Ist das Ertragsniveau zu halten?

Die heißen und trockenen Sommer in Deutschland scheinen sich zu verstetigen, wie die Land- und Forstwirte leidvoll erfahren und wie es letzte Woche der Deutsche Wetterdienst auch zum Ausdruck brachte. Dass in diesem Jahr dennoch durchschnittliche bis gute Wintergetreide- und Winterrapsernten eingefahren wurden, lag an der Ausnutzung der Winterniederschläge und an dem Regen im Frühjahr. Das Wasser hat gerade so ausgereicht. Da sich kaum ausreichende Reserven bilden, leben die Ackerkulturen von der Hand in den Mund. Bei den Sommerkulturen wurde das Wasser in den vergangenen Jahren (abgesehen von 2021) schon regelmäßig knapp. Für die Herbstkulturen Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais sieht es in diesem Jahr ganz schlecht aus. Hier wird es beträchtliche Mindererträge geben. Große Sorgen bereitet auch das Grünland, das besonders in Hessen und Rheinland-Pfalz, die derzeit trockensten Bundesländer, nur noch eine braune Fläche bildet. Futter für das Vieh wird sehr knapp.

Eine Verstetigung dieser Tendenz bedeutet, dass die Produktivität der landwirtschaftlichen Flächen insgesamt zurückgeht. DBV-Präsident Rukwied sagte kürzlich bei der Erntepressekonferenz, dass zu befürchten stehe, dass die Landwirtschaft zukünftig nicht mehr das Ertragsniveau der neunziger Jahre erreichen könne. Auch ackerbauliche Maßnahmen oder besonders wassereffiziente Pflanzenarten oder -Sorten werden daran nicht viel ändern.

Für den Wald gilt das Gleiche. Er hat in den vergangenen Trockenjahren schon hohe Schäden erleiden müssen, durch diesen Sommer werden viele Flächen mit abgestorbenen und geschädigten Bäumen hinzukommen. Auch im Wald werden die Erträge pro Flächeneinheit künftig geringer sein.

Die landwirtschaftlichen Verluste durch den Klimawandel kommen zu den ohnehin knapper werdenden Agrargütern durch die wachsende Weltbevölkerung und der Verknappung der verfügbaren Flächen hinzu. Dass Brüssel und Berlin dessen ungeachtet weiter auf Extensivierung und Stilllegung setzen, ist mit Blick auf die Versorgungssicherheit und Verantwortung nicht nur für die eigene Bevölkerung mehr als irritierend. Für die Bewirtschafter bedeuten die Maßnahmen weitere wirtschaftliche Schäden und einen Vertrauensverlust in die Politik.

Cornelius Mohr – LW 36/2022