Mit KI die heimische Produktion steigern?

Im Koalitionsvertrag der Parteien wird die Absicht erklärt, die Eigenversorgung mit Lebensmitteln in Deutschland zu steigern. Allerdings liegt der hiesige Selbstversorgungsgrad im Gemüsebau lediglich zwischen 20 und 30 Prozent – das ist der niedrigste Wert aller Kulturarten. Zu befürchten ist, dass dieser noch weiter sinken wird, denn viele Gemüsebauern werden in diesem Jahr rote Zahlen schreiben. Das ist zumindest vom Pfalzmarkt in Mutterstadt zu hören.

Die Erlöse sind derzeit ruinös – minus 20 Prozent über sämtliche Kulturen im Vergleich zum Vorjahr. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat daran einen großen Anteil. Dazu der stets steigende Mindestlohn, viele Betriebe geben auf. Teils weil sie keine Nachfolge haben, teils weil die Perspektive für kleine und mit­telständische Unternehmen fehlt. Innovative und hochpräzise Maschinen wie sie auf dem Gemüsebau-Feldtag in Schifferstadt vorgestellt wurden (siehe Schwerpunkt Gemüsebautechnik ab Seite 11) sind für viele schlichtweg zu teuer und nicht rentabel. Es braucht eine passende Betriebsgröße für den Einsatz – vierstellige Hektarzahlen werden vorausgesetzt. Junge Erzeuger denken darüber nach, sich zusammen zu schließen, um die neue Technik gemeinsam zu nutzen.

Bei alledem wurde der Anbau in den vergangenen Jahren immer schwieriger: Hohe Ernteverluste durch Wetterextreme, steigende Betriebsmittelkosten, ein mächtiger, unberechenbarer LEH, fehlende Pflanzenschutzmittel und eine reglementierte Bewässerungspolitik, sodass weniger produziert werden kann. Manche Gemüsebauern sind im aktuellen Jahr von der arbeitsintensiven Gemüsekultur zur extensiven Kartoffel geflüchtet, in der Hoffnung, gute Preise zu erzielen wie in den zwei Vorjahren. Doch diese Hoffnung wird nicht erfüllt. Es gibt so viele Kartoffeln wie lange nicht mehr – auch im Gemüsebau existiert ein Schweinezyklus.

Dennoch zeigt die neue Technik der Unkrautbekämpfung, dass dank Künstlicher Intelligenz (KI) der Pflanzenschutz weiter reduziert werden kann und dass die Tage, in denen die Saisonarbeitskräfte auf dem Feld Unkraut jäten, gezählt sind. Ob die KI auch hilft, die heimische Produktion zu steigern, bleibt allerdings fraglich.

Elke Setzepfand – LW 38/2025