Deutsche Weine – Lebensfreude in Flaschen

Die Lösung für die Absatzmisere wäre so einfach, wenn die Deutschen deutsche Weine trinken würden. Leider hat der heimische Wein nur noch einen Marktanteil von 41 Prozent nach Absatzmenge und 45 Prozent nach Umsatz. Während der Pandemie gab es ein kurzes Absatzhoch, aber dann haben deutsche Weingüter, Genossenschaften und Kellereien bis zu 35 Prozent ihrer Absatzmenge verloren. Nur rund 32 Prozent der Haushalte haben im ersten Quartal 2025 Wein gekauft.

An der Qualität kann es nicht liegen, die Jahrgänge sind gut wie selten. Neben unsäglichen Fake News, dass schon ein Schluck Wein schädlich wäre, wirkt auch elitäres Gehabe mancher Sommeliers abschreckend – zu kompliziert und in der Gastro oft zu teuer.

Die Lagerbestände steigen, das Überangebot erzeugt Preisdruck. Fasswein wird schon seit geraumer Zeit nicht mehr kostendeckend vermarktet. Als Folge zeichnet sich ein massiver Strukturwandel ab, mittlerweile in allen 13 Anbaugebieten, auch in Flachlagen. Die Reduktion der Rebflächen ist ein Weg, die Wertigkeit durch Knappheit zurückzugewinnen. Es besteht das Risiko, dass ausländische Weine noch stärker auf den Markt drängen.

Bei allen Problemen bieten Umbrüche aber auch unternehmerische Chancen. Betriebe, die effizient arbeiten und über mechanisierbare Flächen mit Rebsorten verfügen, die auch zukünftig noch marktfähig sind, haben gute Chancen zu bestehen. Eine vom Weinbauministerium Rheinland-Pfalz beauftragte Taskforce „Weinmarkt & Strategie“ liefert Impulse für die Branche. Die Umfrage bei Erzeugern, Kellereien und beim Handel zeigt erstaunlich übereinstimmende Einschätzungen. Alle Befragten, besonders Vertreter des Handels, prognostizieren eine Steigerung des Marktanteils deutscher Weine. Das macht Hoffnung und motiviert. Grundbedingungen seien Herkunftsprofilierung und Innovation, die Kunden unkompliziert ansprechen. Wein ist ein Genussmittel, Kulturgut – Lebensfreude in Flaschen. Weinfreunde sollten beim Kauf nicht mit Problemen der Branche konfrontiert werden, sondern mit positivem Schwung und bester Laune vom Einkauf nach Hause gehen.

Bettina Siée – LW 46/2025