Trotz des Wetters gute Öko-Kartoffelerträge erzielt

Landessortenversuch Ökokartoffeln 2017

Das Jahr 2017 lässt sich vereinfacht in eine zu trockene erste Jahreshälfte und in eine zweite, zu feuchte Jahreshälfte unterteilen. Welche Kartoffelsorten mit diesen Witterungsbedingungen am besten zurechtkamen, erläutert Reinhard Schmidt vom Beratungsteam ökologischer Landbau beim LLH.

Durch die hohen Niederschläge im Juni, Juli und August wurden die Erreger der Knollen­nassfäule besonders gefördert.

Foto: Schmidt

Nach dem sehr milden Winter 15/16 hat der vergangene Januar mit 25 bis 30 Frosttagen und zweistelligen Minusgraden an frühere Winter erinnert. Da wo keine isolierende Schneedecke den Boden geschützt hat, konnte der Frost in den Boden eindringen und Bodenverdichtungen aufbrechen. Ein weiterer positiver Effekt des Frostes war die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln. Die Monate Februar und März waren dann im langjährigen Vergleich wieder zu mild und wie schon der Januar zu trocken. Eine gute Bodenstruktur und trockene Bodenbedingungen haben zu frühen Pflanzterminen bei den Frühkartoffeln geführt. Auch die späteren Sorten sind bei vielen Betrieben um ein bis zwei Wochen früher in den Boden gekommen als sonst üblich. Wenn diese nicht vorgekeimt waren, hat es allerdings lange gedauert bis sie aufgelaufen sind, da der April dann doch noch recht kühl geblieben ist. Deutlich wärmer wurde es erst um den 10. Mai. Die ungünstigen Temperaturen im April haben im Sortenversuch zu unterschiedlichen Auflaufterminen geführt. Sehr schnell sind die Sorten Almonda und Soraya aufgelaufen, während Bernina und Wendy ganze zehn Tage länger benötigt haben.

Wenig Krautfäule, aber viel Alternaria

Die Monate Juni und Juli waren dann sehr regenreich. Trotz der hohen Niederschlagsmengen ist die Krautfäule erst spät aufgetreten. Am Versuchs­standort in Frankenhausen wurde im Sortenversuch erst Anfang Juli der erste Krautfäulebefall bei einzelnen Sorten bonitiert. Obwohl der Versuch nicht mit Kupfer behandelt wurde, zeigten viele Sorten bis zur Abreife keinen nennenswerten Krautfäulebefall. In Mittelhessen war der Krautfäuledruck zum Teil deutlich stärker. Anders stellte sich die Situation für die Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani) beziehungsweise Sprühfleckenkrankheit (Alternaria alternata) dar. Diese Krankheit tritt besonders stark auf, wenn auf eine Trockenperiode Regenfälle folgen. Besonders starken Befall zeigten die Sorten Filou und Theresa. Diese Sorten zeigten schon Ende Juni einen mittleren Befall, der sich im Vegetationsverlauf noch erhöhen sollte und damit auch ertragsrelevant wurde. Die Erreger der A. solani beziehungsweise A. alternata überwintern hauptsächlich in befallenem, abgestorbenem Kraut und in Abfallhaufen. Ein direkter Befall der Pflanzen von infizierten Knollen wie bei der Kraut- und Knollenfäule konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Bei der Erntebonitur konnte ein Knollenbefall (Trockenfäule mit eingesunkenen Flecken) auch bei den stark befallenen Sorten nicht beobachtet werden.

