Inflationsbremse Bio

Die Biofach, die in diesen Tagen in Nürnberg stattfindet, schaut auf ein schwieriges Jahr für biologisch erzeugte Lebensmittel zurück. Durch Inflation und stark gestiegene Ausgaben, insbesondere für Energie und Mobilität, war 2022 durch eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher geprägt. Die Branche insgesamt, ein Großteil der Biolebensmittel wird ja mittlerweile im klassischen Lebensmitteleinzelhandel und von Discountern vermarktet, verzeichnet laut Branchenverband BÖLW einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent gegenüber 2021.

Die Bioläden und Ökosupermärkte haben 2022 dagegen einen deutlicheren Umsatzdämpfer von rund 12 Prozent erlitten. Auch von direktvermarktenden Biolandwirten hört man von spürbaren Umsatzeinbußen. Dass der BÖLW in seiner Jahresbilanz anlässlich der Messe titelt: „Verbraucher setzen auf Bio“ ist deshalb etwas beschönigend. Zwar hat der Umsatz der Branche im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Zuwachsraten in der Pandemie mit 15,3 Mrd. Euro 25 Prozent über dem Vor-Corona-Jahr 2019 gelegen. Doch der Anstieg dürfte zum Großteil preisbedingt und nicht mengenbedingt sein aufgrund der gerade im letzten Jahr stark gestiegenen Inflation. Bedenklich erscheint aber, dass doch wieder der Preis für die Kaufentscheidung ausschlaggebend ist, sodass man sich fragen muss, wie nachhaltig eine Kauforientierung für Bio ist.

Unterdessen sind die Erzeugerpreise für Bioprodukte nicht im gleichen Maße wie für konventionell erzeugte Produkte gestiegen. Das krasseste Beispiel ist die Milch. Das ist bitter für die Biobauern, die ihre Milch mit noch höherem Aufwand produzieren. Bioland-Präsident Jan Plagge hat jetzt in einem Interview „Bio“ als Inflationsbremse bezeichnet. Der Preisabstand zwischen Bio und Nicht-Bio habe sich 2022 verringert, da Bio die Preise stabiler halten könne. Das mag schön für die Verbraucher sein. Für die Bioerzeuger ist das enttäuschend. Angesichts des Drucks auf dem Markt sind die Appelle der Biofunktionäre an die Politik zu verstehen, die eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Biolebensmittel fordern oder deren konsequentere Durchsetzung in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung.

Cornelius Mohr – LW 7/2023