Energie aus der Landwirtschaft
Das Streben nach möglichst schneller Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl wird zu einer vielfältigeren und kleinteiligeren Energiebeschaffung und -erzeugung in Deutschland führen. In Form von nichtfossilen, weitgehend klimaneutralen Energiestoffen trägt die Land- und Forstwirtschaft schon heute zur Minderung der Importabhängigkeit bei. Sehr präsentes Beispiel ist die bis zu siebenprozentige Kraftstoff-Beimischung von Biodiesel, der hierzulande aus Rapsöl gewonnen wird. Bei der Wärmeerzeugung, die einen Anteil von 50 Prozent am Gesamtenergieverbrauch hat, wird die Bedeutung von Brennstoffen aus den heimischen Wäldern immer größer. So wurden im vergangenen Jahr neben vielen Holzscheitanlagen 85 000 Holzpellet-Heizungen in Deutschland zugebaut, insgesamt sind es derzeit 570 000.
Einen weiteren Beitrag zur Energieversorgung leisten die Biogasanlagen. Sie liefern Strom und Wärme, die bereits in tausenden Haushalten genutzt
werden, und können Biomethan für die Einspeisung ins Erdgasnetz erzeugen. In den rund 9 500 deutschen Anlagen steckt laut Fachverband Biogas das Wärmepotenzial, um rund eine Million Haushalte mit Wärme zu versorgen. Durch kurzfristige Maßnahmen könnten die bestehenden Biogasanlagen nach seiner Schätzung noch in diesem Jahr die Bereitstellung von Strom und Wärme um 20 Prozent steigern. Mittel- bis langfristig hält der Branchenverband sogar eine Verdoppelung der Energiemenge aus heimischem Biogas für möglich. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat jetzt angekündigt, dass die bestehenden Biogasanlagen, von denen viele in der nächsten Zeit aus der Förderung fallen, ein faires Anschlussangebot bekommen sollen. Auf diese Perspektive warten viele Betreiber, deren Anlagen ja noch reibungslos funktionieren, schon lange. Es wäre widersinnig, würden die Anlagen nicht weiter genutzt. Potenzial aus der Landwirtschaft ist also noch vorhanden, wenn auch ihr Anteil zur Abdeckung des Energiebedarfs überschaubar bleiben wird. Denn schließlich hat bei abnehmender Nutzfläche die Nahrungsmittelerzeugung erste Priorität. Doch vielfach lassen sich Nahrungs- und Energieerzeugung gut verbinden.
Cornelius Mohr – LW 14/2022