Minimal- statt Rückschnitt

Die Vorherbst-Pressekonferenz des Deutschen Weinbauverbandes (DWV) war von deutlichen Worten geprägt: DWV-Präsident Schneider und Generalsekretär Schwörer sprachen von einer weltweiten Krise und existenzgefährdenden Problemen im Weinbau. Konsumrückgang, steigende Produktionskosten, fehlender Bürokratieabbau und der demografische Wandel prägen den Markt. Und mit dem nationalen Krisenmanagement ist man unzufrieden.

Vom Mindestlohn über die Zollverhandlungen bis hin zur Rotationsbrache habe der ­Verband für die Branche gekämpft und nicht lockergelassen – in vielen Punkten leider vergeblich. Dabei habe Brüssel bereits Weichen gestellt, nur Berlin handelt in den Augen des DWV nicht konsequent und versperrt den Weg für Krisenmaßnahmen. Bei den Forderungen der Branche gehe es nicht um wirtschaftliche Hilfen, sondern um Lösungsansätze und einen geordneten Rückgang in der Krise.

Die Liste mit den Forderungen des Verbands ist lang. Bei einem Punkt ärgert sich der DWV besonders: der geplanten Änderung der Weinüberwachungsverordnung. Bereits Ende Juli kündigte der neue Landwirtschaftsminister Alois ­Rainer an: „Damit schneiden wir überflüssige Bürokratie zurück wie einen Rebstock.“ Dem Entwurf zufolge entfällt etwa die durchaus überflüssige Meldung der oenologischen Verfahren. Eine weitere Änderung besteht darin, Herbst-, Keller-, Wein-, Stoff- und Geschäftsvermittlerbuch zukünftig in einem Register zusammenzufassen. Allerdings kommen zu den Eintragungen, die das aktuelle Herbstbuch umfassen, weitere dazu, etwa der Refraktometerwert oder die Ertragsrebfläche mit Angabe des Standorts der Weinbauparzelle – also wieder zusätzliche Aufzeichnungspflichten. Zudem müssen alle Eintragungen ins Register noch am selben Tag erfolgen. Eine Ausnahmegenehmigung, genauer gesagt eine Hilfsbuch­führung für 30 Tage, können die Länder schaffen, wovon die ­Anreicherung allerdings ausgenommen wäre.

Der angekündigte Bürokratieabbau gleicht wohl eher einer Verlagerung mit Mehraufwand als einem Rückschnitt. Und bereits die Winzer-Azubis lernen: Wer im Winter nicht sauber zurückschneidet, hat später nur noch mehr Arbeit.

Isabell Blaß – LW 35/2025