Einbußen, Rodeunterbrechungen, Lagerprobleme durch Nassfäule

Durch die hohen Niederschläge in den Monaten Juni, Juli und August wurden die Erreger von Schwarzbeinigkeit und Knollennassfäule besonders gefördert. Erste Hinweise im Feld waren welkende Pflanzen mit schwarzbraunen Verfärbungen an der Stängelbasis. Solche Pflanzen lassen sich leicht aus dem Boden ziehen, die befallenen, schwarzen Stellen riechen nach Buttersäure. Der Erreger überdauert in latent befallenem Pflanzgut und wandert von dort zunächst mit dem Saftstrom in die jungen Triebe. Von dort werden die Tochterknollen entweder direkt infiziert, oder aber mit dem Bodenwasser von Pflanze zu Pflanze beziehungsweise Knolle transportiert. Eine weitere Infektionsquelle stellt das Roden dar. Kommen gesunde Knollen beim Roden mit faulen Knollen in Berührung, kann dies zu weiteren Infektionen führen. Um befallene Knollen durchfaulen zu lassen, war eine unfreiwillige Unterbrechung des Rodens meist die einzige Möglichkeit, um die Infektionskette zu unterbrechen. Wichtigste Maßnahme, um eine Ausbreitung im Lager zu verhindern, war das sofortige Trocknen der gerodeten Ware innerhalb von 24 Stunden. Auch bei der weiteren Lagerung war Schwitzwasserbildung zu vermeiden, da dies die Ãœberlebenschancen der Bakterien deutlich erhöht. Durch kühle Lagerungsbedingungen (4 bis 5 C°) kommt der Erreger zwar zur „Ruhe“, stirbt aber nicht ab. Problempartien sollten auf jeden Fall gesondert und gut erreichbar gelagert werden.

Versuchsaufbau und -durchführung

Der Versuch wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen durchgeführt. Geprüft wurden drei Sorten aus der frühen Reifegruppe (Wega, Goldmarie, und Queen Anne) sowie zwölf Sorten aus der mittelfrühen Reifegruppe (Ditta, Allians, Regina, Almonda, Bernina, Soraya, Theresa, Wendy, Otolia, Filou, Belmonda sowie ein Stamm HS Pn-08). Als Vorfrucht stand ein überjähriges Luzernekleegrasgemenge, welches Mitte Februar umgebrochen wurde. Vor dem Auspflanzen am 20. April erfolgten noch eine Bearbeitung mit dem Federzinkengrubber und schließlich die Pflanzbettbereitung am 19.April mit der Kreiselegge. Es wurden weder eine Düngung noch eine Kupferbehandlung zur Krautfäulebekämpfung durchgeführt. Angaben zum Versuchsstandort sind der Tabelle 1 zu entnehmen.

Hohes Ertragsniveau mit deutlichen Sortenunterschieden

Im Versuchsmittel wurde ein Rohertrag von 328 dt/ha erreicht. Als einzige Sorte im Versuch konnte Soraya die 400 dt/ha-Grenze überschreiten und liegt damit in 2017 deutlich an der Spitze. Danach folgen die Sorten Otolia, Allians, Ditta und Regina mit Roherträgen zwischen 350 und 370 dt/ha. Wie schon im Vorjahr war Bernina (213 dt/ha) ertragsschwächste Sorte im Versuch, gefolgt von den erst einjährig geprüften Sorten Wendy (243 dt/ha) und Filou (265 dt/ha). Die sehr geringen Erträge lassen sich zum Teil mit der Krankheitsanfälligkeit dieser Sorten erklären. So waren Bernina und Wendy am stärksten von der Krautfäule befallen und zeigten im weiteren Vegetationsverlauf auch den höchsten Anteil an nassfaulen Knollen. Dieser Anteil konnte allerdings nicht bestimmt werden, da schon beim Roden ein hoher Teil der faulen Knollen auf dem Feld verblieben ist. Filou dagegen hatte keine Probleme mit Kraut- oder Nassfäule, hier hat der starke Befall mit Alternaria zu Ertragseinbußen geführt. Betrachtet man den Speisewarenertrag der letzten drei Jahre, zählt Allians gefolgt von Belmonda und Almonda zu den ertragsstabilsten Sorten. Regina kann in allen Prüfjahren im Rohertrag ebenfalls überzeugen. Allerdings ist bei dieser Sorte der hohe Anteil an Untergrößen (2017: 11 Prozent; 2016: 13 Prozent; 2014: 19 Prozent) zu beachten, was den Anteil an vermarktungsfähiger Ware etwas reduziert.

Reinhard Schmidt, Dr. Thorsten Haase, LLH, Eberhard Kölsch, Uni Kassel – LW 4/2018