Projekte zeigen Wege für Biodiversität auf

Naturschutzprojekte in einer Plattform gebündelt

Die rheinland-pfälzischen Landwirte leisten in Sachen Naturschutz und Biodiversität bereits viel und engagieren sich in verschiedenen Projekten. Die neu geschaffene Plattform Landwirtschaft und Naturschutz für Biodiversität will alle Projekte miteinander vernetzen und den Austausch unter den Projektbeteiligten fördern. Naturschutzverbände und Landwirte arbeiten dabei eng zusammen. Kürzlich wurde die Plattform in Herxheim vorgestellt.

Auf der Exkursion in Herxheim konnten sich die Teilnehmer darüber informieren, welche produktionsbegleitenden Maßnahmen in einer intensiv bewirtschafteten Ackerbauregion Wirkung zeigen. Dazu zählen das Aufhängen von Nistkästen und die Schaffung von Lebensräumen für Reptilien, Amphibien, Laufkäfer und Spinnen. Bereits nach kurzer Zeit lassen sich mehr Arten bonitieren, und auch die Anzahl der Exemplare hat zugenommen.

© Brammert-Schröder

Viele Landwirte und Winzer in Rheinhessen und der Pfalz engagieren sich in verschiedenen Projekten für den Erhalt der Artenvielfalt. Es werden Blühstreifen und Hecken angelegt, Weinberge und Obstanlagen artenreich begrünt, Nisthilfen für Insekten und Lesesteinhaufen aufgebaut, im Ackerbau werden zahlreiche Artenschutzmaßnahmen für Flora und Fauna umgesetzt, Wiesen werden im Rahmen des Bodenbrüterschutzes extensiv bewirtschaftet und vieles mehr. Häufig sind diese Projekte jedoch nur einem kleinen, fachspezifischen Personenkreis bekannt. Um das zu ändern, haben der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) und die Stiftung zur Förderung der Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz die „Plattform Landwirtschaft und Naturschutz für Biodiversität“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, den Austausch zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, Behörden und wissenschaftlichen Institutionen zu fördern und voneinander zu lernen. So soll neben dem Bekanntheitsgrad der Projekte auch die Akzeptanz der Maßnahmen erhöht werden.

In der zweiten Juniwoche wurde die neue Plattform in Herxheim vorgestellt, ebenso einige Biodiversitäts-Projekte, die nun über die Plattform miteinander vernetzt sind. BWV-Präsident Eberhard Hartelt verwies darauf, dass die kooperative Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft schon seit einigen Jahren gut funktioniert. „Aber wir haben gemerkt, dass etwas fehlt. Eine Plattform, die alles vernetzt. Das war die Geburtsstunde dieses Projekts, von dem ich hoffe, dass es weiter wächst.“

Bei der Umsetzung viel gelernt

Projektleiterin Clara Franke koordiniert die Projekte in dem Netzwerk. „Unter Corona war es sehr schwierig, ein Netzwerk aufzubauen. Deshalb haben wir verschiedene Naturschutzprojekte unterstützt und Synergien genutzt“, erklärte sie. Daraus ist eine Projektkarte entstanden, die im Internet unter www.kula-rlp.de/projektkarte/ einsehbar ist. Auf der Karte sind alle Naturschutzprojekte im Land mit tiefergehenden Erklärungen abrufbar. Beispielsweise das Projekt „Blühendes Rheinhessen“, das von 2018 bis März diesen Jahres lief und seinen Schwerpunkt im Wildbienenschutz hatte. Auf zehn Betrieben wurden Nistmöglichkeiten für Wildbienen geschaffen und Wildbienenbotschafter ausgebildet. „Wir haben gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit den Landwirten gemacht“, sagte Sabine Yacoub vom BUND. „Wir haben bei der Umsetzung der Maßnahmen selbst viel gelernt.“ Ein Ziel sei gewesen, den Dialog zwischen Landwirtschaft Naturschutz zu fördern.

Die BASF stellte den Smartsprayer vor. Durch Kameratechnik und digitale Technik ist es möglich, Pflanzenschutzmittel ausschließlich auf das Unkraut zu applizieren. Dadurch lassen sich die Aufwandmengen reduzieren.

© Brammert-Schröder

Viele positive Projektbeispiele

Sabine Gehrlein stellte das FRANZ-Projekt vor, in dem Naturschutzmaßnahmen und Landwirtschaft auf einer Fläche zusammengebracht werden sollen. „Die Maßnahmen werden mit den Landwirten und der Wissenschaft zusammen entwickelt“, sagte Gehrlein. Das Projekt, an dem der Betrieb Diehl in Rheinhessen beteiligt ist, ist auf zehn Jahre angelegt und läuft seit 2016. „Zurzeit werden auf dem Betrieb Diehl 17 verschiedene Maßnahmen angewendet, davon eine Erhaltungsmaßnahme in alten Obstanlagen, vier in Grünland und zwölf im Ackerbau.“ Darunter seien Erbsenfenster und mehrjährige Blühflächen als Brut- und Futtermöglichkeiten. Zusätzlich finde eine sozio-ökonomische Begleitforschung statt, so Gehrlein. Die Maßnahmen werden finanziert. „Die Landwirte loben die Zusammenarbeit mit Naturschutz und Wissenschaft, weil die Diskussionen auf Augenhöhe geführt und gemeinsam Lösungen gesucht werden.“

Dr. Reinhard Speerschneider von der Georg von Neumayer-Stiftung und Kai Thomas von RLP AgroScience skizzierten das EFA-Projekt, das in Herxheim angesiedelt ist. In dem Projekt wird gezeigt, dass durch die Aufwertung der Strukturen zwischen den landwirtschaftlichen Flächen in Kombination von Blühstreifen ein großer Beitrag zum Artenschutz geleistet werden kann, ohne viel produktive landwirtschaftliche Fläche zu verlieren. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt. „Wir streben an, das Projekt um weitere vier Jahre zu verlängern“, so Thomas. Der Fokus liege darauf, mit gezielten Maßnahmen den Erhalt verschiedener Tierarten zu fördern.

ibs – LW 27/2022