Ringen um den Sommerboten Erdbeere
Die Regentage sind vorüber, „zum Glück“, sagen die Erdbeerbauern und haben noch das vergangene Jahr in Erinnerung, in dem die Freilandernte großteils ins Wasser fiel. Mit 120 452 t ging das Jahr 2024 als kleinste Ernte Deutschlands seit 26 Jahren in die Geschichte ein. Davon wurden ein Drittel im geschützten Anbau geerntet und zwei Drittel im Freiland. Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus den Jahren 2015 bis 2024 zeigen, dass die Anbaufläche um knapp 30 Prozent zurückging und dass seit dem Jahr 2021 die Freilandernte unter 100 000 t liegt, während der geschützte Anbau steigt.
Das ist kein Wunder. Denn unter den geänderten klimatischen Bedingungen ist es für die Erdbeerbauern leichter, den Anbau unter Folie zu kontrollieren. Sie können damit ökologischer produzieren, da sie Fungizide einsparen. Zudem produzieren sie effizienter, indem sie Hochdämme oder gleich Stellagen in die Folientunnel stellen. So konnten im vergangenen Jahr durchschnittlich deutschlandweit im geschützten Anbau 20,41 t/ha geerntet werden, im Freiland waren es 9,27 t/ha. Die Effizienz im Tunnel zeigt sich damit auch in einer schnelleren und ergonomisch leichteren Ernte. Auch werden hier zunehmend Erdbeeren angebaut, die nach der Hauptblüte eine zweite Blüte bilden, sogenannte Remontierer. Sie erlauben eine Ernte bis in den Herbst.
Mit Blick auf fehlende Arbeitskräfte und die Diskussion um die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro, die mit dem Regierungswechsel nicht vom Tisch ist, ist die Verbesserung der Arbeitseffizienz eine Stellschraube. Doch die Investitionskosten für Folientunnel, die Stellagen mit Wasser- und Nährstoffversorgung sowie die besonderen Züchtungen sind hoch. Außerdem legt sich der Unternehmer damit auf Jahre fest. Im Freilandanbau kann er gegebenenfalls schnell auf eine andere Kultur schwenken.
In den Jahren 2023 und 2024 lag der Selbstversorgungsgrad Deutschlands bei Erdbeeren laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft noch bei 41 Prozent. Bei weiter steigenden Arbeitskosten und der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der ausländischen Konkurrenz kann diese Rate weiter sinken. Dann wird sich zeigen, wieviel den Verbrauchern die ersten heimischen Früchte aus der Region wert sind.
Elke Setzepfand – LW 24/2025