Automatisierung bleibt ein Trend

Die Milchviehhaltung ist einer der Produktionszweige in der Landwirtschaft mit der höchsten Arbeitsbelastung: Viele Aufgaben müssen rund ums Jahr und zudem stark zeitgebunden erledigt werden – beispielsweise das Melken oder Füttern. Eine Möglichkeit die tägliche Arbeit zu verringern beziehungsweise flexibler in den Abläufen zu werden, ist die Automatisierung. Familienbetriebe die ohne Fremdarbeitskräfte auskommen wollen, stellen deshalb meist auf Roboter um, sobald der Melkstand in die Jahre gekommen ist: 2022 gab es in Hessen laut HVL-Bericht keinen Betrieb der ein konventionelles Melksystem neuinstalliert hat, aber 26 zusätzliche AMS. Auch das automatisierte Futteranschieben am Fressgitter und das Abschieben der Gülle in den Stallgängen ist mittlerweile schon fast zum Standard geworden.

Es muss aber nicht unbedingt ein Melk­roboter sein. Auch für größere Betriebe die mit Fremdarbeitskräften wirtschaften, gibt es Möglichkeiten zur Reduzierung des Arbeitsaufkommens: Moderne Melk­karussell-Anlagen warten mit einer immer größeren Bedienungs- und Reinigungsfreundlichkeit auf. Wir stellen einen 230-Kuh-Betrieb vor, der ein komplett freitragendes Außenmelkerkarussell eingebaut hat, mit dem die Arbeit in 1,5 Stunden je Melkzeit erledigt ist. In Arbeitsspitzen kann es auch von nur einer Person bedient werden (siehe Artikel im Schwerpunkt Automatisierung auf Seite 13). In diesem baden-württembergischen Betrieb wird die Fütterung der Milchkühe seit dem vergangenen Jahr außerdem von einem Fütterungsroboter erledigt. Diese Technik muss die Praxis in Hessen und Rheinland-Pfalz erst noch erobern, bislang ist sie in wenigen Betrieben im Einsatz. Die Erfahrungen des Milchviehhalters sind bislang positiv: es wird viel Zeit gespart und die Tiere werden noch bedarfsgerechter in vielen Fütterungszeiten über den Tag verteilt versorgt.

Zu den aufwändigen und anspruchsvollen Tätigkeiten zählt zudem die Kälberfütterung. Auch hier kann mit einem automatisierten Tränkesystem für Entlastung gesorgt werden. Was beim Einsatz zu beachten ist, lesen Sie ab Seite 16.

Marion Adams – LW 39/2023