Erdbeeranbau wird immer professioneller

Endlich ist Erdbeerzeit. Bei der ersten heimischen Frucht nach dem Winter ist die Verlockung groß und nicht selten wird die Erdbeersaison mit einem Besuch auf dem Erdbeerfeld zum Selbstpflücken verbunden. Im Coronajahr 2020 haben dieses Erlebnis viele Familien mit Kindern neu entdeckt.

Aktuell stammen die ersten süßen Früchte aus dem Folientunnel und werden mit den Spargeln verkauft. Der Anteil der Direktvermarktung ist bereits hoch und nahm mit Corona im vergangenen Jahr nochmals zu.

12 860 ha umfasst der Erdbeer­anbau in Deutschland, davon sind knapp 1 670 ha unter Folientunnel oder im Gewächshaus – Tendenz steigend. Die derzeitigen Preise von 6 Euro/kg spielen dem geschützten Anbau in die Karten. Erste Früchte können in vielen Jahren bereits ab Ende April geerntet werden, während das Freiland frühestens Ende Mai, in diesem Jahr bestimmt erst Mitte Juni folgt. Ein weiterer Vorteil des geschützten Anbaus liegt in der Reduktion des Pflanzenschutzes. So können die süßen Früchte ohne Fungizide kultiviert werden, da Wasser und Nährstoffe über Tröpfchenbewässerung direkt an die Wurzeln abgegeben werden. Grauschimmelfäule an den Früchten gehört bei richtiger Kulturführung der Vergangenheit an.

Meist werden die Erdbeerpflanzen im Tunnel nicht einfach auf den flachen Boden gepflanzt, sondern in Dämmen kultiviert, die mit Folie überzogen werden, damit die Früchte keinen Bodenkontakt mehr haben. Auch dies eine Maßnahme, die der Grauschimmelfäule entgegenwirkt. Wer eine deutlich höhere Pflückleistung anstrebt, der baut Stellagen. Die Saisonarbeitskräfte und die Früchte sind von jeglichen Witterungseinflüssen geschützt, was zudem die Fruchtqualität steigert.

Eine Investition in einen rund 200 m langen Folientunnel bei 9 m Breite startet bei 10 bis 15 Euro/m2 noch ohne Innenleben wie Bewässerung, Nährstoffversorgung, Dämme oder Stellage. Mit 203 ha geschütztem Erdbeeranbau im Jahr 2020 in Hessen und 81 ha in Rheinland-Pfalz zeigt sich, dass die Betriebe den geschützten Anbau annehmen. Doch jeder Betrieb muss sich fragen, ob die hochwertigen Früchte und die Plastikfolie zu seinen Kunden passen.

Elke Setzepfand – LW 20/2021