Trotz schwieriger Witterung oft sehr gute Gerstenerträge

Landessortenversuche Wintergerste 2018/2019

Die Wintergerstenerträge waren sowohl in der Praxis als auch in den Landessortenversuchen größtenteils besser als aufgrund der Witterungsverhältnisse erwartet. Wintergerste stellt in Hessen nach Winterweizen die zweitbedeutendste Wintergetreideart dar. Über die Ergebnisse der Landessortenversuche und die daraus folgenden Sortenempfehlungen informiert Dr. Antje Herrmann vom LLH-Landwirtschaftszentrum Eichhof.

Die Wintergerstenerträge waren sowohl in der Praxis als auch in den Landessortenversuchen größtenteils besser als aufgrund der Witterungsverhältnisse erwartet.

Foto: Goetz

Im Vergleich zum Vorjahr wurde nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes der Wintergerstenanbau von 66 400 ha auf 72 900 ha, das heißt um 11 Prozent, ausgeweitet, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass viele Landwirte aufgrund der langanhaltenden Trockenheit im vergangenen Sommer/Herbst und der zunehmenden Schädlingsproblematik von einer Winterrapsaussaat Abstand nahmen. Im Gegensatz zur Wintergerste wurde der Winterweizen- und Triticaleanbau nur um 4800 beziehungsweise 2500 ha ausgeweitet.

Für die Wintergerste spricht zum einen, dass die frühere Abreife eine bessere Ausnutzung der im Boden gespeicherten Winterniederschläge ermöglicht. Wintergerste ist somit auch besser angepasst an die durch den Klimawandel verursachte Verschiebung der Niederschläge von einer Abnahme der Sommerniederschlag hin zu einem Mehr an Winterniederschlag. Auch die kontinuierliche züchterische Verbesserung der agronomischen Eigenschaften der Sorten hat zur Wertschätzung der Wintergerste beigetragen.

Wieder ein Jahr mit schwierigen Witterungsverhältnissen

Nach der extremen Sommertrockenheit stellten sich viele Wintergerstenanbauer im Herbst die Frage, ob die Bodenfeuchte eine erfolgreiche Etablierung der Bestände vor Winter ermöglicht. Wird zum Beginn der Vegetationsruhe keine ausreichende Entwicklung mit vier bis sechs Bestockungstrieben erreicht, können Auswinterungsschäden verstärkt werden.

In den Höhen- und Übergangslagen Nordhessen begann die Aussaat ab Mitte September, da hier die Niederschlagsverhältnisse oft etwas günstiger waren. In den südlichen Landesteilen fiel in der letzten Septemberdekade Niederschlag, der eine Aussaat ermöglichte, die Anfang Oktober meist abgeschlossen war.

Da die Trockenheit das Auflaufen von Ausfallgetreide stark eingeschränkt hatte, war keine „grüne Brücke“ vorhanden für Ausbreitung von Läusen, die als Virusvektoren fungieren; folglich war die Virusgefahr relativ gering. Allerdings wurde im Süden ein stärkeres Aufkommen von Zikaden beobachtet, die ebenfalls Überträger von Viren sind. Problematisch stellte sich auf vielen Getreideschlägen im Herbst das verstärkte Auflaufen von Ungräsern wie Windhalm, Trespe und Ackerfuchsschwanz dar.

Dank des späten Vegetationsendes konnten die Bestände über lange Zeit Nährstoffe aufnehmen. Entsprechend präsentierten sich die Gerstenbestände im Frühjahr überwiegend gut entwickelt. Lediglich aufgrund von Trockenheit spät aufgelaufene Gerste zeigte eine geringe Bestandesdichte.

 – LW 33/2019