Rinderpreise folgen dem Strukturwandel

Beim Blick auf die Marktnotierungen fallen besonders die Preise für Schlachtrinder auf. Sie sind in der letzten Woche in Deutschland und in den meisten Ländern der EU nochmals gestiegen und liegen bei Jungbullen und Färsen hierzulande bei über 734 beziehungsweise 722 Euro pro 100 Kilogramm. Damit befinden sie sich rund 200 Euro über dem Vorjahresniveau und laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) auf Rekordhöhe.

Die hohen Preise sind Ausdruck eines funktionierenden Marktes, der von Knappheit geprägt ist, die wiederum einem langjährigen Trend folgt. So gab es in Deutschland zum 3. Mai 2025 nur noch 10,3 Mio. Rinder, zehn Jahre zuvor waren es 13,1 Mio. Stück. Die darin enthaltene Zahl der Milchkühe ist im gleichen Zeitraum von 4,2 Mio. Stück auf 3,6 Mio. Tiere zurückgegangen. In anderen EU-Ländern ist die Entwicklung ähnlich. Auch hier findet Strukturwandel statt als Folge von Betriebsaufgaben (auch wegen mangelnder Nachfolger), aber auch infolge staatlicher Ausstiegsprogramme wie in den Niederlanden (in Deutschland könnte die Wiedervernässung von Mooren das Gleiche bewirken). Hinzu kommt ein Effekt durch die in Teilen Europas grassierende Blauzungenkrankheit, die zu Verkalbungen und zu Kuhabgängen führte.

Von den hohen Preisen profitieren erfreulicherweise Mutterkuhhalter und Bullenmäster, aber auch Milchviehhalter, die ihre Kälber lukrativer verkaufen können. Die hohen Preise sind aber eben auch Symptom einer Entwicklung, die nicht nachhaltig ist. Sollte die Milchviehhaltung weiter abnehmen, fehlt irgendwann auch die Basis der Rindermast. Das betrifft nicht nur die Kälber, sondern auch die Infrastruktur bis hin zu den Schlachtstätten. Zumindest könnte sich die Rindfleischerzeugung verteuern. Eine Frage ist zudem, wie die Kundschaft reagiert, ob und wann sie bei hohen oder steigenden Rindfleischpreisen an der Theke zu anderen Fleischarten wechselt.

Die derzeitige Marktsituation könnte auch in der Diskussion um das Abkommen mit den Mercosur-Staaten und der Vorbehalte gegenüber dem dort billig produzierten Rindfleisch eine Rolle spielen und die Position der Gegner eher schwächen.

Cornelius Mohr – LW 41/2025