Wechselhafte Erträge

Landessortenversuche Öko-Weizen in Hessen 2021

Öko-Bauern brauchen Sortenempfehlungen, die unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus erarbeitet wurden. Dr. Thorsten Haase vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen fasst die Ergebnisse der hessischen LSV zu Öko-Winterweizen zusammen.

Im Öko-Anbau sind A-Sorten unter hessischen Bedingungen meist nur als Futterweizen einsetzbar.

Foto: Dr. Haase

Die Wahl der Weizensorte bestimmt im Ökolandbau in erheblichem Maße, ob der Stickstoff vorrangig in Rohprotein und damit Qualität (Backfähigkeit), oder in Kornertrag umgesetzt wird. Der Landwirt stellt somit bei der Sortenwahl die Weichen für Back- oder Futterweizen. Neben der Sortenwahl beeinflussen aber auch Standort, Fruchtfolge, Düngung und die Witterung das Qualitätsniveau. Die Sortenergebnisse der letzten Jahre zeigen immer wieder, dass meist nur mit Sorten aus der Qualitätsgruppe E Backqualität erreicht wird. Aber selbst aus diesem Qualitätssegment gibt es Sorten, die nur unter sehr guten Wachstumsbedingungen Rohproteingehalte von 11,5 Prozent und Feuchtkleberwerte von 26 Prozent oder darüber erzielen.

Neben Alsfeld-Liederbach (AL; Vogelsbergkreis) und der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen (FH, Landkreis Kassel) steht seit 2013 mit dem Gladbacherhof (GLAD, Limburg-Weilburg) ein dritter Standort für den Landessortenversuch (LSV) Öko-Winterweizen zur Verfügung. Auf den drei Standorten wurde 2021 jeweils dasselbe Sortiment von 25 Weizensorten geprüft. Von diesen wurden über die letzten drei Jahre elf (7 E-, 3 A-, 1 B-Weizen) Sorten auf allen drei Standorten geprüft. Im dreijährigen Durchschnitt wurden im Mittel dieser elf Sorten gute Erträge (59 dt/ha) erzielt. Das mittlere Ertragsniveau des 2021 auf allen drei Standorten geprüften Sortiments lag im Durchschnitt bei 52 dt/ha.

Allerdings fielen 2021 die Weizenerträge auf den drei hessischen Standorten sehr unterschiedlich aus. Während vor allem in Frankenhausen bei Kassel sehr gute Erträge erzielt wurden, lag der durchschnittliche Ertrag am Standort in Gladbacherhof, aber auch in Alsfeld deutlich niedriger. Neben der Ertragsleistung der Sorten in bis zu drei Prüfjahren wird in der Folge auf deren wichtigste agronomischen Eigenschaften und den Rohproteingehalt eingegangen.

Die geprüften E-Weizen im Kurzporträt

Aristaro ist eine steinbrandresistente Sorte mit Ährenbegrannung aus biologisch-dynamischer Züchtung. Die Sorte ist sehr lang und kann bei entsprechender N-Versorgung unter Umständen ins Lager gehen. Aristaro erzielte im Mittel der drei Prüfjahre 2019 bis 2021 und Standorte Erträge, die zwar unter dem Mittel der Bezugsbasis lagen (92 Prozent), dafür aber hohe Rohproteingehalte. Die Jugendentwicklung und die Bodenbedeckung in Kombination mit der Pflanzenlänge lassen eine gute Unkrautunterdrückung erwarten. Die Sorte kann für den Anbau empfohlen werden.

Moschus ist eine sehr blattgesunde, mittellange, halmstabile Sorte, die sehr hohe Kornerträge (105 Prozent) drosch, bemerkenswert auch im Vergleich zu den beiden ebenfalls dreijährig geprüften A-Weizen Roderik und Essenz (jeweils 99 Prozent). Der Rohproteingehalt liegt 0,8 Prozentpunkte unter dem von Aristaro. Die sehr geringe Gelbrostanfälligkeit ist erfreulich. Wendelin hat ein gutes Ertragsniveau aufzuweisen und sehr erfreuliche Rohproteingehalte. Die recht lange, gesunde Sorte mit sehr geringer Anfälligkeit für Gelbrost kann ebenfalls für den Anbau empfohlen werden.

Trebelir ist eine biologisch-dynamische Züchtung der Getreidezüchtungsforschung Darzau. Sie wurde nun auf allen drei Standorten drei Jahre lang geprüft. Der Ertrag lag zwischen dem von Aristaro und Wendelin. Trebelir ist lang im Wuchs und recht blattgesund. Sie kann für den Anbau empfohlen werden. Thomaro ist für eine Sorte aus Ökozüchtung relativ kurz, aber dafür auch sehr halmstabil. Die Blattgesundheit überzeugt, besonders erfreulich ist die sehr geringe Anfälligkeit für Gelbrost. Der Ertrag war auf dem Niveau von Trebelir, der Rohproteingehalt identisch.

 – LW 37/2021