachstum ausgerichtet ist.

Gruppenbild der Teilnehmer vor der Tönnies-Arena in Rheda-Wiedenbrück.

Foto: Dr. Jürgen Luft

Am nächsten Tag stand ein Besuch des Landtechnik-Herstellers Claas stand auf dem Programm. Die anderthalbstündige Führung durch die Produktionshallen hinterließ einen guten Eindruck. Bei Feldhäckslern ist die Firma aus Harsewinkel seit Jahren Marktführer, war zu hörenn. Durch die Übernahme von Renault haben die Ingenieure in Ostwestfalen auch in der Traktorherstellung Einzug gehalten.

Mittlere Lebensleistung in der Herde von 46 000 kg

Zum Abschluss der Exkursion stand der Milchviehbetrieb der Töns-Feuerborn GbR in Verl auf dem Programm. Felix Töns-Feuerborn hat den elterlichen Betrieb in den letzten Jahren konsequent fortentwickelt und vergrößert. Zudem war er einer der ersten Betriebe in Deutschland, die den Silomais nach dem amerikanischen Shredlage-System ernten. Dabei werden die Maispflanzen länger gehäckselt, stärker aufgesplissen und die Kör­ner intensiver zerquetscht. Dies ergibt für den Betrieb die Möglichkeit, den Futterstroh-Anteil zu senken und gleichzeitig die Maisstärke aus dem Korn besser zu nutzen.

Derzeit hat die Töns-Feurborn GbR zirka 500 Milchkühe mit einer Durchschnittsleistung von annähernd 12 000 Liter Milch. Eine Zwischenkalbezeit von 380 Tagen, eine Remontierung unter 20 Prozent und eine Lebensleistung von 46 000 kg Milch untermauern die Ausnahmestellung des Betriebes. Auch beim Besuch der Fritzlarer Studierenden stand der Betonmischer nicht still. Der nächste Stall ist im Unterbau nahezu schon fertig und wird nun bezogen. Die Zusammenarbeit mit Behörden und Landwirtschaftskammer beim BImSch-Verfahren gab einen Einblick, welche Aufgaben ein Betriebsleiter hat, wenn er seinen Betrieb weiterentwickeln will. Der Einstieg in die Herstellung von GVO-freier Milch ist für ihn eine Zukunftsstrategie, die er durchgerechnet hat. Nach zwei intensiven Tagen nahmen die Fachschüler viele interessante Eindrücke mit.

Dr. Luft – LW 5/2017