Zeit der Einschränkungen

Die starken Einschränkungen im öffentlichen Leben, die aufgrund der Corona-Pandemie in Deutschland und anderen europäischen Ländern umgesetzt werden, stellen auch die Landwirtschaft in vielfacher Hinsicht vor Herausforderungen. Sehr konkret ist die Sorge der Sonderkulturbetriebe angesichts der immer höheren Grenzbarrieren, dass genügend Saisonarbeitskräfte beispielsweise für die Bestellung der Spargel- und Erdbeerfelder und für die Ernte zur Verfügung stehen. Derzeit kommen sie – wenn sie nicht aus Angst vor einer Infektion zu Hause bleiben – als Berufspendler über die Grenze nach Deutschland. Dies muss weiter gewährleistet sein, weil Alternativen, und dies zeigten die vergangenen Jahre, nicht zur Verfügung stehen. Der Berufsstand kämpft hier für eine eindeutige Regelung zwischen den Ländern.

Ein Vorteil mag für viele Betriebe der Heimarbeitsplatz sein, in dem sich die Familie einigermaßen gut gegen Infektionen abschirmen kann. Werden Angestellte beschäftigt, gibt es aber auch hier organisatorische Fragen. Wie ist jederzeit die Betreuung des Viehs oder von Anlagen sichergestellt, wie lässt sich die Kinderbetreuung aufgrund der Schul- und Kitaschließung regeln oder die Lohnzahlung bei Einweisung von Mitarbeitern in Quarantäne.

Eine große Sorge betrifft aber vor allem die Vermarktung der Produkte, ohne die kein Einkommen erzielt werden kann. Die Milch wird aber auch von Betrieben abgeholt werden, auf der die Familie unter Quarantäne steht. Und auch die Viehhaltung insgesamt scheint in diesem Fall machbar. Zum Glück für die Direktvermarkter bleiben auch die Wochenmärkte geöffnet.

Dem einen oder anderen Verbraucher dürfte derweil angesichts der Hamsterkäufe klargeworden sein, dass das stetige und umfangreiche Angebot von Lebensmitteln in den Supermärkten nicht selbstverständlich ist. Er könnte sogar mit Blick auf die Verfügbarkeit den Vorteil einer regionalen Erzeugung erkennen.

Die Opfer, die jetzt jedem abverlangt werden, passen zur Fasten- oder Passionszeit. Ob die Einschränkungen allerdings Ostern vorbei sind, muss man bezweifeln.

Cornelius Mohr – LW 12/2020