Herausforderungen des Zuckerrübenanbaus

Im heimischen Zuckerrübenanbau manifestieren sich derzeit mehr noch als bei anderen Ackerkulturen die aktuellen globalen Herausforderungen: Der Klimawandel, der in langen Hitze- und Dürreperioden im Sommer zum Ausdruck kommt, betrifft die Rübe als Herbstkultur besonders stark. Der derzeit hohe Zuckergehalt der Rüben wird den in diesem Jahr zu erwartenden Minderertrag wohl kaum ausgleichen können. Mit der Erderwärmung treten außerdem neue Schädlinge in unseren Breiten auf. Die Schilf-Glasflügelzikade beispielsweise überträgt die gefährliche Bakteriose SBR, die den Zuckergehalt vermindert. Den Krankheiten und Schädlingen stehen Verbote wirksamer Pflanzenschutzmittel, insbesondere bei Beizen, und die politische Idee gegenüber, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu halbieren. Die aktuell größte Herausforderung ist die Gasknappheit, die auf eine energieintensive Verarbeitung der Zuckerrüben trifft.

Doch die Zuckerwirtschaft hat schon viele Herausforderungen bewältigt. Trotz der Gasknappheit werden alle Rüben verarbeitet werden, wie die Südzucker jetzt versicherte. Das geschieht durch den Rückgriff auf Öl und Kohle in einigen Verarbeitungsstätten und gegebenenfalls durch die Umleitung innerhalb der Zuckerfabriken des Konzerns. Das Kartellamt ermöglicht sogar die Verarbeitung der Rüben in konkurrierenden Unternehmen. Die Züchterhäuser entwickeln unterdessen weiter resistente Sorten gegen Blattkrankheiten und Schädlinge. Auch für Sorten, die gegenüber der Glasflügelzikade besser dastehen, gibt es Hoffnung. Das NIKIZ-Projekt der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer im Verbund mit anderen Organisationen ist zudem dabei, durch die Vernetzung von Forschung Prognosemodelle, Bekämpfungsschwellen, Sortenwahl und so fort weiter zu verbessern.

Man kann nur hoffen, dass sich diese Dürre nicht so schnell wiederholt. In diesem Jahr werden die Mindererträge durch die stark gestiegenen Zuckerpreise mindestens zum Teil ausgeglichen. Das ist wichtig, um die Zuckerrübenanbauer in der Region bei der Stange zu halten. Denn nur mit ihnen kann eine leistungsfähige Zuckerwirtschaft hierzulande bestehen bleiben.

Cornelius Mohr – LW 37/2022