Milchkrise und kein Ende: Gemeinsam Lösungen finden
„Milchgespräch auf dem Futtertisch“ in Ronneburg
„Wir müssen es schaffen, dass der Erzeuger nicht der Verlierer ist“. Diese Worte von Karsten Schmal, dem Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes (HBV), verdeutlichen die Problematik, die der Anlass zu einem „Milchgespräch auf dem Futtertisch – Wie finden wir gemeinsam aus der Krise?“ waren.

Foto: Dr. Heiko Habermann
Entwicklung des Marktes hängt von vielen Faktoren ab
Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende RBV Wetterau-Frankfurt und Bruno Wörner, Vorsitzender KBV Main-Kinzig, eröffneten die Veranstaltung vor zahlreichen Teilnehmern aus dem Berufsstand. HBV-Referentin Hess erläuterte die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt. Nach dem schwachen Start ins Jahr 2016 durch starken Wettbewerb und weitere Preisrückgänge, insbesondere durch die abgeschlossenen Kontrakte mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH), befinden sich die Erzeugerpreise für Milch aktuell auf einem sehr niedrigen Niveau von circa 20 bis 21 Cent je Liter Milch. Jedoch zeichnete sich im Juni eine StabiÂlisierung an den europäischen Produktmärkten ab, zwar auf sehr niedrigem Niveau, aber mit leicht steigender Tendenz. Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten scheint sich zu erholen und die Preisentwicklung auf dem Spotmarkt von 15 Cent Anfang Mai auf derzeit 23 bis 25 Cent gibt Anlass zur Hoffnung. Dennoch sei eine kurzfristige Besserung der Lage nicht in Sicht, weil die AbÂschlüsse mit dem LEH den Milchpreis derzeit noch auf niedrigem NiveÂau halten würden. Erholung beim Milchgeld sei nicht vor dem letzten Quartal 2016 in Sicht, wenn die nächsten KontraktÂverÂhandÂlungen anstehen.
Position der Molkereien bei Preisverhandlungen stärken
Frank Hammen, Vorstandsmitglied der Hochwald-Molkerei, machte den Milchviehhaltern Mut „Ein Silberstreif am Horizont ist sichtbar“. Bei Hochwald sei durchaus bekannt, dass die Betriebe nicht viel länger durchhalten können und schnelle Lösungen dringend brauchen. Die Hochwald-Molkerei sehe Verbesserungsansätze durch die Nutzung von Synergieeffekten zwischen Molkereien, damit diese sich besser aufstellen können und so bessere Preise für ihre Lieferanten erzielen können. Er hoffe auf die nächsten Preisverhandlungen mit dem LEH, denn diesem seien die Kostenstrukturen bewusst. „Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden“, ein Zitat nach Schiller, beschreibt treffend die Kernaussagen des Vortrages von Frank Hammen.
Landesregierung hilft mit erhöhter Ausgleichszulage

Foto: Miriam Bienau
Phasen niedriger Preise besser überbrücken
Die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen der Landwirtschaft zu verbessern und die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft anzuerkennen – diese bestünden nicht nur in der Produktion hochwertiger Lebensmittel, sondern auch im Erhalt der Kulturlandschaft. Beides gebe es nicht zum „Nulltarif.“ Ein Verkauf der hochwertigen Lebensmittel unter Einstandspreis dürfe nicht erlaubt sein. Auch die Landwirte selbst sollten aktiv werden und ihre Betriebe so aufstellen, dass sie Krisen meistern können, Preistäler und Hochphasen werde es auch in Zukunft geben. Zudem müssten sie authentisch in der Öffentlichkeit auftreten, um negativen BeÂrichten gegenüber zu treten. In der Diskussion wurden die Sorgen und Ängste der Milcherzeuger deutlich. Vor allem die gemeinsame Milchvermarktung in den Molkereigenossenschaften, die 70 Prozent der deutschen Milchmenge verarbeiten und verkaufen, stand im Zentrum der Gespräche. Konstruktive Vorschläge wurden gemacht, wie man die Lieferbeziehungen umgestalten könnte. In vielen Beiträgen richtete sich der Fokus auf den Verbraucher. Nur, wenn er erkenne, welche hochwertigen Lebensmittel durch die LandwirÂte in Hessen produziert werden, könne sich etwas ändern. Die Vorsitzenden Rahn-Farr und Wörner hoben hervor, dass der Bauernverband stets ein offeÂnes Ohr für die Probleme seiner Mitglieder habe. Die Betriebe erhielten bestmögliche Unterstützung seitens der Geschäftsstellen des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt am Main sowie des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig. Nach der durchweg sachlichen und offenen Diskussion saßen die Landwirte noch lange Zeit beisammen und führten die Gespräche zum Thema miteinander lebhaft weiter. Viele nahmen die Erkenntnis mit, dass es eine einfache Lösung in der aktuellen Milchpreiskrise nicht gibt. Der Berufsstand dränge aber auf mehrere Bausteine im Markt sowie in der Politik, um zu einer Entspannung der Lage beizutragen.
Bienau, hbv – LW 27/2016