Ferkelproduktion wird aus dem Land getrieben

Viel Arbeit im Betrieb bei zu geringen Erlösen kennzeichnen die Ferkelerzeugung der letzten Jahrzehnte. Auflagen, die Investitionen verteuern, kamen hinzu, wie die Gruppenhaltung tragender Sauen. Besonders Erzeuger in Regionen mit kleineren Beständen wie Hessen und Rheinland-Pfalz gaben auf. Immer mehr Ferkel werden aus Dänemark und den Niederlanden importiert, wo sie wegen deutlich größerer Bestände zu geringeren Kosten erzeugt und größere Partien geliefert werden können. Aktuell stammen laut QS 20 Prozent der in Deutschland gemästeten Ferkel aus dem angrenzenden europäischen Ausland.

QS hat klargestellt, dass ausländische Systempartner bezüglich der Ferkelkastration vergleichbare, aber nicht identische Anforderungen erfüllen müssen. Das heißt, die in Dänemark mit Lokalanästhesie und den Niederlanden mit CO2 betäubten Ferkel dürfen an deutsche QS-Mastbetriebe geliefert werden. Vor allem die Lokalanästhesie verursacht aber mit 1,70 Euro/Ferkel geringere Kosten als die von vielen deutschen Ferkelerzeugern künftig verwendete Isofluran- (3 Euro) oder Injektionsnarkose (5 Euro). Damit entstehen hiesigen Erzeugern weitere Wettbewerbsnachteile.

Deutliche Kritik kommt vom Deutschen Bauernverband: Er hält es für „nicht vermittelbar“, dass Betäubungsverfahren, die hierzulande nicht zulässig sind, über Lieferungen von Tieren aus anderen Mitgliedstaaten ihren Weg in die deutschen Fleisch­theken finden. Es müsse eine QS-systemweit gültige Liste geben, die den Ansprüchen des deutschen Tierschutzrechts genüge. Konkret könnte das bedeuten, dass Dänen und Niederländer für nach Deutschland exportierte Ferkel die hier zugelassenen Methoden verwenden müssten. Ferkelerzeuger halten dies für die richtige Forderung, Mäster nicht, denn es könnte zu höheren Ferkelpreisen oder ausbleibenden Lieferungen führen. Die Situation ist vertrackt: QS kann man kaum einen Vorwurf machen, es sind die politischen Entscheider in Deutschland, die das Ziel vermeintlich vorbildlicher Tierschutzstandards verfolgen, dabei aber nicht sehen, dass die eigene Erzeugung immer weiter aus dem Land getrieben wird. Was wir brauchen, sind EU-einheitliche Produktionsstandards.

Marion Adams – LW 33/2020