Jede Baumart hat ihren „Borkenkäfer“

Gerade hat der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung Cem Özdemir die Pressemeldung herausgegeben, dass nur noch jeder fünfte Baum gesund ist in den deutschen Wäldern. Dies sagt der Waldzustandsbericht aus dem Jahr 2023.

Das bedeutet, dass 80 Prozent in einem weniger guten Zustand sind. Dass sich da mit dem Klimawandel einstige ökologische Gleichgewichte verschieben, ist unbestritten. Dem Brotbaum Fichte gilt alle Aufmerksamkeit und mit ihm, dem Borkenkäfer.

Doch es zeigt sich mehr und mehr, dass auch die anderen Baum­arten ihren „Borkenkäfer“ haben. So werden auch Lärche und Tanne zunehmend von anderen Borkenkäferarten heimgesucht. Auch diese Baumarten haben mit langanhaltenden trockenen und heißen Sommern ihre Probleme. Sie sind geschwächt und werden daher zur leichten Beute für die Käfer.

Und was bei mancher Baumart der Borkenkäfer ist, das sind bei der Buche die Pilze der Buchen-Komplexkrankheit. Im vergangenen Jahr lag das Buchen-Schadholz in Rheinland-Pfalz über 65 000 fm. Ein Wert, der noch nie erreicht wurde. Über viele Jahre waren Werte unter 10 000 fm der Normalzustand. Dass die stattlichen Bäume so rasch von den Pilzen zum Verfall gezwungen werden, ist für jeden Waldbesitzer ein Trauerspiel. Ähnlich ist es bei den Eschen.

Und an den Eichen machen sich nun Eichenkernholz- und Eichenprachtkäfer zu schaffen, darüber hinaus all die Insekten, die zur Eichenfraßgesellschaft zählen. Ökologisch gesehen ist die Eiche eine der wichtigsten Baumarten, mehr als 1 000 Insekten leben von und an ihr.

Welche Ursachen zum schlechten Waldzustand führten, das ist in den Waldschutzberichte (S. 18 bis 20) zu lesen. Sie erlauben damit einen Blick, was dieses Jahr zu erwarten ist – immer vorbehaltlich der Witterung.

Eines ist klar: Die Natur macht Platz für die nächste Generation. All die Insekten und Pilze sind nur Handlanger. Die Forstwirtschaft tut gut daran, nun sehr gezielt auf die Genetik der künftigen Bäume zu achten. Die Natur hat sich bereits auf den Weg gemacht, in den Samen der heimischen Bäume sind die Erfahrungen der vergangenen Jahre gespeichert – ob dies reicht?

Elke Setzepfand – LW 20/2024