Hausgrillen und Käferlarven im Essen

Wer schon einmal eine schoko­lierte Heuschrecke oder einen gegrillten Mehlwurm gegessen hat, tat dies vermutlich als Gag oder Mutprobe. Geht es nach der EU-Kommission, können künftig mehr Insekten in unserem Essen landen: Schon seit 2021 dürfen gelbe Mehlwürmer und Heuschrecken in der EU verarbeitet werden – getrocknet als Snack oder gemahlen als Zutat mit einem Anteil von maximal zehn Prozent in Keksen, Nudeln, Brot, Frühstücksflocken oder anderen proteinhaltigen Produkten. Seit vergangener Woche hat die EU nun auch zu Pulver verarbeitete Hausgrillen und die Larven des Getreideschimmelkäfers als neuartige Lebensmittel zugelassen.

Bei den meisten Verbrauchern wird allein schon der Gedanke an den Verzehr dieser Insekten Ekel verursachen. In anderen Kulturkreisen, insbesondere in Asien, Afrika und Lateinamerika, gehören Insekten hingegen ganz selbstverständlich auf den Speiseplan. Für rund zwei Milliarden Menschen sind essbare Insekten ein normaler Bestandteil ihrer Ernährung. Weltweit gibt es sogar über 2 100 für den menschlichen Konsum geeignete Insektenarten.

Als Argumente für den Verzehr der Insekten wird angeführt, dass sie hochwertiges Protein in hoher Konzentration liefern, mineralienreich sind und wichtige Fettsäuren wie etwa Omega-3 enthalten. Außerdem sollen sie verhältnismäßig ressourcenschonend gezüchtet werden können. Schön und gut, allerdings gibt es noch keine konkreten Regelungen in der Lebensmittelhygiene-Verordnung in puncto Insektenhaltung. Außerdem stellt sich die Frage, ob uns pulverisierte Insekten nun ohne Kennzeichnung in Fertiggerichten untergejubelt werden, etwa Pizzateig mit Hausgrillenpulver? Nein, das An­gebot ist nur möglich, wenn die Insekten auf der Zutaten­liste aufgeführt werden. Allerdings: Wer kennt schon die Artennamen der Insekten, die dort im Kleingedruckten stehen werden? Die Hausgrille ist beispielsweise „Ach­­e­ta domesticus“.

Es lässt sich nicht abstreiten, dass Insekten für die Proteinver­sor­gung der (Welt-)Bevölkerung ein vielversprechender Ansatz sind. Hierzulande sorgen jedoch lange Zu­­lassungsverfahren, kaum Angebote im Handel und geringe Verbraucherakzeptanz dafür, dass Insekten zunächst noch ein Nischenprodukt sind.

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 5/2023