Zwischen Investitionszwängen und Bau- und Umweltgesetzen

VLF-Agrarfinanztagung in Limburg

In Linter fand vorletzte Woche eine Agrar-Finanztagung des VLF im Nassauer Land gemeinsam durchgeführt mit der Vereinigten Volksbank Limburg statt. Einen Vortrag über die „Regulierung der Banken in der Krise sowie nach der Krise. Wie trifft es regionale Banken und Kunden?“ hielt der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Volksbank Limburg, Klaus Merz. Michael Herdt aus Büdingen sprach über das Thema „Mit den richtigen Investitionen in die Zukunft.“

Diplom Agraringenieur Michael Herdt (links) und der Limburger Volksbank-vor­standsvorsitzende, Klaus Merz (rechts), standen den Mitgliedern des Vereins „Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen im Nassauer Land“ mit ihrem Vorsitzenden Bernhard Höhler (2. v. l.) und Geschäftsführer Jürgen Dexheimer (2. v. r.) Rede und Antwort.

Foto: Dieter Fluck

„In Deutschland gibt es in den Bereichen der Tierhaltung einen Investitionsstau. Es geht nicht ohne Neubauten in größerer Zahl, wobei es regionale Unterschiede gibt. Neue Gebäude werden notwendig, um Nutztiere artgerecht halten und den steigenden Anforderungen an den Umweltschutz gerecht werden zu können. Schließlich geht es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Landwirte und um ökonomische Zwänge im Wettbewerb.“

Über Planung, Genehmigung, Immission und Gutachten

Mit diesen Erkenntnissen wandte sich Michael Herdt an über 60 Landwirte aus der Region. Der Verein Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen im Nassauer Land (VLF) hatte den Diplom Agraringenieur aus Büdingen eingeladen, um Denkanstöße und Tipps zu richtigen In­vestitionen in die Zukunft zu erhalten. Als selbständiger beratender Ingenieur gilt er als ausgewiesener Fachmann von der Pla­nung über Genehmigungsverfahren bis hin zu Immissionsprognosen und Gutachten. Herdt ließ keinen Zweifel an der zeitgemäßen Strategie, dass die Effizienz der Produktion immer besser werden muss, wenn der Einzelne mittelfristig nicht auf der Strecke bleiben will. „Effizienzsteigerungen setzen dort ein, wo die größten Effekte erwartet werden können und zwar auf der Leistungs- und der Kostenseite“, sagte er.

Im Interesse des Tierwohls muss teurer gebaut werden

Im Interesse des Tierwohls müsse teurer gebaut werden. 2010/11 habe der landwirtschaftliche Bereich eine hohe Investition erlebt, „wie sie noch nie da war“. Grund seien die vielen Biogasanlagen gewesen. Kommerzielle Tierhaltung bewege sich heute in einem Nachhaltigkeitsdreieck zwischen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlicher Akzeptanz. „Wir haben es in den zurückliegenden Jahren nicht verstanden, die Menschen mit dem, was wir machen, mitzunehmen“, sagte Herdt. Die moderne Tierhaltung vollziehe sich aber auch in einer Zwangsjacke von Bau- und Umweltgesetzen. Herdt hatte beispielhaft 15 Gesetze und Verordnungen als eine „kleine Auswahl“ aufgelistet – vom Landschaftsplan und dem Naturschutzrecht über jede Menge FFH-Gebiete, Immissions- und Brandschutz, Wassergesetze, Abfallrecht und so weiter. „Teilweise wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, sagte Herdt und fügte hinzu: „Es wird immer schwerer, Tierhaltungsanlagen zu errichten. In Mecklenburg gibt es kaum noch Chancen, größere Ställe zu bauen.“

Abläufe in Hessen sind vergleichsweise gut

Einwender gegen geplante Anlagen zur Tierhaltung agierten auf einem sehr hohen Wissensniveau und seien professionell vorbereitet. Gerade bei Genehmigungen an neuen Standorten gebe es teilweise erhebliche Widerstände durch die Bevölkerung und teils Bedenken von Behördenseite. Änderungsgenehmigungen und Erweiterungen an vorhandenen Standorten gestalteten sich eher unproblematisch. Allerdings funktioniere das System in Hessen richtig gut. „Über diese Genehmigungsbehörden braucht man sich nicht zu beschweren; die arbeiten richtig professionell“, lobte der Experte.

Für den Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Volksbank Limburg, Klaus Merz, sind 80 bis 90 Prozent der Landwirte „sachwertlastig“. Sie sollten in der gegenwärtigen Zeit der Niedrigzinsen einen Teil des Vermögens dauerhaft in Aktienfonds investieren, um langfristig Vermögen aufzubauen. Diese Anlage sei angesichts der aktuellen Zinssituation empfehlenswert. Merz: „Ich glaube an ein gutes Jahr 2014. Die Verbraucher haben viel Vertrauen in die Wirtschaft. Die Weltwirtschaft wird sich in diesem Jahr weiter beschleunigen.“

Fluck – LW 11/2014