Getreide im Hitze- und Trockenstress

Auch diese Getreidesaison steht wieder unter dem Eindruck von Trockenheit und Hitze. Die Erträge der weitgehend geernteten Wintergerste schwanken sehr stark je nach Bodengüte des Standorts und je nach Niederschlag, der im Frühsommer regional bis lokal begrenzt war. Von den Lössstandorten werden zum Teil sehr gute Erträge gemeldet. Die Niederschläge, die es reichlich im März und April gab, haben für das Getreide offenbar gerade so ausgereicht. Im Gegensatz zu dem schon im Frühjahr sehr trockenen Vorjahr gab es in diesem Jahr einen spürbaren Krankheitsdruck beim Getreide. Wie Pflanzenbauberater berichten, wurde in den Sortenversuchen bei der Wintergerste ein starker Ertragsunter-

schied zwischen den behandelten und unbehandelten Beständen registriert.

Einen Unterschied gab es auch in der Anpassung der Getreidepflanzen. Bei der durchgängigen Trockenheit im vergangenen Jahr mussten die Wurzeln sehr in die Tiefe wachsen. Deshalb waren die Getreideerträge im vergangenen Trockenjahr auch gut. Im nassen Frühjahr 2023 mussten sich die Wurzeln nicht stark ausbilden, was ihnen in der Trockenphase zum Nachteil gereichte.

Neben der Trockenheit ist die Hitze ein Problem. Bei 35 Grad ist Schluss mit der Kornfüllung beim Weizen, was in manchen Regionen wohl erreicht wurde. Im Vorteil sind hier frühe Weizensorten. Hierin liegt ein Schwerpunkt der Züchtung. Gefragt sind für die Wasseraneignung ein langes Wurzelsystem, das mit einer insgesamt längeren Pflanze einhergeht. Um die Winterfeuchtigkeit besser auszunutzen, wird früher gesät, was allerdings Nachteile im Hinblick auf Krankheiten und der Gräserproblematik hat.

Das Wetter hat auch die Düngung beeinflusst. Wenn die dritte N-Gabe zu spät kam, konnte sie zum Teil wegen der Trockenheit nicht komplett verwertet werden. Während man beim Wintergetreide mit den passenden Sorten und einer angepassten Aussaat noch an Schrauben drehen kann, machen die trockenen und heißen Sommer den Anbau von Sommerungen und den Futterbau immer schwieriger.

Cornelius Mohr – LW 28/2023