Wasserversorgung und Saatzeit müssen passen

Landessortenversuche Sommerhafer und Sortenempfehlungen

Nach den enttäuschenden Erträgen 2018 konnten sich die Hafererträge zwar wieder leicht erholen, aber auch 2019 litten die Bestände unter den fehlenden Niederschlägen und den zu hohen Temperaturen. Aufgrund seines höheren Wasserbedarfs kann Hafer sein Ertragspotenzial eher in kühl-feuchteren Jahren ausschöpfen. Auch die Kornqualitäten waren im aktuellen Jahr nicht immer ausreichend.

Delfin konnte die Vorjahresleistung nicht bestätigen und wird weiterhin zur Probe empfohlen.

Foto: Dr. Herrmann

Nachdem der nasse Herbst 2017 die Haferanbaufläche 2018 bundesweit ansteigen ließ, hat sich der Anbauumfang im Anbaujahr 2019 mit 126 300 ha wieder auf das Niveau von 2017 eingependelt. In Hessen hingegen hat der Hafer im Vergleich zum Vorjahr um 1000 ha zugelegt auf rund 9400 ha. Der in der Besonderen Ernteermittlung festgestellte Ertrag lag mit 47,1 dt/ha zwar knapp 4 dt/ha über dem Vorjahresergebnis, aber damit immer noch etwas unter dem langjährigen Mittel von 48,9 dt/ha (2005 bis 2018).

Zehn Sorten in den Landessortenversuchen geprüft

Insgesamt zehn Sorten, davon eine Neuzulassung (Lion, Saaten Union), wurden in den Landessortenversuchen (LSV) an den beiden hessischen Standorten Bad Hersfeld und Korbach geprüft stellvertretend für die kühl-feuchteren hessischen Mittelgebirgslagen. Das Prüfsortiment umfasste zwei Weißhafer- und acht Gelbhafersorten. Kurzstrohsorten werden aktuell nicht geprüft.

Überdurchschnittliche Temperaturen in den ersten Monaten des Jahres und eine gute Befahrbarkeit der Böden ermöglichten eine frühe Aussaat (27. Februar) am Standort Bad Hersfeld. In Korbach verzögerte sich die Aussaat witterungsbedingt bis zum 2. April. Im weiteren Verlauf führten über dem langjährigen Mittel liegende Temperaturen dazu, dass die Haferbestände die Entwicklungsphasen zügig durchliefen. Es stand somit auch weniger Zeit für die Ausbildung eines leistungsfähigen Wurzelsystems zur Verfügung, was sich aufgrund des Niederschlagmangels und der niedrigen Bodenwassergehalte im Unterboden negativ auf den Kornertrag auswirkte. Entspannung brachten lediglich die niedrigen Temperaturen und Niederschläge im Mai.

Dr. Antje Herrmann, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 4/2020