Der Mais und das Klima
Da wurde der Mais über Jahrzehnte züchterisch an unser Klima angepasst, sodass er heute bis in Mittelgebirgslagen angebaut werden kann, und jetzt gleicht sich das Klima in Deutschland allmählich seiner geographischen Heimat in Mittelamerika an. Diese Klimaveränderung bringt Folgen mit sich, an die man sicherlich nicht zuerst denken würde.
Beispielsweise hat sich die bivoltine Maiszünslerrasse, die zwei Generationen pro Jahr hervorbringen kann, im extrem warmen Februar derart schnell entwickelt, dass die früh ausfliegenden Weibchen teilweise noch gar keine Maispflanzen zur Eiablage vorfinden. Das könnte einerseits der univoltinen Maiszünslerrasse einen Vorteil verschaffen, anderseits müssen bivoltine Weibchen auf andere Pflanzen ausweichen.Das wiederum könnte zu einer Anpassung und einem Befall anderer Kulturen führen, wie wir es zuletzt bei der Schilfglasflügelzikade gesehen haben. Diese sind von Zuckerrüben ausgehend auf den Geschmack von Kartoffeln gekommen, wo sie jetzt erhebliche Schäden anrichten. Mehr zum Thema Maiszünsler und seiner Bekämpfung finden Sie in dieser Ausgabe ab Seite 9.
Was das Schaderreger-Aufkommen im Klimawandel betrifft, so muss man feststellen, dass durch die fortschreitende Erwärmung immer öfter die eingeschleppten Organismen hierzulande gute Überlebensbedingungen vorfinden, was durch das Fehlen natürlicher Feinde noch begünstigt wird. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist der Maiswurzelbohrer.
Und weitere Neuankömmlinge stehen schon in den Startlöchern: Maisanbauer werden sich in den nächsten Jahren vermutlich auch mit Maßnahmen gegen den Japankäfer, den Orientalischen Käfer und den Argentinischen Stängelrüssler beschäftigen müssen. Gleiches gilt für Falterarten wie den Heerwurm. Informationen zu teils meldepflichtigen neuen Schadorganismen nicht nur im Maisanbau finden sich ab Seite 11.
Eines zeigt sich immer deutlicher: Die spürbaren Klimaveränderungen erfordern neue Strategien zur Bekämpfung und müssen laufend überprüft und angepasst werden.
Karsten Becker – LW 21/2024