Der mündige Verbraucher ist gefragt
Mit einem klaren Votum haben sich die Abgeordneten des Europaparlaments dafür ausgesprochen, dass Begriffe wie Steak, Schnitzel und Wurst nur tierischen Produkten vorbehalten sein sollen. Begründet wird dies von der Initiatorin, der konservativen französischen Abgeordneten Céline Imart, mit einem echten Verwechslungsrisiko. Es gehe um Transparenz und Klarheit für die Verbraucher und um Anerkennung der Arbeit „unserer Landwirte“. In der Tat gibt es Produkte, bei denen der Kunde zunächst davon ausgeht, dass es sich um eine Form von herkömmlicher Wurst handelt und erst auf den zweiten Blick oder nach dem ersten Bissen erkennt, dass es ein undeutlich gekennzeichnetes vegetarisches Produkt ist. Diese Erfahrung oder auch Enttäuschung macht und erlebt der Verbraucher meist nur einmal. Es gibt aber vielfach klar bezeichnete Produkte wie beispielsweise veganes oder Soja-Schnitzel. Vom Verbraucher sollte man erwarten, dass er in der Lage ist, eine bewusste Entscheidung für ein veganes, vegetarisches oder tierisches Produkt zu treffen, wenn dies auf der Packung klar beschrieben wird.
Die Bezeichnungen Schnitzel, Wurst oder Burger wecken Vorstellungen von Schmackhaftigkeit, Saftigkeit und Sättigung. Deshalb werden sie von den Herstellern von pflanzlichen Produkten genutzt. Die beschriebenen Attribute werden dabei aber oft nicht erreicht. Ärgerlich für die Landwirtschaft ist es noch mehr, wenn bei der Werbung der Eindruck geweckt wird, dass die pflanzlichen, meist hochverarbeiteten Produkte die gesünderen oder nachhaltigeren sind. Das würde sich aber auch mit einer Bezeichnung als Sojakringel oder -bratling nicht ändern.
Die ambitionierte Abgeordnete Imart, die selbst von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt, hatte den Antrag mit dem Gesetzespaket zur Stärkung der Landwirte in der Lieferkette, bei denen es auch um die Artikel 148 und 168 der GMO ging, eingebracht und hatte damit ein großes Medienecho erzielt. Dass sie mit dem Verbot von solchen Begriffen für pflanzliche Produkte den Landwirten mehr Anerkennung verschafft, ist sehr hoch gegriffen. Mehr in der Tasche haben sie dadurch kaum.
Cornelius Mohr – LW 42/2025