Rin in die Kartoffeln

Die gute Nachricht zuerst: mit Zorvec Endavia und Propulse kommen zwei neue Fungizide zur Anwendung in Kartoffeln auf den Markt. Jetzt die schlechte: Die Zulassung für mancozebhaltige Mittel wird nicht verlängert; die Aufbrauchfrist endet am 4. Januar 2022. Betroffen davon sind immerhin 29 Produkte.

Gleiches gilt bei Insektiziden: Der Wirkstoff Acetamiprid ist das einzige noch zugelassene Neonicotinoid, und die damit ausgestatteten Mittel (zum Beispiel Mos­pilan, Danjiri) verlieren ihre Zulassung Anfang 2022. Auch das Ende von Pirimor und Bulldock steht bevor. Allerdings lautet auch hier die (vorerst) gute Nachricht: Es stehen noch fünf verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung, um eine wirksame Resistenzstrategie zu fahren.

Allgemein verfestigt sich leider die Tendenz, dass neuzugelassene Mittel nur über geringere Wirkungsgrade verfügen. Hinzu kommt in der Regel ein kleineres Einsatzfenster, was Temperatur und Feuchtigkeit betrifft, ebenso ist die Wirkungsdauer oft eingeschränkt. All das führt zu dem Schluss, dass diese Mittel exakt terminiert werden müssen, um den Zielorganismus in seinem empfindlichsten Entwicklungsstadium zu treffen. Ebenso müssen die Einsatzbedingungen hinsichtlich der Witterung stimmen und nicht zuletzt muss die Befahrbarkeit der Flächen gegeben sein.

Leider halten sich die Schädlinge meist nicht daran, während der idealen Witterungsverhältnisse ihren Flughöhepunkt oder das empfindlichste Larvenstadium zu erreichen, so dass künftig immer öfter mit Minderwirkungen zu rechnen sein wird.

Um Krankheiten und Schädlinge weiterhin effektiv zu reduzieren, gewinnen daher Faktoren wie Fruchtfolgegestaltung und Sorteneigenschaften an Bedeutung. Vor allem aber rückt das Resistenzmanagement weiter in den Fokus, um die zur Verfügung stehenden Mittel in ihrer Wirksamkeit möglichst lange zu erhalten. Dazu müssen aber genügend Mittel aus verschiedenen Wirkstoffklassen zur Verfügung stehen. Dieser Zusammenhang muss in der öffentlichen Diskussion um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer deutlich betont werden. Mehr zum Thema Pflanzenschutz im Kartoffelanbau in dieser Ausgabe ab Seite 14.

Karsten Becker – LW 21/2021