Tiefgründige Böden sind noch immer trocken
Aktuelle Nmin-Werte Hessen
Die Düngebedarfsermittlung war in den letzten Tagen ein aktuelles Thema und wird in den nächsten Tagen so manchen Landwirt beschäftigen. Das Damoklesschwert der Düngeverordnung hängt über den Betriebsleitern und am Horizont schimmert schon das nächste Ungemach hervor, die Nährstoffbilanz, welche am 31. März jeden Jahres für das vergangene Düngejahr anzufertigen ist. Ein wesentliches Element der Düngebedarfsermittlung sind die Nmin-Werte.
Die Mittelwerte der aktuellen Nmin-Analysen am Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) liegen etwa 10 bis 20 Prozent über den langjährigen Werten, nähern sich jedoch tendenziell den langjährigen Mittelwerten. Konnten Anfang Februar Nmin-Gehalte unter Winterweizen von knapp 80 kg N/ha (Mittel von 117 Flächen) berechnet werden, sind diese im Verlauf der letzten Wochen auf 74 kg N/ha (Mittel von 277 Flächen) zurückgegangen. Diese Reduzierung ist bei der Wintergerste mit rund 10 kg zu beziffern.Die im Zeitverlauf sinkenden Werte sind ein Resultat der Witterung. Nachdem der Januar niederschlagsreiche Tage mit Temperaturen zwischen 0 und 5 °C aufwies, konnten Anfang Februar strahlungsreiche Tage mit Temperaturen unter 0 °C verzeichnet werden, die teilweise auch am Tag nicht in den positiven Bereich gelangten. Ab Mitte Februar lagen die Tageshöchstwerte bei teils mehr als 15 °C. Da in diesem Monat kaum Niederschläge zu verzeichnen waren und die Bodentemperaturen beständig unter 5 °C lagen, kam es zu keinen nennenswerten Mineralisierungsvorgängen im Boden, die vorhandenen hohen pflanzenverfügbaren Stickstoffwerte im Boden wurden unter diesen Bedingungen jedoch konserviert.
Die Niederschläge im Verlauf der ersten Märzwochen und niedrigere Temperaturen haben die in dieser Phase entweder in tiefere Bodenschichten verlagert oder Immobilisierungsvorgänge gefördert. Sollten die Bodentemperaturen jedoch dauerhaft über 5 °C liegen, kann von einer zunehmenden N-Mineralisierung ausgegangen werden.
Dies alles wird von der Tatsache überlagert, dass die Wasserbilanz seit der letzten Ernte negativ ist, der Bodenkörper auf tiefgründigen Standorten lange noch nicht wassergesättigt ist und das Wachstum der Pflanzen in den nächsten Wochen und Monaten von einem kontinuierlichen Wasserangebot abhängen wird. Das letzte Vegetationsjahr bringt noch eine hohe Hypothek in das jetzige Anbaujahr.
Bei der Andüngung auf Erfahrungswerte setzen
Vielfach wurden in der zweiten Februarhälfte die Witterungsbedingungen dazu verwendet, Düngungsmaßnahmen vorzunehmen. Die gute Befahrbarkeit der Flächen wurde genutzt, um Schwefel und Stickstoff auszubringen. Hier ist wieder einmal ein deutlicher Süd-/Nordhessen Gradient zu beobachten.
Die im langjährigen Mittel etwa 10 bis 20 Prozent oberhalb des langjährigen Mittels liegenden Werte an pflanzenverfügbarem Stickstoff haben die Bemessung der ersten Gabe zur Herausforderung gemacht. Wie soll mit hohen Nmin-Werten umgegangen werden? Vielleicht haben hier die Erfahrungen weitergeholfen, die vor zwei Jahren in einer ähnlichen Situation gesammelt werden konnten.Auf eine, wenn auch reduzierte, Andüngung ist im Frühjahr 2017 sowie auch in diesem Jahr in den meisten Fällen nicht verzichtet worden. Die einsetzenden Niederschläge im März in Verbindung mit niedrigeren Temperaturen haben die Außenarbeiten im Ackerbau wieder zum Ruhen gebracht. Die nächste „Gutwetter-Phase“ dürfte dann dazu genutzt werden, noch nicht gedüngte Bestände zu düngen oder die zweite Gabe auszubringen.
Bei Erstellung der Stickstoffbedarfsermittlung ist unter anderem der Nmin-Wert zu berücksichtigen. Die Stickstoffbedarfsermittlung legt die Obergrenze fest, die am Standort nicht überschritten werden darf. Wie die N-Mengen zu verteilen sind, ist eine unternehmerische Entscheidung des Landwirtes. Dabei stellen die Düngerform, Zeitpunkt der Düngung, Anzahl der Einzelgaben und das Qualitätsziel die Eckpunkte der Entscheidungsmatrix dar.
Das Beratungssystem der Stickstoff-Bedarfs-Analyse (SBA) des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) soll den Landwirt dabei unterstützen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das derzeit in der Überarbeitung befindliche Beratungssystem hat zum Ziel, den Nmin-Wert auf die jeweiligen Standortverhältnisse anzupassen, sowie eine an Bewirtschaftungsangaben angepasste Düngeempfehlung zu erstellen.
In der Tabelle werden die langjährigen Nmin-Werte den aktuellen Werten gegenübergestellt. Hierbei werden Gruppierungen der jeweiligen aktuellen Hauptfrüchte nach Vorfrucht, dem Verbleib deren Erntereste, sowie einer stattgefundenen organischen und mineralischen N-Düngung vorgenommen. In jeder aufgelisteten Gruppierung liegen im Frühjahr 2019 mindestens 15 Einzelwerte zugrunde. Diese vom LLH zur Verfügung gestellten Mittelwerte können zur Erstellung der Düngebedarfsermittlung herangezogen werden, sofern keine eigenen Nmin-Werte vorliegen. Zukünftige Aktualisierungen der Werte sind auf der Internetseite des LLH (www.llh.hessen.de) zu finden.
Dierk Koch, LLH – LW 12/2019