Spargelbauern reduzieren die Anbaufläche

Vergangenen Freitag endete mit dem Johannistag, dem 24. Juni, die Spargelsaison 2022. Fast vier Monate konnten die Landwirte dank der Folien-Ver­frühungssysteme ernten. Die Saisonarbeitskräfte konnten problemlos einreisen – Corona spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Spargelbauern erwarteten nach dem niederschlagsreichen Vorjahr eine gute Saison mit guten Qualitäten.

Doch es kam anders. Vor fünf Monaten startete der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine. Seitdem hat sich vieles geändert: Lieferketten sind unterbrochen, die Energiekosten explodieren und mit ihnen die Preise für zahlreiche Lebensmittel. Die gestiegenen Lebensmittelpreise sind an sich nichts Schlechtes, seit Jahren fordern das die Landwirte.

Nur leider bringen die Preissteigerungen keine Entlastung auf den Höfen, da das Geld zwischen den Fingern zerrinnt, weil sich Treibstoffe, Maschinenkosten, Düngemittel oder Viehfutter enorm verteuert haben. Die Inflation ist nicht nur auf den Höfen der Landwirte, sondern auch in jedem Haushalt zu spüren. Die logische Konsequenz: Erst einmal sparen, das Geld zusammenhalten, um keine böse Überraschung zu erleben. Genau diese Überlegung haben kurz nach dem Kriegsausbruch viele Bürger vollzogen und sich daher weniger frischen Spargel gegönnt.

Viele Betriebe reagierten schnell, nahmen Flächen aus der Produktion, hörten teils früher auf zu stechen und schickten Erntehelfer früher nach Hause, um die Lohnkosten zu senken.

Obwohl die Gastronomie wieder mehr Spargel abnahm als in den coronageprägten Vorjahren, konnte sie das Defizit nicht ausgleichen. Noch dazu hat der Lebensmitteleinzelhandel lange günstigen Spargel aus dem Ausland in den Regalen gehalten. Woraufhin die Anbauer dem LEH jetzt Lippenbekenntnisse zur Regionalität vorwerfen. Erst Pfingsten brachte eine Besserung, als die Verbraucher sich doch noch heimischen Spargel gönnten. Die Betriebe sind ernüchtert, viele reduzieren ihre Anbaufläche und hoffen auf die nächste Saison. Mehrere solche Jahre sind nicht zu verkraften.

Elke Setzepfand – LW 26/2022