Neue Partner, neue Handelsströme

Eine Woche nach der Verkündung der Strafzölle durch Präsident Donald Trump wächst auch in den USA die Furcht, dass sich Amerika, neben allen anderen Ländern, selbst schadet und in eine wirtschaftliche Rezession geraten könnte. Lieferketten werden unterbrochen, Arbeitsplätze gefährdet, Artikel des täglichen Lebens teurer und Kapitalanleger, darunter auch Rentner, erleiden binnen weniger Tage hohe Verluste. Absetzbewegungen bisheriger Anhänger Trumps werden deutlich. Auch die exportorientierte amerikanische Landwirtschaft hält nichts von den hohen Einfuhrzöllen. Wenn China und andere Staaten jetzt hohe Gegenzölle verhängen, schadet ihnen das.

In der EU und besonders in Deutschland sind zunächst hauptsächlich die Autoindustrie, der Maschinenbau und die Pharmabranche mit hohem Absatzanteil in den USA von den US-Strafzöllen betroffen. Die EU-Landwirtschaft wird dagegen bislang kaum tangiert. Insgesamt hat Europa bei Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln gegenüber den USA ein Handelsbilanzdefizit. Bei Gegenzöllen der EU würden Futtermittel teurer, die bislang vielfach aus US-Soja und Mais hergestellt werden. Stark betroffen ist allerdings der Weinexport. Die europäischen Weine werden in den USA nicht nur durch die 20-prozentige Zusatzabgabe teurer, auch der Preisabstand zur Konkurrenz aus Chile und Argentinien, die nur mit 10 Prozent Strafzoll belegt wird, steigt an.

Die EU-Landwirtschaft wird sich darauf einstellen, dass Handelsströme in andere Richtungen gehen und neue Geschäftsbeziehungen entstehen. So wird der Druck, das ausgehandelte Abkommen mit den Mercosur-Staaten Südamerikas umzusetzen, noch stärker. Selbst in Österreich, neben Frankreich Hauptgegner des Abkommens, setzen sich wichtige Politiker mittlerweile dafür ein. Länder wie Kanada, Australien, Malaysia, Mexiko und die Länder Zentralasiens, zu denen eine (engere) Partnerschaft gesucht wird, sind ebenso wie die Mercosurstaaten Agrarländer. Spannend wird sein, wie die EU mit ihren (über- ) hohen Umwelt-, Klima- und Sozialstandards umgeht, die sie von ihren Partnern verlangt, an denen aber bisherige Abkommen oft gescheitert sind, und die dafür gesorgt haben, dass die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft leidet.

Cornelius Mohr – LW 15/2025