Inflation bremst Weinabsatz

Weinmarketingexperten beobachten, dass sich die Verbraucher, die während der Corona-Pandemie noch in Ausgabelaune waren, mit der konti­nuierlich steigenden Inflationsrate derzeit beim Kauf von Wein deutlich zurückhalten. Wie die Hochschule Heilbronn feststellte, ist der Weinabsatz in Deutschland im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent zurückgegangen, im Vergleich zur Zeit vor Corona reduzierte sich die Nachfrage um 7 Prozent. Gleichzeitig machen den Winzern sprunghaft gestiegene Kosten für Energie, Verpackung und Logistik sowie Lieferengpässe bei Flaschen und Kapseln zu schaffen. Laut Statistischem Bundesamt ist die Inflation im Mai im Vergleich zum Vorjahr auf 7,9 Prozent gestiegen. Besonders Energie ist teuer, zum Beispiel ist der Preis für Diesel um 52 Prozent gestiegen. Die weiteren Folgen des Krieges in der Ukraine sind noch nicht absehbar.

Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) meldete, wurden im Zwölfmonatszeitraum bis Februar dieses Jahres gegenüber der Vorjahresperiode 33 Prozent mehr Weine aus den deutschen Anbaugebieten exportiert, was einem Wertzuwachs von 32 Prozent entspricht. Im März 2022 hatte das DWI für das Jahr 2021 mit 357 Mio. Euro den höchsten Stand des Weinexportwerts seit 2010 verkündet. Dieser Wert war bis Februar 2022 noch einmal um 13 Mio. Euro gestiegen. Die Exportmenge hatte 1,3 Mio. Hektoliter erreicht. Das DWI befürchtet nun, dass sich die gestiegene Inflation auch negativ auf den deutschen Weinexport auswirken könnte.

Derweil ist es auf dem Fassweinmarkt ruhig. Die Preise für Qualitätsweine sind stabil bei 100 bis 120 Euro/hl, je nach Rebsorte. Einsamer Spitzenreiter ist Grauburgunder mit 160 Euro/hl. Die Kellereien suchen größere Partien Wein, jedoch scheinen diese am Markt kaum noch vorhanden zu sein. Der nächste Jahrgang startet derweil mit der Traubenblüte. Durch möglichst optimale Pflege der Weinberge mit sorgfältiger Laubarbeit hoffen die Winzer, beste Qualitäten und einen guten Ertrag zu erzeugen, der dann wieder seinen Absatz findet. Trotz der aktuellen Krise lehrt die Erfahrung, dass zu allen Zeiten Wein getrunken wird.

Bettina Siée – LW 23/2022