Die Bedeutung der Versorgungssicherheit

Durch das Festhalten an der Corona-Eindämmungsstrategie werden die Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit und in der Geschäftstätigkeit – die jetzt etwas gelockert wurden – in Deutschland noch Monate andauern. Erst wenn eine Impfung oder ein Medikament zur Verfügung stehen, können wieder normale Verhältnisse eintreten. In der Landwirtschaft sind die Betriebe unterdessen je nach Sparte sehr unterschiedlich betroffen. Im aktuellen Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbandes gaben 11 Prozent der Landwirte an, in ihrem Tun eingeschränkt zu sein. Extrem belastet sind die Anbieter und Betreiber von Urlaub auf dem Bauernhof, Bauerhofcafés und Straußwirtschaften. Hier muss es ebenso wie für die Gastronomie Lösungen geben, wenn Hygienemaßnahmen gewährleistet werden. Die Sonderkulturbetriebe haben durch das beharrliche Wirken von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und des Bauernverbandes Luft mit dem zugelassenen Kontingent an Saisonarbeitskräften aus Osteuropa bekommen, gleichwohl haben sie einen enormen Zusatzaufwand bei der Abwicklung. Erzeuger von Milch oder Schlachttieren werden weiterhin mehr oder weniger die veränderten Handelsströme zu spüren bekommen, wie etwa den weiter anhaltenden Wegfall der Gemeinschaftsverpflegung, von Grillveranstaltungen oder aber den schwierigen Export nach Südeuropa. Gut läuft unterdessen der Absatz von Nahrungsmitteln im Lebensmitteleinzelhandel.

In der Corona-Krise hat die heimische Landwirtschaft an Wertschätzung gewonnen. Viele Menschen haben erkannt, welche Sicherheit eine eigene Erzeugung von Lebensmitteln bietet, die nicht über Grenzen geschafft werden müssen. Die staatlich anerkannte Systemrelevanz der Landwirtschaft bestätigt dies. In vielen europäischen Ländern beobachtet man das Gleiche. Diese Wertschätzung könnte bei den Verhandlungen über die Gemeinsame Agrarpolitik und insbesondere über den EU-Finanzrahmen helfen. Denn hier konkurriert die Landwirtschaft mit neuen EU-Politikfeldern. Der Bauernverband hat vorausschauend in dieser Woche die Aktion „wir machen weiter“ initiiert, um die Bedeutung der Versorgungssicherheit zu unterstreichen.

Cornelius Mohr – LW 17/2020