Rispenhirse – alte Kulturpflanze neu entdeckt

Alternativfrucht in Zeiten des Klimawandels

Unter dem Sammelbegriff Hirsen werden kleinsamige Getreidearten aus verschiedenen Unterarten und Gattungen der Familie Gramineae (bzw. Süßgräser Poaceae) zusammengefasst. Die weltweit wichtigste Hirseart ist die großkörnige Sorghum- oder Mohrenhirse (Sorghum bicolor), die eine gute Dürreresistenz aufweist. Die meisten Hirsearten werden heute in den Tropen und Subtropen angebaut. Die Rispenhirse kann dagegen auch in unseren Breiten mit Erfolg kultiviert werden.

Die Rispen der Sorte „1982“ sind einseitswendig und überhängend.

Foto: Zillger

Die Rispenhirse (Panicum miliaceum L.), stammt aus Zentralasien und zählt zu den weltweit ältesten Getreidear-ten. Als „Echte Hirse“, „Deutsche Hirse“ oder „Goldhirse“ bezeichnet, kann sie auch in Deutschland als einheimisches Getreide angesehen werden. Anhand archäologischer Funde ist der Anbau seit der späten Jungsteinzeit (4500 bis 3000 v.Chr.) nachweisbar. Zum Ausgang des klassischen Altertums wurde die Rispenhirse in Asien und Europa flächendeckend angebaut.

Jahrtausendelang als wichtige Nahrungsgrundlage, insbesondere der ärmeren Bevölkerungsschichten, geschätzt, ist sie seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland vollkommen in Vergessenheit geraten.

Die heimische C4-Pflanze ist sehr frostempfindlich

Hirsen stellen keine hohen Anforderungen an den Boden an sich, dafür umso mehr an den Bodenzustand und das Klima. Sie benötigen ein feinkrümeliges Saatbett, sind im Jugendstadium nicht konkurrenzfähig gegen Unkraut und sehr frostempfindlich (empfindlicher als Mais).

Als C4-Pflanzen sind sie an Standorte mit viel Sonne und Wärme angepasst und können bei hoher Lichteinstrahlung und Temperatur in kürzerer Zeit mehr Biomasse aufbauen als C3-Pflanzen. Sie benötigen in Deutschland zwischen 100 und 120 Tage bis zur Ernte, das Ertragspotenzial liegt bei 25 bis 50 dt/ha.

Geeignet zur Ernährung von Mensch und Tier

Hirse ist glutenfrei und daher besonders als Nahrungsmittel für Menschen mit Zöliakie geeignet und nachgefragt. Sie enthält viele Vitamine, Mineralstoffe und sehr viel Kieselsäure (gut für Haut, Haare und kräftige Nägel) und hat außerdem einen ähnlich hohen Fettgehalt wie Hafer.

Hirse ist bekannt als Vogelfutter und auch in vielen industriell hergestellten Hunde- und Katzenfuttersorten enthalten. Ungeschält gemahlen oder gequetscht wird sie auch in der Rinderfütterung eingesetzt. Der Energiegehalt ist ähnlich wie der von Gerste, die Proteinverdaulichkeit ist sehr gut. In der Schweinefütterung ist Hirse wegen des hohen Rohfasergehaltes eher restriktiv einsetzbar.

Christine Zillger, Ingrid Buchmann, DLR, Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau – LW 1/2013