Preise sorgen für Frust

Bauernverband und Raiffeisenverband haben in den vergangenen Tagen die diesjährige Getreideernte in Deutschland ziemlich übereinstimmend auf 43,5 und 43 Mio. Tonnen taxiert. Das ist eine gute durchschnittliche Ernte, mit der neben den großen Anstrengungen (Arbeit, Betriebsmittel …) auch viele Emotionen verbunden sind. Anspannung, dass die lange Trockenheit in diesem Frühjahr endlich von Regen abgelöst wird, damit sich die Körner füllen und einen guten Ertrag bilden können. Freude, dass die Wintergerste weitgehend und zum kleinen Teil auch Weizen bei guten Erntebedingungen und ohne Qualitätsverlust gedroschen werden können. Dann wieder ein belastendes Warten auf trockenes Wetter nach der wochenlangen Regenphase im Juli, unter der der Weizen und der Roggen zunehmend mit Qualitätsabbau reagierten. Nach der glücklich beendeten Ernte bei wiederum gutem Wetter folgte dann, spätestens nach dem Anruf beim Landhandel, die große Enttäuschung über die miserable Erzeugerpreissituation.

Ob und wann sich die Situation ändert, ist nicht absehbar. Die Ertragsprognosen für Getreide sind für die Nordhalbkugel generell nicht schlecht und drücken die Preise. Die waren in den achtziger Jahren schon höher, wie Bauernpräsident Rukwied jetzt bemerkte. Auf der anderen Seite sind die Kosten für Betriebsmittel weiter gestiegen, was den Getreideanbau unwirtschaftlicher macht und an der Liquidität der Betriebe zehrt. Wer wegen der schlechten Marktlage einlagern will, braucht deshalb nicht nur Platz auf dem Betrieb oder beim Handel, sondern muss es sich auch leisten können. Ein Lichtblick ist, dass die Qualitätseinbußen offensichtlich kleiner als befürchtet ausfallen. Laut Raiffeisenverband liegen die für die Backeigenschaft wichtigen Proteingehalte beim Getreide im Schnitt über denen des Vorjahres, wenngleich die Qualitäten regional sehr unterschiedlich sind. Zusätzlicher Frust entsteht bei denjenigen, die in Roten Gebieten wirtschaften, wegen der eingeschränkten Düngung kaum noch Backqualitäten erzielen können und wegen des großen Preisabstands zu Futterweizen erhebliche finanzielle Einbußen erleiden.

Cornelius Mohr – LW 34/2025