Natürliche Hornlosigkeit mit Rassemerkmalen kombinieren

Limousin-Züchtertreffen in Metzlos im Vogelsberg

Auf einem typischen Vogelsberger Standort in Grebenhain-Metzlos liegt der Limousin-Zuchtbetrieb Uwe Müller, den er mit seiner Familie im Nebenerwerb führt und auf dem vor kurzem das diesjährige Züchtertreffen für diese Rasse ausgerichtet wurde. Im Schwerpunkt der züchterischen Diskussionen standen dabei die aktuellen Ergebnisse aus dem Bereich der Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung, bei der hessische Zuchtbetriebe seit Jahren bundesweit im Vorderfeld zu finden sind.

Hervorragende Limousin-Herde auf der Weide von Uwe Müller in Grebenhain-Metzlos.

Foto: Jost Grünhaupt

Nicht nur erstklassige Bullen aus Hessen, zu denen auch der zweimalige Landessieger Bronzo zählt, haben Zuchtwerte auf hohem Niveau, auch die in anderen Zuchtgebieten eingesetzten hessischen Bullen haben mehrfach hervorragende Resultate geliefert. Für die Weiterentwicklung der Rasse Limousin, die nach wie vor Deutschland weit die führende Position bei den eingetragenen Fleischrindern innehat, ist die internationale Datenverknüpfung absolut wichtig. Dazu zählt eine komplette Erfassung der Gewichtsdaten, damit eine internationale Auswertung der Ergebnisse der Zuchtwertschätzung möglich ist. Dieses ist mittelfristig von nicht zu übersehender Bedeutung, vor allem wenn man am Zuchtviehmarkt weiterhin konkurrenzfähig bleiben will.

Es wurden auch aktuelle Ergebnisse aus den Untersuchungen zur natürlichen Hornlosigkeit diskutiert und noch offene Fragen in Bezug auf die Bildung von „Wackelhörnern“ angesprochen. Zentraler Punkt in der Diskussion war die Weiterentwicklung der Rasse und die verstärkte Nutzung von natürlich hornloser Genetik. Hier wird es verstärkt darauf ankommen, die Vorteile der natürlichen Hornlosigkeit mit den richtigen Merkmalen der Rasse Limousin optimal zu kombinieren.

Zweifellos sind die Voraussetzungen durch die Testmöglichkeit auf natürliche Hornlosigkeit wesentlich verbessert worden. Trotzdem ist eine intensive Selektion, auch unter den natürlich hornlosen Bullen, nach wie vor erforderlich. Auch wird mittelfristig Top-Genetik aus dem Bereich der klassischen Limousinlinien für die Weiterentwicklung der Rasse notwendig sein. Wenn diese Zusammenhänge in der züchterischen Selektion optimal miteinander verknüpft werden, ist mit einer weiteren positiven Entwicklung für die Rasse Limousin in Zucht, Absatz und Produktion zu rechnen.

Rasse hat Reserven – auf Geburtsgewichte achten

Der erreichte Zuchtfortschritt bei den Tageszunahmen von jetzt über 1 300 g Tageszunahmen bei den Jungbullen zeigt, welche Reserven in der Rasse stecken. Gleichzeitig wird in Zukunft darauf zu achten sein, dass die Geburtsgewichte der Kälber nicht über die bisher bekannte Größenordnung hinausgehen.

Starken Eindruck hinterließ die Herde von Uwe Müller, die seit 20 Jahren im Herdbuch geführt wird, bei der Betriebsbesichtigung. Positiv auf die Zucht ausgewirkt hat sich der konsequente Einsatz von erstklassigen Herdenbullen über viele Jahre hinweg. Dabei wurde neben hohen Leistungsdaten auch auf die wichtigen Rassemerkmale geachtet.

In den Pedigrees der früheren Bullen tauchen bekannte Vererber wie Hooker, Nougat, Oxford oder auch Baudelaire auf. Die beiden aktuellen Herdenbullen Tigran Pp und Hebdo werden gemeinsam mit dem Betrieb Hans Hildenbrand in Bellings gehalten, so dass die Nutzung der Bullen effizienter ist.

Außerdem werden gezielt Besamungen mit Topvererbern aus dem internationalen Segment der Limousinzucht durchgeführt. Die konsequente Selektion hat dazu beigetragen, dass das selbstdefinierte Zuchtziel einer breiten, rumpfigen Limousinherde mit hervorragender Verwertung des Grünlandes und einwandfreien Charaktereigenschaften sehr gut zu erkennen ist.

Mit der gleichen Konsequenz, mit der Uwe Müller seine Herde aufgebaut hat, selektiert er auch die zur Zucht geeignete Nachzucht, denn nur die Besten aus dem Jahrgang werden über die Auktionen der ZBH oder auch ab Stall angeboten.

Dass auch in Zukunft mit erstklassigem Zuchtvieh aus dieser Herde zu rechnen ist, ist auch daran abzulesen, dass mit dem Nachwuchsbullen Hebdo der aktuelle Reservesieger vom Fleisch­rindertag in Alsfeld in der Herde im Einsatz ist und im nächsten Winter der erste Kälberjahrgang von diesem vielversprechenden Bullen erwartet wird. Grünhaupt, LLH Kassel

Grünhaupt, LLH Kassel  – LW 33/2014