Konstruktive Vorschläge für mehr Tierwohl

Die Schweinehaltung in Deutschland soll im Rahmen der Transformationsstrategie der Borchert-Kommission hin zu mehr Tierwohl umgebaut werden. Damit will die Politik den Wünschen der Gesellschaft nachkommen. Die Vorschläge sind vom Deutschen Bauernverband und anderen landwirtschaftsnahen Verbänden, aber auch Tierschutzverbänden über­wiegend positiv aufgenommen worden.

Immerhin gibt es jetzt eine mögliche Marschrichtung: Ab 2025 sollen demnach 50 Prozent der hiesigen Schweineproduktion mindestens Stufe 1 (das wären bis zu 20 Prozent mehr Fläche je Schwein, strukturierte Buchten, Zugang zu Raufutter und organischem Beschäftigungsmaterial) der vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegten Kriterien erfüllen, ab 2030 solle Stufe 1 gesetzlicher Standard sein und 40 Prozent sollen in Stufe 2 (bis zu 47 Prozent mehr Platz, eingestreute Liegefläche und Außenklimareiz) liegen. 2040 würde dann Stufe 2 gesetzlicher Mindeststandard werden und mindestens 10 Prozent sollten auf Stufe 3 (plus 100 Prozent mehr Platz, mit Auslaufhaltung) entfallen.

Mit so konkreten Vorschlägen baut man auf einen langfristigen Konsens unter den Beteiligten. Was ist aber, wenn die Wünsche weiter wachsen? Eine weitere entscheidende Frage ist, wie das finanziert werden kann. Höhere Stallbaukosten sollen durch Fördermittel aufgefangen werden und eine Abgabe auf das Endprodukt Fleisch ist geplant. Ob es für beides Mehrheiten in der Politik geben wird und ob eine Art Steuer auf Fleisch EU-konform ist, muss noch geklärt werden. Tierhalter sind sicher zu Veränderungen bereit, aber am Ende muss ein landwirtschaftliches Unternehmen in erster Linie Geld verdienen.

Wie weit lassen sich außerdem mehrere Standards in der Produktion erhalten? Die Ansichten der Verbraucher hierzulande in Bezug auf das Tierwohl gibt es in China vermutlich so nicht. Ob deshalb Importländer wie eben China bereit sein werden, unter sehr viel höheren Kosten produzierte Schweine zu entsprechenden Preisen einzukaufen, ist deshalb fraglich. Positiv wäre es, wenn die Vorschläge der Borchert-Kommission zumindest in langfristige und verbindliche Vorgaben münden würden.

Marion Adams – LW 8/2020